Ressort: Gesellschaft(Weitere Infos)

14.Januar 2015, 19:40

Als Moslem in Westeuropa leben?!

Wie gross ist doch die Spannbreite, in der unsere Wahrnehmungen der ein und derselben Situation auseinander gehen können?! Das Problem der Integration von Migranten fremder Kulturen gestaltet sich wahlweise völlig unproblematisch – für Menschen, die im Austausch mit diesen Kulturen stehen und mit ihnen zusammenleben – und völlig unmöglich für jene, welche das praktische Potential aller möglichen Schwierigkeiten addieren – und eine Entwicklung ausmachen, in der diese Schwierigkeiten tendenziell zunehmen. Wer liegt nun richtig?

Wohl keiner von beiden. Das löst aber keines der Probleme. Denn wir treffen uns nicht selbstverständlich in der Mitte. Dabei sind die völlig Unverkrampften nicht einfach die Naiven, und die Abwehrenden nicht einfach thumbe Ignoranten. Wir brauchen den Austausch, die Diskussion, die klare Benennung der Probleme – und den Willen aller Migranten zur Anpassung und Integration. Wer sich entschieden hat, hierher zu kommen – oder im Schicksal hierher getrieben wurde, ist hier, weil er sich hier ein besseres Leben verspricht – oder überhaupt ein Leben.

Ich weiss ganz ehrlich nicht, ob es uns gelingen wird. Der Islam ist weit davon entfernt, in unserem europäischen Verständnis eine Religion zu sein, die sich wirklich staatlichen Regeln unterordnen will, wenn diese der Religionsausübung im Wege stehen. Was hat im Konfliktfall Vorrang?

Religion ist Privatsache. Diesen Satz sprechen wir Westeuropäer gerne aus. Damit einher geht das Selbstverständnis, dass wir dafür auch keine öffentlichen Bekenntnisse benötigen – und das gültige Rechtssystem ist aus den gleichen Antrieben entstanden, die zur Privatisierung der Religion geführt haben. Was mit dem Islam in unsere Länder einzieht, ist ein ganz anderes Selbstverständnis.

Dieses Konfliktpotential ist riesig.

 

9 Gedanken zu „Als Moslem in Westeuropa leben?!

  1. Claudia

    Ich finde, du sitzt hier deutlich der Propaganda des IS und anderer Extremisten auf – die im übrigen auch von vielen muslimischen Verbänden, Gelehrten, Imanen glasklar verurteilt wird.

    Für die Millionen Moslems, die friedlich in Europa leben, ist es völlig selbstverständlich, sich an die staatlichen Gesetze zu halten – und auch kulturell sehen wir ja z.B. keine Muslime, die sich in der Öffentlichkeit fünfmal am Tag auf der Straße nieder werfen und beten.

    Wer gar im Rahmen der aktuellen Flüchtlingswellen zu uns kommt, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auf der FLUCHT vor dem IS. Gerade ihnen gegenüber ist es schrecklich, wenn nun einfach „alle Muslime“ (egal welcher Glaubensrichtung, ob religiös oder weltlich) unter Verdacht und Vorbehalt geraten!

    Im übrigen setzen die aktuellen Ereignisse auch eine heftige Welle kritischer Diskussion innerhalb der europäischen Muslime in Gang. Immer lauter wird eine Erneuerung des Islam gefordert, die es verunmöglichen soll, dass die „Lesarten“ der Terroristen noch eine Chance auf Akzeptanz (auch bei weniger Gebildeten) bekommen.

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    1. Thinkabout Beitragsautor

      Nein, Claudia, ich sitze ganz gewiss keiner IS-Propaganda auf.
      Ich lese von einer zunehmenden Religiösität in wachsenden islamischen Populationen, vor allem unter jungen Moslems – mit der Folge, dass diese immer grössere Schwierigkeiten haben, sich den Autoritäten, wie z.B. Lehrern, zu unterordnen. Unser Umgang mit Sexualität zum Beispiel steht in krassem Gegensatz zu dem, was diese Männer schicklich finden, etc. etc. Es kann doch niemand ernsthaft behaupten, dass es hier nicht Diskrepanzen gibt, welche uns das Zusammenleben erschweren.

      Womöglich haben dies jene Muslime, die eine Erneuerung des Islam fordern (defiiniere „Islam“), wie Du sagst, viel deutlicher sich bewusst gemacht als wir. Genau diese Deine Beobachtung spricht ja genau für meinen Text – und nichts anderes will ich fördern, als genau diese Diskussionen.

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  2. Claudia

    Ja, die gibt es. Aber nicht alle, die „religiös werden“, werden auch gleich Terroristen. Und „Schwierigkeiten sich unterzuordnen“ haben in Berlin nicht nur Religlöse (wobei da Leute dabei sind, die dadurch überhaupt erst wieder zur Schule gehen!), auch wahrlich nicht nur Muslime.

    Das Thema ist so komplex, dass man es nicht eben mal so ausdiskutieren kann. Ich reagiere eben etwas empfindlich auf so extrem pauschalisierende Überschriften – wie sie jetzt ja alle Welt raushaut. Weil ich eben seit 1980 in Berlin lebe, das verdammt viel ärmer gewesen wäre in der Zeit der Mauer, hätte sich da nicht das bunte „MultiKulti“ entwickelt!

    Praktisch in jedem Engagement-, Aktivismus- und Job-Kontext waren immer auch Immigranten aus der muslimischen Welt engagiert und bereichernd beteiligt. Als Mitstreiter, Freunde, kreative Mitarbeiter, Auftraggeber… – nie war oder ist Religion da irgendwie störendes Thema. Tragende Säule des Trägervereins, in dem ich grade u.a, aktiv bin, ist ein Syrer, der sich unwahrscheinlich gut einbringt und von allen geliebt wird. Im Ramadan ist er etwas gereizt, weil er die Regeln einhält – und niemand nimmt ihm das übel. Die Nähstube in meiner Straße führt eine bosnische Muslima, die während des Ramadans früher schließt, weil sie sonst zusammen bricht – soviel, wie sie insgesamt für wenig Geld arbeitet, kein Wunder!

    Die Wahl-Schwester meines ältesten Freunds (als türkisches Gastarbeiterkind in Teilzeitpflege in seiner Familie aufgewachsen) hat 3 erwachsene Kinder. Ihr in DE geborener jüngster Sohn, weltlich erzogen, hatte grad seine „religiöse Phase“, doch lässt das auch schon wieder nach. Der Sohn meiner Schwester ist im selben Alter und hat (genau wie der ebenfalls zwanzigjährige Sohn eines anderen alten Freundes) grade gar keine Lust mehr, „Teil des Systems zu sein“ – Autonome AntiFa ja bitte! Nicht zu meinem Freundeskreis, aber zu den zwangsläufig „Bekannten“ gehören Leute, deren Söhne nicht religiös, nicht links, sondern rechtsradikal geworden sind, um ihrem Unmut Ausdruck und Richtung zu geben.

    Mit der Kategorie „Moslem“ wird man all den Facetten der Problematik jedenfalls nicht gerecht – ganz im Gegenteil. Schon allein die verschiedenen Herkunftsländer, die vielen“Weltlichen“, die vielen „Lauen“ (die befragt, warum sie Wein trinken, schmunzelnd sagen: Nachts sieht es Allah nicht!), die unterschiedlichlichen Richtungen, von denen es im Islam nicht etwa wenig gibt – wie kann man nur auf einmal hergehen und sie alle unter Verdacht zu stellen?

    Ja, es gibt die Problematik der abgehängten, marginalisierten Jugendlichen, denen nun von Seiten der Salafisten (und dann evtl. IS) „ein Angebot gemacht“ wird: wie man endlich JEMAND SEIN kann, wie man sich gegenüber Eltern (die Lauen…) als WAS BESSERES fühlen kann und gegenüber den „Ungläubigen“ sowieso. Für mein Empfinden entspricht das ziemlich genau dem Angebot, das radikale Neonazi-Gruppen den „Bio-Deutschen“ machen: sich ALS DEUTSCHER schon toll und als was Besseres fühlen können, heldenhaft gegen den Untergang des eigenen „Volks“ kämpfen etc. usw.

    Wobei die Strahlkraft des Neonazitums bei den Jugendlichen in den letzten Jahren nachgelassen hat – vielleicht auch durch die vielfältigen Aktivitäten, die dagegen unternommen wurden.

    Gegen die radiakal-salafistische Verführung wurde bisher kaum etwas getan, sprich: da ist ganz viel drin, wenn man denn will! In DE ist es (ich wusste das auch lange nicht!) nämlich so, dass sich muslimische Gemeinden entlang an ihren Herkunftsländern organisiert haben. Traditionell wird da immer noch in türkisch und arabisch gepredigt, was die Jungen (hier Geborenen) oft gar nicht mehr richtig verstehen. Und auch nicht interessant finden, da SIE mit ihren Problemlagen inhaltlich gar nicht angesprochen werden. Klar, dass jüngere, deutsch sprechende, radikale Prediger diese Jungen dann leicht erreichen!

    Die Imane und Moschee-Vereine sagen, sie seien alle ehrenamtlich aktiv und könnten schon personell keine Jugendarbeit leisten, wie sie nötig wäre, um dem so richtig erfolgreich was entgegen zu setzen. Zudem sind sie wohl selbst auch nicht gewohnt, über religiöse Fragen – unter kundiger Einbeziehung der Quellen und „richtiger Auslegung“ – kontrovers zu diskutieren (etwas, das man wie ich erfahren habe, auch bei christlichen Gemeinde-Pfarrern und Priestern nicht so einfach voraussetzen kann!).
    M.E. sollte man muslimische Gemeinden am Kirchensteuersystem beteiligen, dann könnten sie auch professionelle Jugendarbeit machen.
    Die Bestrebungen in Richtung Islamunterricht an den Schulen (von in DE ausgebildeten Imanen!) kommt immerhin derzeit voran. Mit Lehrplan und allem – also Gegengewicht und argumentative Grundlage gegen gleichzeitige oder spätere Kontakte mit radikalen Auslegungen.
    In Antifa-Kreisen gibt es Überlegungen, endlich die radikalen Salafisten genauso zu bekämpfen wie die Neonazis – anstatt sie zu ignorieren in der Angst, als „Rassisten“ zu gelten..

    Das sind nur Beispiele, es gibt sicher noch viel mehr, das man tun kann. Z.B. die jungen Leute nicht auszusortieren, bloß weil sie einen türkischen oder arabischen Namen haben… Ein grundsätzlich „religiöses“ Problem ist das alles jedenfalls nicht. Sonst hätte es ja nie und nirgends friedliches Zusammenleben mit Menschen muslimischen Glaubens gegeben.

    Sorry, ist lang geworden…

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    1. Thinkabout Beitragsautor

      Hallo Claudia,
      Ist lang geworden, aber aufschlussreich, und wahrscheinlich bist Du Dir gar nicht bewusst, wie wenig wir aneinander vorbei reden – ganz im Gegenteil Du lässt nämlich in Deinem Kommentar verschiedentlich durchschimmern, dass Du genau die Probleme kennst oder ortest, die ich auch angesprochen habe – und ich sage, dass es genau da darauf ankommt, wirklich Einfluss zu nehmen.
      Aber eines liegt mir auf dem Magen:

      Ja, die gibt es. Aber nicht alle, die “religiös werden”, werden auch gleich Terroristen.

      Das ist die Polemik, die mich ärgert. Du willst ja nicht ernsthaft behaupten, dass ich das geschrieben habe, oder? Unsere Probleme im Zusammenleben fangen auch nicht dort an, wo die einen oder die andern zu den Waffen greifen. Zum Glück machst Du nachher selbst wunderbare Beispiele, für die ich Dir ausdrücklich danken möchte.

      Und Du hast recht: Mit den Begriffen „Moslem“ und „Islam“ ist noch gar nichts gesagt. Man muss benennen, was damit gemeint ist – das ist aber ein Teil des Problems, und dazu gehört auch, dass man auf BEIDEN Seiten in allen diesen Diskussionen viel zu wenig benennt, und ausdeutscht, was man meint. Würde man auf linker Seite weniger drastisch Kritik gegen „die Moslems“ ablehnen, wäre es für Pegida viel schwieriger, Profil zu gewinnen.

      Wenn es marginalisierte und abgehängte Jugendliche gibt, denen Salafisten leicht ein Angebot machen können – wird dann dieses Problem eher grösser oder kleiner, wenn wir mehr davon bekommen? Und sind wir bereit, die Knochenarbeit zu leisten, zu ihnen vorzudringen? Du erwähnst mit Recht, dass es die gleiche Anziehung in rechtsradikaler brauner Farbe auch gibt. Das Gewaltpotenzial ist aber bei den Einwanderern mittlerweile beinahe erschreckender – und die Kontrollmöglichkeiten sind dabei eher schlechter – wobei das eh schon eine verflixte Diskussion ist, denn ich rede nicht dem Überwachungsstaat das Wort. Die Strahlkraft der Neonazis hat abgenommen? Wenn das so ist, dann war dafür doch die Voraussetzung, dass man darin ein Problem gesehen hat und dieses entsprechend angegangen ist.

      Bezeichnend Dein Satz:

      Gegen die radiakal-salafistische Verführung wurde bisher kaum etwas getan, sprich: da ist ganz viel drin, wenn man denn will!

      und die daran anschliessenden Ausführungen.
      Genau das, genau das meine ich! Und wann tun wir etwas, nein, nicht etwas, sondern zielgerichtet genug viel? Wenn wir ein Problem ausmachen, es benennen und damit auch nach den Ursachen zu fragen beginnen. Genau das ist ja das, was ich meine!
      Dein ganzer Kommentar gibt wieder, was der Pegida-Bewegung die Legitimation verleiht. Mag sie auch missbraucht werden – aber das Unbehagen, bzw. die Gefahren, die sie orten, sind nicht so weltfremd, wie sie die Politik gerne darstellt. Die Antwort an Pegida, dass das alles Volksverhetzer und dummdreist beschränkte Rechtsradikale sind, ist so doof, ist selber dreist und eine Verflachung der Diskussion, wie sie exakt die etablierte Politik selber wünscht.

      Ich WILL, dass man mit den Leuten arbeitet, ihnen Perspektiven bietet. Aber mit Regeln und zu Bedingungen. Man muss sie führen, anleiten, man muss Junge Moslems auch erziehen wollen. Genau so, wie Du es ansprichst. Und wenn wir sie empfangen, wenn wir sie aufnehmen, dann tragen wir auch die Verantwortung für sie. Wenn wir diese Angebote benennen können, dann muss es dabei aber auch den Tarif geben, was es bedeutet, sie aufrecht zu erhalten und durchzusetzen. Wenn jedem zweiten fremden Jugendlichen die Perspektive fehlt, dann gute Nacht!

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  3. Claudia

    „wenn wir sie aufnehmen….“ – oft genug handelt es sich um HIER GEBORENE!! Das ist ja auch so ein wahnsinniger Aspekt, diese Vermischung von religiösen Strömungen/deren möglicher Gefährlichkeit und Ressentiments gegen das Fremde, gegen „Ausländer“ – dann noch angereichert mit dem Sozialneid gegen Flüchtlinge/Asylbewerber, denen angeblich sowiel Geld zu Lasten der Einheimischen hinterher geworfen werde (=Pegida-Vorwurf).

    Und nein, du hast nicht geschrieben, dass alle religiösen Muslime auch Terroristen werden oder besonders dazu neigen. Das hab ich auch nicht DIR vorgeworfen, sondern Bezug auf das genommen, was gerade durch den allgemeinen öffentlichen Raum der Kommunikation schwappt. Und ich verstehe, dass dich das ärgernt, weil es mir neulich in einem ähnlichen Gespräch auch so gegangen ist. Da hab ich mir gedacht: Was hältst du da denn jetzt für Fensterreden? Das alles habe ich weder gesagt noch gemeint!
    Das liegt am Internet-Umfeld. Zwar wirkt das hier, als hätten wir wieder eine „Privatdiskussion“, aber wir sind uns beide bewusst, wo wir schreiben: potenziell könnte hier JEDER mitlesen – also redet man schon gleich ein wenig anders als am realen Küchentisch, oft mitdenkend und mit-ansprechend, was sonst noch grade so alles im Schwange ist!

    Für heute lasse ich es mal bewenden. Toll, dass du „deinen Stil geändert“ hast und jetzt mehr mitdiskutierst! 🙂
    Hier übrigens noch ein guter ZEIT-Artikel aus 2007 (!), der recht gut rüber bringt, was es mit der Faszination des strengen Islam bei Jugendlichen auf sich hat. Damals hat man noch gedacht: lass sie doch, ist uns doch schnuppe, wie die ihren Seelenfrieden finden…

    http://www.zeit.de/2007/41/Islam-Prediger

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    1. Thinkabout Beitragsautor

      Danke für die Blumen!
      Nun, der neue Auftritt des Blogs hat massgeblich mit diesem Wunsch zu tun, die Kommentarfunktion zu verbessern und dann auch selber ganz bewusst mehr für Frage und Antwort zur Verfügung zu stehen.

      Und betreffend Kommunikation und öffentliche Verlautbarung allgemein: Der Spruch, am Küchentisch kann man was anderes sagen als in der Öffentlichkeit, ist ja wohl wahr, und wir praktizieren das alle. Aber ich würde mir sehr wünschen, wir machten uns bewusster, dass jedes gesprochene Wort seine Wirkung hat (und nicht zurück genommen werden kann), und dass dies fürs Netz sowieso gilt. Ja, und dann würde ich mir wünschen, dass uns das nicht davon abhielte, Farbe zu bekennen und eben auch anzusprechen, was wir auch am Küchentisch meinen.

      Wenn wir Befindlichkeiten nicht benennen und sie nicht ernst nehmen, schüren wir nur Brandherde, die im Verborgenen schwelen.

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  4. ClaudiaBerlin

    Mein Küchentisch-Schlenker war anders gemeint, als du es jetzt verstanden haben willst.
    Ich meinte: Wenn ich hier schreibe, rede ich“unbewusst gefühlt“ oft nicht nur zu dir, sondern angesichts eines „potenziellen Publikums“ bzw. gegen dessen „meistgefürchtete Meme“. Und ja, vielleicht fürchte ich mich mehr davor, dass der dünne Lack der Zivilisiertheit von 30% mein Mitbürger allzu schnell abfällt als vor über den über die Jahre zum Glück recht seltenen Einzelaktionen islamistischer Terroristen. Wenn ich so manche Kommentarspalte oder spontane Facebook-Diskussion (VOR der Bereinigung durch den Betreiber) erblicke, wird mir nämlich Angst und Bange… Zumindest in Wort und Gedanke sind da viele nicht menschenfreundlicher als die IS. Gruslig!

    Gleichwohl informiere ich mich über die potenziellen Bedrohungen, schaue, was es damit auf sich hat. „Wir“ haben uns ja Jahrzehnte nicht wirklich für die Problematiken der Einwanderer interessiert. Ignoranz, schön geredet als Toleranz.
    Nun gibt es da viel zu entdecken, nachzulesen, zu sichten, zu überdenken – aber gewiss werde ich Anschauungsmaterial, dem ich keine unkommentierte Verbreitung wünsche, nicht irgendwo öffentlich verlinken!
    Das geht nur über den „virtuellen Küchentisch“ – die gute alte Email! 🙂

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    1. Thinkabout Beitragsautor

      Oh, danke, jetzt weiss ich genau, wie Du das meinst, und Post habe ich ja auch bekommen. Danke Dir dafür!
      Noch diesen Einwand – weil ich finde, wir müssen sehr aufpassen, dass wir in unserer Wahrnehmung so objektiv bleiben, dass wir den Abneigungen „der Andern“ begegnen können – dort, wo die „gefühlte“ Bedrohung wirklich herkommt. Dein Kommentar enthält ein gutes Beispiel:

      Und ja, vielleicht fürchte ich mich mehr davor, dass der dünne Lack der Zivilisiertheit von 30% mein Mitbürger allzu schnell abfällt als vor über den über die Jahre zum Glück recht seltenen Einzelaktionen islamistischer Terroristen.

      Die Wahrnehmung stimmt – und ist doch falsch. Über die Jahre gab es tatsächlich wenig Anschläge islamischer Terroristen. Und doch falsch: Die Zwischenfälle erfahren eine Häufung – das Auftauchen der IS ist für die meisten von uns neu, von Dschihadisten, die von hier nach Syrien und in andere Länder reisen, nehmen wir seit höchstens zwei Jahren Notiz.
      Und noch dies: Die doch recht seltenen Anschläge von Terroristen ist weniger schlimm als das Problem mit Rechtsradikalen? Das können die Angehörigen ermordeter Geiseln im nahen Osten doch recht zynisch finden, denn womöglich hat den Säbel, der dort geschwungen wird, ein Dschihadist geführt, der bei uns rekrutiert wurde. Auf jeden Fall tragen hunderte von entsprechenden Elementen zur Eskalation der barbarischen Gewalt in diesen Regionen bei – wie wir erst jetzt allmählich fassungslos begreifen. Auch deswegen haben wir die verdammte Pflicht, endlich Farbe zu bekennen und uns gegen jede Art eines konservativen Islams zu wehren, der in seiner Wertung zwischen Gläubigen und Ungläubigen einen wertenden Trennstrich zieht. Und dazu gehört, dass wir hier Grenzen setzen. Unsere Toleranz darf keine Schattengesellschaft fördern – dann wirkt sie und ist sie tatsächlich heuchlerisch und sehr bitter für jene, die genau diesen Strömungen zu entkommen versuchten.

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