Es gibt keinen singenden Showstar in Deutschland, der ein so grosses Rad drehen könnte wie Helene Fischer. Sie absolviert eine mehr als dreistündige Weihnachtsshow in den unterschiedlichsten Rollen perfekt. Sie tanzt, moderiert, singt – kaum ein Gast ist davor gefeit, sie mitsingen zu lassen – und die Botschaft kommt rüber: Helene Fischer kann alles ziemlich gut.
Doch die Perfektion an allen Fronten hat auch ihren Preis. Man wird beim Zuhören tatsächlich ein wenig atemlos. Und Helene Fischer hat wohl diese eine Tragik in allem Erfolg zu meistern: Die Formate, die sie bedient, lassen eines gar nicht mehr zu: Einfach Sängerin zu sein. Durchzuatmen und einfach nur IHR Ding zu machen. Sie könnte es sich längst leisten, aber so, wie sie auf dem Bildschirm wirkt, so wird sie ja auch gewollt, und also gibt’s immer noch einen drauf. Die Kuh soll wohl auch gemolken werden, so lange sie eben so reichlich Milch gibt; und es wird sie nicht glücklicher machen, dass sie sich wohl ziemlich lange in dieser Präsenz halten wird. Denn das ist auch eine Maloche. Und es hängt mittlerweile ein ganzes Wirtschaftsunternehmen an diesem Persönchen mit der perfekten Figur und dieser Ausstrahlung einer singenden Fitnesstrainerin.
Nur einmal, aber immerhin einmal scheint auf, was Helene Fischer wirklich sein könnte: Eine wahre Künstlerin mit Tiefe. Merci Chérie, singt sie von und für Udo Jürgens, und in diesen Momenten ist spürbar, wie viel Herz und Kreativität und Können Helene Fischer als Sängerin auszeichnen, wenn sie sich mehr darauf konzentrieren und zum Atmen kommen könnte.
http://youtu.be/0h2QFwBD78Q?t=1m10s
Ihre Menschlichkeit lässt sie auch die erste Single ihrer Back Vocal – Sängerin promoten und ihre generelle Intelligenz ist auch unbestitten – manche mögen sich auch noch an die Talk-Masterin in ihr erinnern. In einer Zeit, in der sie noch nicht so viele Erwartungen erfüllte, erfüllen musste.
Udo Jürgens hätte noch manchen guten Rat für sie gehabt.
Danke lieber Thinkabout, für diesen emotionalen Ausschnitt. Wunderbar die Ausstrahlung von Udo Jürgens, vermischt in einer kleinen Altershilflosigkeit und einer immer wollenden gebenden Güte in der Kunst. Ich meine fast, erst wenn es den Älteren kalt wird, erreicht uns ihre Wärme. Seltsam.
Manchmal gibt es Sätze, an denen bleibt die Aufmerksamkeit hängen.
Das meint wohl auch Udo Jürgens, wenn er die Künstler zur Demut mahnt: Wird er hochtrabend, hat er kaum mehr Ansprechpartner für die eigenen Mühen. Und wer hat die nicht? Gerade im Alter?
Ich fand dieses video auch ungeheuer emotional beruehrend. Udos traenen ruehrten auch mich sehr.
Ich glaube, dass man an seiner Reaktion ermessen kann, wie sehr ein Komponist von der Interpretation eines eigenen Liedes ergriffen werden kann – gerade so, wie wenn er neu vorgeführt bekommt, welches Potential an Erkenntnissen und Berührungen er mit seinem Werk frei gelegt hat.
Dem Udo sind in diesem Moment – vermute ich – jede Menge von Gedanken durch den Kopf gegangen, die den kurz zuvor erreichten Altersfortschritt, die attraktive Interpretetin und das eigene Lied in einen emotionalen Blitzlebensrückblick verschmelzen liessen. Es sind solche Momente in denen – in einer langen Vergangenheit – das Erreichte mit einer überschaubaren Zukunft kollidiert und echte, unkontrollierbare Wehmut hervorgerufen wird – in allen Facetten die das Leben spiegeln.