Ressort: Gesellschaft(Weitere Infos)

21.März 2015, 0:46

Soldatenleid

Ich schaue öfters US-Sport-Ausschnitte, Immer wieder wird die Gelegenheit genutzt, die Nationalhymne zu spielen. Oder es werden Rückkehrer aus Afghanistan oder einem anderen Krieg im Stadion begrüsst, mit ihrer Familie zusammen geführt, unter dem Applaus der Anwesenden, die eigentlich kamen, um ein Eishockeyspiel zu sehen – und dann hört man den Satz des Dankes für den Dienst am Vaterland, pathetisch gesprochen vom Stadionspeaker.

Die Amerikaner leben praktisch ständig im Bewusstsein, im Krieg zu sein, so scheint es zumindest. Und es ist ja auch durchaus angebracht, in diesem Zusammenhang jene zu respektieren, welche für die jeweilige Politik auch den Kopf hinhalten. Was ich mich dann jeweils frage, ist, wie die Geschichte dieser „Helden“ dann in der Regel weiter geht? Die USA ist gewiss nicht das einzige Land, das sich mit seinen Veteranen schwer tut: Sie gehen überall auf der Welt vergessen. Sie haben den Albtraum erlebt, den alle, die davon verschont blieben, verdrängen wollen – oder gar nicht nachvollziehen können, weil solches Erleben im Grunde gar nicht erzählt werden kann.

Und damit hier nicht der Eindruck entsteht, ich wolle mal wieder nur besserwisserisch meine Nase in den Wind über den Ozean strecken und rüber brüllen, richte ich das letzte Wort dieses kleinen Textes an die Schweizer Politik: Im Ständerat wurde diese Woche über die neueste Schweizer Armeereform debattiert, und namentlich die SVP-Mannen haben laut verkündet, dass 100’000 Mann in keinem Fall ausreichen, um die Schweiz zu verteidigen. Ich halte dem entgegen, dass, ganz egal, wie viele Soldaten wir stellen wollen, in jedem Fall gegeben sein muss, dass diese Menschen nicht nur gut ausgebildet werden, sondern auch entsprechend ausgerüstet sind. Ein bisschen Armee geht einfach nicht. Das ist lächerlich und peinlich – und gegenüber jenen, die für uns ihr Leben aufs Spiel setzen sollen, genau so beschämend wie der Umgang der Gesellschaften mit vom Krieg geschädigten Soldaten.

 

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