Als Andreas Kümmert in der Blind Audition von Voice Of Germany zu singen anfing, dauerte es nur ein paar Takte, bis sich alle vier Juroren für ihn umgedreht hatten. Und wenig später lagen sie ihm zu Füssen, chillten mit ihm auf der Bühne, und auch dem neutralen Zuschauer und Zuhörer war ziemlich schnell klar, dass der Rest der Konkurrenz sich nur noch um Platz zwei streiten würde.
Das Format, in dem – zumindest in der Ersten Gesangsprobe – allein die Stimme entscheidet, war auf den knuddeligen kleinen Mann zugeschnitten, an dem alles rund zu sein schien. Kopf und Körper – nur der spitze, eher ungepflegte Bart bot da Kontrapunkt, und mit seinem Sweatshirt-Charme in Sachen Ankleide schien er auch mit der Kleidung sagen zu wollen, dass er eigentlich sich nirgends wirklich wohl fühlt, ausser im Fleece-Charme des eigenen Crunch-Looks, vergraben in der eigenen Wohnung.
Warum er sich damit auf Bühnen verirrt? Dafür war und ist seine Stimme Grund genug. Man mag anfügen, Gott sei Dank ist das so! Doch das Gefühl der Zuhörer ist nicht unbedingt das des Sängers. Andreas Kümmert singt, weil er nicht anders kann, weil da so viel in ihm drin steckt, das nur dann aus ihm ausbrechen kann, wenn er Musik macht.
Aber die grosse Bühne? Die frisst ihn auf. Der Entscheid, beim Eurovision Contest mitzumachen, ist kaum auf seinem eigenen Mist gewachsen. Dass er das Ding dennoch gewann – und dann einen Rückzieher machte, sagt alles. Andreas Kümmert hört man verd… gerne singen. Und er fühlt sich wohl dabei.
Sobald der erste Ton der Begleitmusik ertönt – und bis der letzte verhallt. Dann ist Andreas Kümmert erschöpft, total verausgabt – und leer. Und diese Leere kann ihm niemand nehmen.
Dass Kümmert den Mut hatte, im Moment der Entscheidung zu erklären, dass er die Nomination für Deutschland nicht annehmen könne, ist einmalig. Womöglich rettet das seine Karriere. Und nicht umgekehrt.
Seine Fans mögen zu einem Teil empört sein, seine Musiker bestimmt auch. Aber das ist alles Teil einer Vereinnahmung, die Kümmert noch unglücklicher macht, als er womöglich schon ist.
Kümmert müssen wir singen lassen, es geniessen, ihm auch die kleinen Bühnen dafür schenken – und ihm Dank sagen ist auch okay. Dass wir dennoch nie einen Star vor uns haben – Kümmert macht es uns eigentlich sehr einfach, das zu begreifen, zu sehen, zu fühlen.
Der eine oder andere sollte ihn einfach mal zu einem Bierchen einladen – und wenn sie das nächste Konzert mit ihm planen, dann sollte die Kiste nie zu gross werden. Denn, seien wir ehrlich: Im Grunde müsste dieser ganze Firlefanz nicht nur Kümmert Angst machen, sondern uns Allen.
Finde schön, daß er mit seinen Shirts auch manchmal auf regionale, heimische Clubs hinweist. Der Europäische Songcontest ist sowieso nicht meines. Wie hätte er dort auftreten sollen?
Als ich sah, dass er auf der Startliste war, habe ich mich das genau so gefragt.
Das wird manche Managementfrage aufwerfen…
Der Sänger ist gerade dabei, sich selbst endgültig zu demontieren:
Der Albtraum jedes PR-Managements