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14.Juni 2015, 19:25

Selbstverständlich

Das ist doch selbstverständlich. – Wie oft hören wir diesen Satz? Wie viel kann darin mitschwingen?! Was macht uns Dinge selbstverständlich, was lässt uns etwas voraussetzen, als gegeben, als selbstverständlich sehen?

Wir haben uns Alle ein bestimmtes Verhalten angeeignet, innerhalb dessen wir Dinge wie selbstverständlich tun – und sie womöglich auch voraussetzen. Der Pflichtbewusste findet etwas selbstverständlich, was für einen anderen Menschen vielleicht unbedeutend erscheint. Wichtiges und Vernachlässigbares haben zwar wohl mehr objektiv abrufbare Bewertungsskalen, als manche wahrhaben wollen – aber wirklich gleichgeschaltet sind sie nicht für uns alle.

Und der Pflicht verpflichtet zu sein, hat manchen mit besonderen Qualen konfrontiert, zumal das, was der Pflicht geschuldet schien, womöglich andere Menschen und andere Bedürfnisse zurück gesetzt hat. Der pflichtbewusste Vater war womöglich jener, der für seine eigenen Kinder sehr wenig Zeit übrig hatte.

Was auch immer wir tradieren, weitergeben, vorleben, welche Prinzipien wir verfolgen, befolgen, bewahren – wir kommen nicht umhin, sie einzuordnen und abzuwägen, was uns daran unverzichtbar erscheint, und was nicht. Je härter wir dabei sind, je mehr eigene Maximen wir in unsere Mauern meisseln, um so kantiger und unnahbarer werden wir womöglich. Je leichtfertiger wir aber umgekehrt Versprechungen machen oder glauben, wir könnten uns Verlässlichkeit ersparen, wo immer sie uns mühsam wird – um so weniger können wir wirklich Partner sein: Partnerschaft setzt voraus, dass wir uns vergewissern, was für den anderen „wichtig“ ist, was er aus einem bestimmten Verhalten ableitet – und womöglich stellen wir dabei an uns selbst fest, dass wir zu leichtfertig mit eigenen Unachtsamkeiten umgehen:

Kommunikation im Dienst des Verstehens bedeutet, nicht nur dann und nicht nur über das zu reden, was uns gerade „in den Sinn kommt“, was uns selbstverständlich erscheint, sondern das auszutauschen, was für Beide wichtig ist. In der Summe, und nicht nur in der Schnittmenge.

Und so kämpfe ich auch nach dreissig Jahren in meinem Verhalten noch mit Dingen, über die meine Frau nur den Kopf schütteln kann. Weil ihr diese Dinge selbstverständlich sind. Dass sie gleichwohl die Geduld mit mir nicht verliert, und einfach immer wieder darauf hin weist – das ist (auch) nicht selbstverständlich.

 

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