Die muslimischen Migranten haben nicht nur bei uns das Problem, dass sich die gemässigten Vertretungen viel zu wenig zu Wort melden, und das dürfte sehr wohl damit zu tun haben, dass sich streng Gläubige Moslems innerhalb der islamischen Gemeinden viel besser organisieren. Um so wichtiger sind Imame wie Mustafa Mehmeti, die sich dem ganz bewusst entgegen stellen.
Von ihm stammen Aussagen wie:
„Wir Muslime sollten nicht bestreiten, dass es Extremisten im Islam gib. Wir müssen in unserer Gemeinde, aber auch mit unseren anderen Mitbürgern offen darüber sprechen. Schweigen ist keine Lösung, genau wie es keine Lösung ist, in der Vergangenheit zu leben“,
Ende 2014 hat die Sonntagszeitung diesen Mann, der seit 2005 Schweizer Staatsbürger ist, zum Schweizer des Jahres gekürt. Und ich erwähne ihn hier, weil ich nach dem Anschlag auf Charlie Hebdo seine Stellungnahme am Schweizer Radio gehört habe. Dieser Mann besitzt eine Liebenswürdigkeit und Freundlichkeit und eine Haltung, die mich einnimmt, die mich einlädt, über muslimische Bedürfnisse nachzudenken und gleichzeitig zu hoffen, dass es vielleicht doch gelingen kann: Dass nämlich die moderaten und modernen Muslime, ob gläubig oder nicht, sich in ihren Migrantengemeinden durchsetzen und den radikalen Kräften Einhalt gebieten können.
Entsprechend wichtig ist es, dass wir diese Menschen stützen. Die Auszeichnung der Sonntagszeitung ist eine schöne Geste – aber sie verpflichtet auch. Wenn wir schon Zivilcourage ehren, dann müssen wir selbst auch welches entwickeln, und das bedeutet, dass wir selbst diesen Kräften Unterstützung bieten müssen – auch dadurch, dass wir selbst differenzieren. Ja, das machen wir sehr wohl. Aber unser Differenzieren war oft eher ein Negieren – gerade so, als gäbe es die Tatsache nicht, dass streng gläubige Muslime in ihrer Zahl in den Gemeinden zunehmen. Imame wie Mehmeti machen Hoffnung – aber sie brauchen mehr von uns als nur Anerkennung. Sie brauchen unsere Unterstützung.
Wenn wir nur von Krieg reden und fordern, dass den Terroristen, die ich viel lieber schlicht als Gangster bezeichnen möchte, das Handwerk gelegt wird, dann drücken wir nicht zuletzt unsere Angst aus – dabei dürfen wir aber nicht stehen bleiben.
Moderater albanischer Imam ist Schweizer des Jahres: albinfo.ch
Keine Perspektive für den Extremismus – Imam Mustafa Memeti:
(franz. sprachige Übersetzung, Originalsprache Dialekt / dt. Untertitel: