Ressort: Lebenskunst(Weitere Infos)

04.Mai 2015, 7:30

Umgang mit unseren Fehlern

Broadchurch – Der Krimi-Vierteiler beschreibt, wie der Mord an einem 11-jährigen Jungen über eine Küstenkleinstadt hinein bricht und daran die oberflächlich intakte Gemeinschaft nach und nach zerbricht. Am Schluss wird wohl nichts mehr übrig bleiben ausser aufgebrochenen alten Wunden, neuen Verletzungen, vielen unter Verdächtigungen zerbrochenen Leben und eingerissenen schütteren Fassaden.

Es muss gar nichts so Dramatisches geschehen, um sich die Frage zu stellen: Wie gehen wir generell mit einander um? Wie schnell machen wir uns Bilder von Menschen? Warum sind wir freundlich zu einem Menschen und garstig zu einem anderen? Wonach richtet sich unsere Sympathie wirklich? Warum brauchen wir für unsere Orientierung eine so schnelle Einteilung in Gut oder Böse? Warum fällt es uns so schwer, zu akzeptieren, dass in uns Menschen das Ungeheuer wie der Engel wohnen kann? Wir könnten viel entspannter miteinander umgehen, wenn wir uns nicht so leicht umhauen liessen von Nachrichten, über die man sich dann das Maul zerreisst:

Wer hätte das von dem gedacht? Ausgerechnet von dem?

Ja, nun denn? Wir sehen nur an die Menschen heran, und seien wir ehrlich: Meist wollen wir gar nicht genauer hinsehen. Es wäre auch nicht nötig, nach einer Enttäuschung jemanden ins Pfefferland zu wünschen, der zuvor beinahe eine Ikone war: Wir überhöhen oft Menschen und reissen sie dann nieder, dabei sind sie doch dann beeindruckend, wenn sie mit sich selbst umgehen können, und damit mit ihren eigenen Unzulänglichkeiten zurecht kommen.

Scheitern Beziehungen, so können die Partner dann wirklich Frieden mit dieser Zeit machen, wenn sie erkennen und stehen lassen können, dass diese Erfahrung eine Gute war, dass die Enttäuschung nicht alles überdeckt – und auch nicht in Frage stellt, dass wir uns erneut einlassen können auf Menschen.

Jeder Mensch hat hunderte von Facetten, und wir kennen nur ganz wenige. Wir alle sind vielschichtig, dringen längst nicht in unsere eigenen Tiefen vor – und könnten gerade deswegen ein viel spannenderes Leben haben, wenn wir mehr Menschen die Chance geben könnten, einfach „normal“ zu sein. Und damit Fehler zu haben. Wir müssen sie nicht alle „in unser Leben lassen“, aber tolerant zu sein, heisst dann auch, sich nicht scheinheilig entrüstet zu geben, wenn die Menschen Schwäche zeigen.

Die meisten von uns wollen zurecht kommen mit diesem Phänomen unseres Daseins, zwischen Geburt und Tod, ohne dass wir das Davor oder das Danach kennen. Und manchmal, wenn wir etwas tiefer dringen, wenn wir das Gespür für das Richtige zulassen und ihm auch Gewicht geben können, dann glauben wir an die Liebe – können geliebt werden und Liebe auch geben. Sie stirbt nie aus. Denn sie ist das Leben.

.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert