Ressort: Gesellschaft(Weitere Infos)

31.Dezember 2014, 14:14

Weiter wachsen, Jahr für Jahr?

Jede Wirtschaftsnachricht, die den Puls eines Landes erfühlen will, richtet sich danach: Progression, Rezession, Inflation, Deflation, BIP – Wächst die Wirtschaft, oder stagniert sie? Und selbstredend darf es nur eine Richtung geben…

Foto: Sergey Nivens via istockphoto.com

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Wir definieren Erfolg immer mit „Mehr“. Der Kapitalismus hat sich durch seine Wirtschaftsleistung immer als überlegen gezeigt – und gefühlt. Jetzt, ohne Konkurrenz und fern aller Utopien oder Grundsatzdiskussionen, nur noch damit beschäftigt, die Wettbewerbskultur mit der scheinbar unvermeidlichen, unausrottbaren Gier in Einklang zu bringen, stellt sich die Frage nach den Grenzen nur denen, welche ihre Perspektive weiter als bis zum unmittelbar folgenden Morgen auslegen – oder selbst ein Ende sehen:

Alte Menschen und Personen, die in engen Verhältnissen leben oder unter Umweltzerstörungen leiden, glauben nicht länger an den Sanktus namens Wachstum.

Unser Antrieb, unserer innerer Motor, der uns immer danach streben lässt, dass es uns besser gehen möge, wird nicht plötzlich stoppen. Aber das Gefährt läuft in eine falsche Richtung, und, noch schlimmer – wenn der Motor zu schwach zu sein droht, wird die Strecke begradigt oder es werden Abkürzungen gesucht: Noch nie wurde uns so deutlich, mit wie viel Manipulation der Befriedigung partikulärer monetärer Interessen nachgeholfen wird wie in der aktuellen Zeit.

Noch nie waren Steuererhöhungen, Abgaben, reale Zinszahlungen für Schulden so wenig Teil irgend einer politischen Agenda, wie heute. Entsprechend mies steht es um die Aussichten der Sparer und Rentner – von der Lebensqualität in einer gefährdeten und in der Schweiz zunehmend übersiedelten Umwelt ganz zu schweigen.

Mit dem Verlust jeglichen Spirits, der sich einer Grundfairness verpflichtet fühlt, mit dem Anspruch von Autoritäten und Finanzmärkten, die Regeln beugen zu können, verändert sich die Gesellschaft als Ganzes. Es gibt keinen Verlass mehr. Das Geschwätz des Politikers von gestern interessiert nicht nur in der parlamentarischen Debatte heute niemanden mehr – der Staat geht allmählich immer mehr auch mit dem Bürger in dieser Weise um – und dieser beginnt sich damit zu arrangieren, dass er nichts anderes zu erwarten hat. Was nichts anderes bedeutet, als dass die Autorität jeder Regel weiter schmilzt.

Schaut jeder für sich, ist für alle gesorgt ist der grösste Irrtum, der sich in einer Gesellschaft festsetzen kann und mit Sicherheit deren Untergang – nachdem immer weniger Profiteure immer noch mehr Beute gemacht haben.

Weiter wachsen? Was wäre denn wirklich ein Erfolg für „uns“? Und was ist dieses uns verbindende Gemeinsame, dem wir uns noch verpflichtet fühlen können? Was ist mit den Kindern, welche doch viele von uns aufziehen? Was ist mit dieser unserer Welt in vierzig Jahren? Sie wird sich wohl noch rasender verändern, als bisher, und es wird noch schwieriger werden, zur Besinnung zu kommen.

 

 

2 Gedanken zu „Weiter wachsen, Jahr für Jahr?

  1. LD

    Und Mutti Merkel behauptet als studierte Physikerin immer noch, ständiges Wirtschaftswachstum sei „alternativlos“. Matto regiert die Welt!

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    1. Thinkabout Beitragsautor

      In einem System, das ständig neue Schulden macht, ist das wohl so… Und wehe, das Wachstum fehlt, die Wirtschaftsleistung geht zurück un die Zinsen steigen… Es ist alles ein Spiel mit dem Teufel, den man glaubt, im Griff zu haben

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