Ressort: Lebenskunst(Weitere Infos)

12.Dezember 2014, 10:10

Zufall oder Schicksal

Wenn wir uns eine Auszeit nehmen, einmal einen Schritt zurück treten und auf unser bisheriges Leben blicken: Was davon war beeinflussbar, was habe ich dafür getan, wie viel Glück oder Pech war mit dabei, welches Mass an Können und Unvermögen, an Bewusssein und Achtsamkeit hat mitgeholfen, mich da hin zu bringen, wo ich stehe? Je nach dem Mass unseres inneren Credos, Selbstbestimmung mit Steuerung gleich zu setzen, werden wir immer an mehr oder weniger mögliche persönliche Einflussnahme auf unser Leben glauben. Und was ist mit dem Rest, der für uns alle bleibt: Zufall oder Schicksal? Laune oder Fügung?

Und wer hat es denn einfacher, hierzu eine Einstellung zu finden, welche Bodenhaftung möglich macht? Der intellektuelle, mit Bildung ausgerüstete, rational argumentierende Mensch moderner Prägung, dem jenseits begründeter Herleitung für Ereignisse nur das Wort Zufall bleibt, oder der so genannt einfache Zeitgenosse mit weniger vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten seines Alltags, dem der Begriff Schicksal womöglich leichter über die Lippen kommt?

Um Ereignisse unseres Lebens als Schicksal oder Zufall zu deuten, hilft keine noch so verfeinerte Fähigkeit zum Erkennen von Zusammenhängen – denn dahinter wartet mit absoluter Sicherheit die nächste Fragestellung, die wörtlich alles neu in Frage stellen kann.

Der einfache Geist, oder, ganz ohne Wertung, der Geist, der sich einfach geben kann, hat es womöglich leichter: Er erlaubt seinen Sinnen viel eher, zu staunen, dringt in seinen Wahrnehmungen tiefer, weil er kein Verstehen von sich und der Welt fordert, sondern auch Andacht kennt und sucht. Womöglich spricht er kindlich von Schicksal, ist ihm schlichter Glaube näher, und kann er so Schicksal viel leichter akzeptieren als jemand, der an gleicher Stelle den Zufall akzeptieren muss.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert