Ressort: Gesellschaft(Weitere Infos)

11.Februar 2015, 12:40

Banker verändern sich. Journalisten auch.

Die Banken haben dazu gelernt. Und sich neue Regularien geschaffen. Die Auswirkungen spürt der normale Kunde wohl am stärksten. Und die Medien verlieren genau so wie die Banken jedes Mass. Wir leben eindeutig in veränderten Zeiten.

Will ich ein neues Bankkonto eröffnen, und um die Ersteinzahlung zu tätigen, von einem anderen Konto einer anderen Bank, das auf mich lautet, einen Betrag überweisen, so muss ich unter Umständen meiner neuen Bank erklären, woher das Geld stammt uns aus welchen ursprünglichen Quellen es kommt, also, wie ich es verdient habe. Und wir reden nicht von riesigen Beträgen. Will ich Geld von meinem Konto abheben, und übersteigt der Betrag dabei 10’000 Franken, so fragt mich die Bank, wofür ich das Geld brauche. Ich muss Rechenschaft über Dinge ablegen, die uns Allen bis vor Kurzem wirklich als privat galten. Und Geld und Vermögen sind grundsätzlich privat. Danach haben wir immer gelebt und damit sind wir gut gefahren. Die Zeiten ändern sich. Politik und Wirtschaft bieten uns für unsere Altersvorsorge und die Anlage unserer Vermögen wenig bis nichts an Zins, dafür haben wir uns dem Überwachungsstaat auszuliefern. Die Meinung des kleinen Mannes, dass das ja nur die Reichen betreffe und es da schon besser sei, genauer hinzusehen, ist sehr kurzsichtig. Denn nirgends greift so eine Veränderung mitels der dazu gehörenden Bürokratie so rigoros in unser Leben ein, wie im wirklichen Alltag von Herrn und Frau Jedermann. Und nicht nur die Privatsphäre von uns Allen geht flöten – die so genannt investigativen Journalisten scheuen sich auch nicht länger, das Gut der privaten Integrität sehr früh fahren zu lassen und Namen im Zusammenhang von „Untersuchungen“ zu publizieren, so dass ich als News-Konsument mich dann frage, was das eigentlich soll?

Der Schweizer Ableger der HSBC soll nicht nur Steuersündern aktiv bei deren Tun geholfen haben – die Bank soll auch Kundengelder aus kriminellen Quellen und von korrupten Politikern / Machthabern angenommen haben, ohne die Namen der Kunden zu überprüfen – oder gar in Kenntnis von deren Hintergrund. Das ist alles nicht schön bis katastrophal – es betrifft aber vornehmlich Informationen aus der Zeit bis 2007, denn damals wurden diese gestohlen – und das Konsortium investigativer Journalisten greift nicht nur diese Geschichte auf und „wertet“ sie aus, um sie als aktuell zu verkaufen oder zumindest so bei uns haften zu lassen – es veröffentlicht dazu auch Kundennamen, bei denen in keiner Weise erwiesen ist, dass sie in irgend einer Weise verwerfliche Beziehungen mit der Bank unterhalten haben. Und dabei gehen sie sehr weit. Nehmen Sie mal an, Sie wären Ex-Profifussballer aus Argentinien und fänden sich in diesem Zusammenhang in einer Auflistung mit Drogen-Bossen und Ministern unter Korruptionsverdacht wieder, und neben dem Bild hiesse es dann im kleinen Bild-Text dazu:

Der Rekordnationalspieler besass zwei Kundenkonten bei der HSBC seit dem Jahr 2006. Seine genaueren Aktivitäten sind unbekannt.

Was nichts anderes heisst, als dass ihm nach heutigem Stand, acht Jahre nach den „neuesten“ gestohlenen Unterlagen, nichts vorgeworfen werden kann. Das Gleiche bei einem amerikanischen Schauspieler. Ist das der Preis für ein bisschen Ruhm? Ist das korrekt? Was bedeutet das für uns alle, wenn die journalistischen Selbstbeschränkungen so wenig greifen?

Was geschieht eigentlich mit uns News-Konsumenten, wenn wir auf diese Weise mit „News“ gefüttert werden? Ich kann mich noch erinnern, dass Gunter Sachs Steuerhinterziehung vorgeworfen wurde. Richtig. Vom gleichen Konsortium von Journalisten, das nun den HSBC-Skandal beackert. Die Vorwürfe gegen Sachs wurden damals nicht erhärtet. DAS allerdings, erinnern wir im Nachhinein jeweils nicht mehr.

 

4 Gedanken zu „Banker verändern sich. Journalisten auch.

  1. Menachem

    Chapeau! Das du dieses Thema so ruhig und sachlich formulieren kannst. Mich treibts jedes mal die Bäume hoch, wenn die „netten“ Dienstleiter am Schalter schauen und ich mich behandeln, als käme ich von einem anderen Stern. Dabei wollte ich nur 500,00 bar einzahlen.

    Und die letzte Hoffnung für den kleinen Mann, Bitcoin, ist nun auch endgültig gestorben.

    Was bleibt: Frust.

    Bleib Gesund.
    Menachem

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    1. Thinkabout Beitragsautor

      Du auch, Menachem!
      Und Hoffnungen für den kleinen Mann gibt es in Sachen Geld nicht. Bitcoin, diese Idee, ist womöglich zur grössten Spekulationsblase überhaupt geworden, die dann auch entsprechend laut geplatzt ist.
      Wir sollten uns einfach bewusst sein, dass, wenn wir auf Regularien pochen, mit dem Blick auf die Reichen und Tabulosen, dass der Verlust an Privatsphäre und persönlicher Freiheit immer erst und meist nur gegenüber den Kleinen greift. Bürokratie ist genau in dieser Weise gründlich und nie wirklich ein Mittel gegen zielgerichtete Betrugsabsichten.

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    1. Thinkabout Beitragsautor

      Liebe Claudia
      Habe jetzt so was von herzlich gelacht!
      Aber genau das ist richtig – und leider erst noch nicht völlig unvernünftig.

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