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03.April 2015, 8:20

Der umgetriebene Handel Treibende

[myblog-Text vom 19. Oktober 2004 15h58] Wie ein zweijähriger Prozess eingeläutet wurde, wie ich Anlauf holte, um tatsächlich eine konkrete Veränderung zu erwirken. Die wurde zwar erst gut zwei Jahre später konkret – dafür hat sie bis heute Bestand. Was dafür spricht, dass es richtig war, in mich hinein zu hören.

Ich kaufe etwas billig.

Ich verkaufe es weiter, möglichst natürlich etwas teurer.
Und weil ich das recht gut mache, geht es mir wirtschaftlich gut.
Ich bin ein guter Verkäufer,
wie man sagt – und wie ich glaube.
Und ich präge den schönen Spruch,
dass Lieferant und Kunde der Meinung sein sollen,
dass das,
was ich dazwischen an Mehrwert für mich abzweige,
eine Serviceleistung vergütet,
die im Interesse dieser beiden Parteien liegt.
Da sich diese in der Regel kennen
und ich als Agent dennoch nicht umgangen werde,
scheint es mir auch zu gelingen,
dies zu vermitteln.

Ich leiste also gute Arbeit.

Dennoch kann man ruhig festhalten,
dass sich der Anteil meines kreativen Schaffens auf herzlich wenig Substanz hinunter bilanzieren lässt. Im ganzen banalen Vorgang meines Handel(n)s liegt wenig Phantasie und schon gar keine Poesie.
Und so stelle ich fest, dass ich immer häufiger mehr Energie auf die Beobachtung meiner Arbeit verwende, als auf deren Gewinn bringenden erfolgreichen Abschluss. Das bringt mir eine Menge für die reifende Erkenntnis meiner echten Bedürfnisse, ist aber für mein Funktionieren im Rädersystem eines Handelsbetriebes recht hinderlich.
Ich beginne „anders zu ticken“, und meine Umgebung scheint es zu bemerken. Es ist ganz interessant, dies zu beobachten, und da ich recht unabhängig bin, muss es mich auch nicht beunruhigen. Pekuniäre Ängste kommen nicht so schnell auf, was dazu beiträgt, den Blick nicht von den Dingen abzuwenden, wenn sie ihre hässlichere Seite zeigen.

Ich werde, ja ich muss mich beruflich verändern. Ich habe mich lange genug selbst unter Verschluss gehalten. Dem Dampfkochtopf wird nun ganz langsam das Ventil geöffnet, und wenn ich es behutsam anstelle, dann wird es mir gelingen, die Luft dosiert abzulassen. Auf dass ich sagen kann: Leute, es ist angerichtet, lasst es Euch schmecken, aber in Zukunft bitte ohne mich. Ich habe einen anderen Hunger entdeckt.

Was heisst entdeckt? Ich gestehe ihn endlich ein.
Ja, ich wünsche mir einen ordentlichen Rückzug, mit Anstand und Achtung vor der Arbeit jedes Einzelnen, der zum gleichen Rädersystem gehört und zu seinem Funktionieren beiträgt, und ich erwarte von mir, dass ich mich mit meinen neuen Bedürfnissen nicht der Hochnäsigkeit verdächtig machen werde, „es“ besser zu wissen als andere. Ich kann einfach nicht mehr länger – was auch heissen kann, völlig wertfrei, dass Andere es besser können und talentierter sind.

Ich sehne mich danach,
zu leben,
zu fühlen,
zu schreiben.

Thinkabout
#myblogReload

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