Der Anschlag gegen Charlie Hebdo bringt etwas in Bewegung, was die Karikaturen alleine wohl nie vollbracht hätten: Die beschleunigte Mobilisierung der Teilnahme der europäischen Muslime an der gesellschaftspolitischen Diskussion des Zusammenlebens in Europa. Das ist nicht zynisch gemeint, denn vielmehr liegt darin die Hoffnung, wie der Brutalität Menschlichkeit und Besinnung entgegen gestellt werden kann.
Der unbeschreibliche, unfassbare Akt dreier Fanatiker bringt auch die Medien dazu, vermehrt Muslime zu Wort kommen zu lassen, welche uns ein Gefühl dafür vermitteln können, was es bedeutet, als Moslem in Europa zu leben und jenen Weg zu beschreiten, den wir selbst bereits längst gehen.
Abdelkader Benali schreibt in der NZZ (Zweifel und Zorn) über seine eigenen Erfahrungen in der Schule und als Mitglied unserer Gesellschaft, als Moslem mit einem sehr ähnlichen Bezug zu seinen Riten und Gewohnheiten, wie wir sie selbst längt kennen. Nur ist es für ihn eine Identität, die ihn erst einmal fremd sein liess, und daraus wächst der Zweifel Er schreibt von der Wohltat des möglichen Zweifels und der Erleichterung, nicht zwischen zwei Positionen wählen, sondern in diesem Zweifel bestehen zu können – statt in einem Zorn, der fehlgeleitet werden kann.
Und er hat einen besonderen Gedanken für uns:
Die christliche Religion ist in Europa vielfach aus dem öffentlichen Raum verdrängt worden, aber sie ist noch immer dominant in europäischer Politik und Kultur. Christliche Gemeinschaften wissen, was es heisst, in einer säkularisierten Gesellschaft um Anerkennung ringen zu müssen. Muslime könnten von ihnen lernen. Vielfältig und stärker denn je sind überdies die Bemühungen um das Verständnis zwischen den Religionen, ungeachtet der Fundamentalisten auf beiden Seiten.
Amen.
Sie können stattdessen auch einstimmen in:
So sei es.