Ressort: Gesellschaft(Weitere Infos)

19.Dezember 2014, 14:04

Gastbeitrag: Benigni erklärt Italien die 10 Gebote

Am Montag- und Dienstagabend sendete RAI1 jeweils von 21.15 bis 23.15 Uhr eine zweiteilige Auslegung der 10 Gebote durch den begnadeten Komiker, Schauspieler und Schriftsteller Roberto Benigni. Ich bin am Montagabend zufällig darauf gestossen, als ich im Teletext ein Fussballresultat nachschauen wollte. Als ich den Benigni sah und hörte, gab’s für mich natürlich keine andere Beschäftigung mehr.Es war ein Genuss, ihm zuzuhören, wie er verschmitzt den Gehalt der einzelnen Gebote in die heutige Zeit mit ihren Problemen einbettete.

von Walter WederDie katholische Kirche, die Mafia, die Politik und die kapitalistische Wirtschaft, alle bekamen ihr Fett ab. Die Kirche z.B. beim Gebot: „Du sollst nicht ehebrechen!“ Dies sei kein Gebot gegen die Sexualität, so wie es die Kirche seit Jahrhunderten interpretiert und wie sie damit die Jugend ins Gewissenselend stürzt. Trotzdem hat der Papst nach der Sendung sofort zum Telefon gegriffen und Benigni gratuliert und gedankt.

Mit einem spitzbübischen Grinsen hat Benigni den Italienern gesagt, dass Gott sie so sehr liebe, dass er ein Gebot eigens für sie aufgestellt habe: „non rubare!“ Und trotzdem würde dieses Gebot in Italien nur von den Kindern verstanden.

Für die RAI war dies ein riesiger Erfolg. Am ersten Abend schauten 9.1 Mio und am zweiten sogar 10.3 Mio zu. Dies entspricht einem Marktanteil von fast 40%. Dies zeigt uns doch, dass anspruchsvolle Sendungen auch heute noch Erfolg und damit ihre Berechtigung haben.

Benigni spricht nicht zum ersten Mal zu ganz Italien. Er hat vor ein paar Jahren mit seiner Auslegung der italienischen Verfassung einen ebenso grossen Erfolg feiern können.

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Ein Gedanke zu „Gastbeitrag: Benigni erklärt Italien die 10 Gebote

  1. Kurt Thinkabout

    Lieber Walter,

    Benigni ist so was wie mein Lieblingsitaliener. Seine herzliche Überschwenglichkeit, diese unbedingte Freude an der sprühenden Gestik – ich werde nie vergessen, wie er bei der Oscarverleihung über die Stühle getanzt ist. Und der Mann hat nicht einfach eine Attitüde, sondern viel Herz, Überzeugung und Hirn.

    Wenn einer uns mit allen Absurditäten von Italien vertraut machen und uns gleichzeitig mit ihnen versöhnen kann, dann ist das dieser dünne unscheinbare Mensch, der für uns alle richtig glüht.

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