Ressort: Mensch und Natur(Weitere Infos)

25.Dezember 2014, 8:50

Weihnachtsbäumetod

credit: istockphoto.com/rmcguirk

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Die Geschäfte haben geschlossen. Der Endspurt um die letzten Geschenke ist vorbei. Und der Heiligabend auch schon. Wir sind vielleicht gestern noch an den grossen Aussenverkaufsständen vor den Warenhäusern, Lebensmittelfilialen oder an Dorfplätzen vorbei gehastet – und damit an den Nordmann, Blau- und Rottannen und Fichten, die da noch herum standen.

Wie viele Weihnachtsbäume bleiben eigentlich jedes Jahr ohne Abnehmer? Wie viele Prozent der Bäume sind umsonst geschlagen worden? Werden sie wenigstens zu Brennholz gemacht oder als Dünger gehäkselt?

Wie gross wäre der Aufschrei, wenn eine Verordnung erlassen würde, dass alles zu unterlassen sei, unnötig Bäume für Weihnachten zu fällen – und dass also, sagen wir, Weihnachtsbäume nach dem 23. Dezember nur noch abgegeben werden, wenn sie zuvor bestellt wurden?

Unsere Gedankenlosigkeit, die uns trotz fehlender Umsichtigkeit auch auf den letzten Drücker noch jede Verfügbarkeit erwarten lässt, ist für uns kein Thema. Je weniger Zeit wir für Küche und Haushalt haben, um so wertvollere Kunden sind wir für die Wirtschaft, weil wir tendenziell mehr bezahlen. Das nennt sich Convenience-Food – verpackt lange haltbar und sofort verzehrbar, womöglich geniessbar.

Wir beuten die Ressourcen der Natur schamlos aus, und gehen dabei immer nach der Maxime der Wirtschaftlichkeit vor. Haben Sie sich schon einmal gefragt, was es eigentlich bedeutet, wenn in der Aktion im Lebensmittelladen 500g Broccoli ein Franken achtzig kosten? Ich meine exakt 500g Broccoli. Abgeschweisst in Folie, nicht 480g, nicht 520, immer genau 500. Wie viel Abfall fällt da eigentlich an, nur zu Marketingzwecken oder, zum Beispiel, für die normierte Verpackung – oder wie viele Äpfel landen nicht auf unseren Tischen, weil sie nicht der Normgrösse entsprechen?

Wir haben einen Grad der Automatisierung Einzug halten lassen in unsere Nahrungsketten, der uns das Grausen bereiten sollte, Tag für Tag… Wir lassen kaum mehr der Menschen Hände an unsere Lebensmittel ran – weil das viel zu teuer wäre… Ich nenne niemanden einen verschwurbelten Esoteriker, der mir sagt, dass die Qualität unserer Nahrung auch darunter leidet…

Ich liebe die Kartoffeln vom Bauer um die Ecke. Ich muss sie zwar selber waschen und putzen – aber sie schmecken einfach phantastisch. Womöglich habe ich den Eindruck nur deshalb, weil sie mir (sic!) so erdig vorkommen. Sie kommen aus der Erde, wie alle Kartoffeln (ist das noch so, oder?), aber bei diesen Knollen weiss ich das nicht nur, ich erlebe es mit. Und sie machen mir Arbeit. Sie ernähren mich ja auch!

 

7 Gedanken zu „Weihnachtsbäumetod

    1. Thinkabout Beitragsautor

      uuups, ein gutes Beispiel, weil SEHR arbeitsintenisv. Mein absoluter Lieblingssalat – und gleichzeitig Grund, gleich schamvoll einzugestehen: Denn kaufe ich schon mal frisch gepflückt und vorgewaschen…

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  1. Gerhard

    Es kommt der tag, an dem eckige eier gezuechtet werden, damit mehr in die verpackung passen. Spass beiseite, aber man ist ja schon nah dran an solchen sachen, du hast ja einige beispiele angefuehrt.
    Nur: es kuemmert uns nicht! Du kannst vielfältig darauf aufmerksam machen, aber nichts erreicht den konsumenten.
    Unsere eltern u grosseltern kannten jedenfalls das wegwerfen offenbar nicht.

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    1. Thinkabout Beitragsautor

      Was allenfalls hoffnungsvoll stimmt: Es gibt heute auch schon Initiativen, welche versuchen, mit den Überschüssen aus Lebensmittelläden und Bäckereien (knapp 50% des gebackenen Brotes wird vernichtet…) und Restaurants eine Verwertung zu erreichen: Sammeldienste für Suppenküchen etc.
      Da ist – unabhängig von der Beurteilung der Effektivität – ein Bewusstsein geweckt – vielleicht kann es sich ja vom Ende der Nahrungskette zurück hangeln an den Anfang allen Ungemachs? Spätestens dann, wenn wir Ressourcen tatsächlich mit dem Adjektiv „knapp“ zu verbinden beginnen?

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