Viele Europäer begegnen sich gerade auf den Strassen. Der Irrsinn der Anschläge mobilisiert die konstruktiven Kräfte, weckt den Stolz und den Instinkt, zusammen gegen Angriffe und Einschüchterung anzutreten. Doch das Allerwichtigste, das wir leisten müssen, um den Druck für und von Minderheiten zu lindern, sind intakte persönliche Perspektiven. Und ob wir das schaffen, ist alles andere als sicher.
In den meisten Ländern der Europäischen Union liegt das BIP pro Kopf heute tiefer als zur Zeit der Finanzkrise: Fünf verlorene Jahre – und es könnten leicht zehn werden…
Der Euro sollte Europa einen. Doch hat er das getan? Er schränkt den Spielraum der einzelnen Euro-Länder ein, ja, er spaltet sie, schafft starke Länder und schwache – und lässt letztere nicht mehr vom Haken. Und das wird so bleiben, weil der politische Wille fehlt, jene Institutionen zu schaffen, mit denen eine Einheitswährung funktionieren könnte. – Warum eigentlich?
Der Euro nimmt den Bürgern – insbesondere in den Krisenländern – jedes Mitspracherecht in Bezug auf ihr wirtschaftliches Schicksal. Und wie offensichtlich auch der Bammel ist, den Merkel und Co. vor einer möglichen griechischen Linksregierung haben, so gilt doch: Am Ende wird so regiert, wie es Berlin, Paris und Brüssel vorgeben.
Ohnmachtsgefühle stellen sich ein, und Separationsbewegungen der Unzufriedenen beginnen sich demokratisch zu legitimieren, also Wahlen zu gewinnen.
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Anmerkung: Der Text nimmt ein paar Gedanken von Joseph E. Stiglitz aus einem Text in der Handelszeitung zusammen und führt sie aus.