Ressort: Lebenskunst(Weitere Infos)

06.Januar 2015, 20:59

Irgendwann kommt der letzte Sprung

Der österreichische Skispringer Thomas Morgenstern gehörte zu den ganz Grossen. Und er war in seinem Rücktrittsentscheid genau so souverän wie auf der Spitze seines Könnens.

In der Startphase der letzten Olympiasaison kam er sehr gut in Form, doch dann stürzte er schwer. Bange Wochen im Spital folgten, doch Morgenstern kämpfte sich zurück und errang mit dem Team noch den Olympiasieg in Sotschi. Dann, in der Vorbereitung auf diese Saison, kam sein letzter Auftritt: Morgenstern erklärte seinen Rücktritt. Die absolute Sicherheit sei nicht mehr zurück gekommen, befand er: Zeit, aufzuhören.

Die verrückten Hunde müssen immer wieder ihren Bammel überwinden – mit Leichtsinn hat das nichts zu tun. Simon Ammann ist auch so einer. Unglaublich, was er über so viele Jahre geleistet hat und welche Leistungen er noch immer bringt. Er kann noch immer jedes Springen, bei dem er antritt, gewinnen. Nun ist Ammann zweimal gestürzt. Zur Zeit liegt er selber im Spital, auch wenn die Folgen seines Sturzes, auch diesmal nach der Landung geschehen, nicht so schlimm sein dürften. Doch auch Ammann wird sich irgendwann damit konfrontiert sehen, dass es darum geht, den letzten Sprung gut zu wählen.

Ich schreibe ihn noch nicht weg. Es ist völlig offen, wie es weiter geht. Ich traue ihm noch immer das absolute Gefühl zu. Wenn er dieses aber nicht mehr findet, ist es Zeit. Und womöglich weiss kein Skispringer mit Sicherheit im voraus, wann es so weit sein wird.

Ich kann mir gut vorstellen, dass du da eines Tages unten landest, und dann genau weisst: Das war’s.

 

 

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