Ressort: Gesellschaft(Weitere Infos)

03.Februar 2015, 21:30

Was nicht nur die SBB unter Service-Telefonnummern verstehen…

Ich bin wieder mal sauer. Weil ich mich als Kunde wie im falschen Film fühle. Ich habe ein internationales SBB-Ticket im Internet bestellt – und dieses nun nach Hause gesandt bekommen. Warum das nicht online auszudrucken war, weiss ich auch nicht, aber egal. Der Hammer ist der Begleitbrief, den ich zu den Tickets bekam.

Darin heisst es:

Bitte prüfen Sie, ob die Unterlagen Ihrem Auftrag entsprechen. Falls Sie Unstimmigkeiten feststellen, rufen Sie bitte umgehend den Rail Service 0900 300 300 (CHF 1.19/Min. vom Schweizer Festnetz) an.

Die SBB findet also tatsächlich, dass ich, wenn ich Fehler in der Buchung, auch wenn sie auf der Seite der SBB liegen sollten, feststelle, mir die Korrektur 1.19/ Min. wert sein müsste?

Meine Frau meinte vorhin treffend: Wenn das Schule macht, werden die Lebensmittelläden dereinst Eintritt verlangen, damit man bei ihnen einkaufen darf. Genau dahin führt diese Mentalität, und es ist mir schleierhaft, dass wir Konsumenten das akzeptieren?

Genau so, wie es tatsächlich Viele mit einem Schulterzucken hinnehmen, wenn sie z.B. für ein Konzertticket, das sie bestellen, kostenpflichtige „Service“nummern anrufen sollen.

Folgerichtig steht in diesem Brief der SBB auch nichts davon, dass man bei Unstimmigkeiten auch den nächsten SBB-Schalter aufsuchen könne, denn genau das ist ja der Haken: Der Mensch, der für den individuellen Service zuständig wäre und diesen so toll leisten könnte, dieser Mensch ist zu teuer. Darum vermeiden Seiten mit Dienstleistungen und Warenanrgeboten im Internet auch tunlichst die Angabe einer Telefonnummer – Kundendienst per Telefon – den kann man gar nicht in Callcenter weit genug weg vergeben, dass sie nicht doch noch viel zu teuer wären…

Uns Menschen, die Klickviecher und Unterhaltungskonsumenten und Markenträger und Shoppingchicks, soll es als Konsumenten geben, in vorgegebenen Verhaltens- und Konsumbahnen – aber doch bitte nicht als Kundenbetreuer – oder Kunden, die nach Kundenbetreuern fragen. Der Kunde, als theoretischer Begriff, ist längst nicht mehr das Schimpfwort, das man Bankern nachsagt – er ist als dummer Frage längst ein zu vermeidender Kostenfaktor geworden.

2 Gedanken zu „Was nicht nur die SBB unter Service-Telefonnummern verstehen…

  1. Gerhard

    Was man als Konsument alles bedenken muß: Man will am nächsten Tag in einer fremden Stadt in ein Jazzkonzert, lässt vom Hotel eine Karte reservieren, nur um am nächsten Abend in der Jazzkneipe zu erfahren, daß man zusätzlich einen Sitzplatz hätte resrevieren müssen. Die Karte hatten wir also schon sicher, aber hätten uns 2 Stunden irgendwo im Lokal stehend hindrücken müssen.
    Am letzten Wochenende ähnliches in einer anderen Stadt: Die Karte war von mir sicherheitshalber online gekauft worden, weil ich den Spielort nicht kannte. Das Lokal, vor dem wir 90 Minuten vor dem Konzert ankamen (ich hatte Angst um einen Sitzplatz, daher so früh), machte erst eine Stunde vor dem Konzert auf. Ob wir in etwa 50 Minuten noch einen Platz bekommen würden? Sicher, sagte man am Schalter! Also gingen wir essen. Als wir dann 40 Minuten vor dem Konzert ankamen, war nur noch ein Notplatz frei.
    Vielleicht bin ich einfach dazu zu alt geworden…

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    1. Thinkabout Beitragsautor

      Mich ärgern solche Beispiele wie Dein erstes gewaltig. Denn es bedeutet nichts anderes, als dass sich die Macher des Webangebotes nicht wirklich in die Lage dessen versetzen, den man doch erreichen will: Den Kunden.
      Es ist, als würde das Netz die Gedankenlosigkeit fördern, weil alles so schnell (schief) geht.

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