Ressort: Lebenskunst(Weitere Infos)

21.Dezember 2014, 21:20

Udo Jürgens ist tot.

Udo Jürgens ist heute auf einem Spaziergang im Thurgau zusammen gebrochen. Wenig später konnte im Spital nur noch sein Tod festgestellt werden: Akutes Herzversagen.

Sein Tod macht traurig. Es wird keine neuen Songs mehr geben, keine weiteren Auftritte im Hallenstadion, wie vor ganz wenigen Tagen. Hören werden wir seine Songs noch lange. Sehr lange.

Hier aus diesem traurigen Anlass ein Text vom 3.12.2014, reloaded:

Udo Jürgens: Songzeilen für Blogger

Ich habe eben auf YouTube Udo Jürgens zugehört, angesichts der Bambi-Verleihung für sein Lebenswerk. Er singt unter anderem:

Ich will den Text,
der sich was traut.
Ich will das Wort,
so wie ein Schwert;
das in alle Herzen dringt,
das tröstet und verstört.
Ich will die Unbequemlichkeit
und auch die Schwärmerei.
Ich will verdammt sein
zur Revolte
und zum Träumen frei.

Ein Text für den Songwriter und Sänger. Aber auch ein Text, der das Wesen des Bloggens umschreibt, so, wie ich es mir gerne wünsche.

Als Blogger dürfen Sie sich empören, die scharfe Rhetorik auspacken. Vielleicht kommen Sie sich dann vor wie ein keifendes, unzufriedenes Waschweib das aus dem Souterrain durchs Kellerfenster in die Leere geifert, vielleicht aber rütteln Sie auch auf. Man weiss es nie. Ich weiss es nie. Dem Publikum zu Willen muss ich allerdings nie sein. So zahlreich ist es nicht, genügend identifiziert auch nicht. Aber es ist da.

Verdammt bin ich nicht zum Bloggen, aber ohne will ich wirklich nicht sein, vielleicht könnte ich es gar nicht mehr, ohne unglücklich zu werden. Passion ist immer Leid und Freud(e) gleichzeitig. Aber das Träumen, das kann man mir hier genau so wenig verbieten, und ich kann versuchen, Herzen zu erreichen, ganz der eigenen Gemütslage folgend in einer Art Seelenbeschau. Manchmal übersetze ich dann ein Gefühl für jemand anderen, und natürlich auch für mich selbst, in Sprache, in Worte, in Zwischenräume.

Ein Blog ohne enge Themenspur ist wie ein Tagebuch der Befindlichkeit zwischen Wutbürger, Überzeugungsdirektdemokrat, Lebensbefrager und Gelassenheitssucher, und der ständige Versuch, Mensch zu sein und damit weich und doch standhaft der Aufrichtigkeit zu sich selbst verbunden. Es sind ehrbare, gar nicht so kleine Ziele und Verpflichtungen. Die gleichen, die auch einem Tagebuch geschuldet wären.

Ich will den Text, der sich solches traut.

——
PS: Der Text des Liedes, der Songs selbst geht übrigens mindestens so stark und aussagekräftig weiter. Aber ich will mal mich nicht versteigen. Udos Strahlkraft aber macht die Worte schon möglich.

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