[myblog-Text vom 21. Oktober 2004 11:57] Ein sehr passender Text für Ostern, finde ich, und auch einem Menschen gewidmet, den ich geschäftlich und menschlich sehr schätzen gelernt habe, und der genau das beginnt, für dessen Feier diese Verse immer wieder gern genommen werden: Eine Ehe. Und er ist Freunden gewidmet, die bei diesem Vorhaben gescheitert sind. Was man durch die Liebe erlebt und erfährt, behält immer seinen Wert.
Die mächtigste Schilderung wahrer Liebe findet sich wohl in der Bibel, im berühmten
1. Korintherbrief, in Vers 4 bis 7.
„4Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, 5sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, 6sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; 7sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.“
Die Liebe,
mit der wir uns an einen Menschen hängen,
mit der wir einen Menschen an uns binden wollen,
mit der wir gegen Verlustängste in uns ankämpfen –
sie kann leidenschaftlich sein. Aber sie engt ein.
Den Partner und mich selbst.
„Du bist mein Ein und Alles. Ohne Dich kann ich nicht leben. Ich brauche Dich.“
Solche Aussagen haben wohl fast alle von uns schon gemacht. Aber es ist unschwer zu erkennen, dass sie sich nicht mit der Art Liebe in Verbindung bringen lassen, von der hier geschrieben wird.
Wer so zu lieben vermag, hat nach einem tiefen eigenen und inneren Frieden gesucht und ihn gefunden. Er sieht sich selbst geliebt – gottgewollt – und in einer Form angenommen, die nicht abhängig ist vom besonderen Zutun eines einzelnen Menschen.
Was wir mit unseren Partnern erleben, die Zeichen der Zuneigung, die wir erfahren dürfen – sie müssen uns niemals schal und leer werden, nur weil der gleiche Mensch auch für Verletzendes sorgt, plötzlich jenseits einer Trennung steht, ausserhalb der eigenen Zukunft und damit jetzt viel zu nah bei der eigenen Seele, nicht weg zu denken, weg zu schieben durch gnädiges Vergessen.
Jetzt reden wir schlecht über ihn, verneinen was gut war – und gut bleibt.
Erlebte Gefühle, gespürtes Ich. Wenn ich es will, kann keine Trennung mir dies nehmen. Ich darf wissen, dass ich liebenswert bin und liebesfähig. Wir alle haben die Fähigkeit in uns, die Macht der Liebe zu entdecken, zu leben und zu bewahren. Wir alle können strahlen, für uns und für andere.
Wo tiefe Liebe gefühlt wird, gibt es keinen wirklichen Mangel. Wenn ich auch nur kleine Schritte in die Richtung dieser Verse tun kann, gewinne ich eine Macht, mit der ich keine Länder erobern, keine Reichtümer anhäufen und keine Anerkennung durch Erfolg und dergleichen erreichen mag. Es ist die Macht, mich frei zu halten von negativen Gedanken, jenseits aller Gefahr, die Fähigkeit des Mitgefühls zu verlieren.
Und wenn sich Menschen finden, in meinem Leben, die mich begleiten, mir immer wieder eine Stütze sind, und denen ich gelegentlich ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann, dann begegne ich auch immer wieder mir selbst. Die Person, die immer bei mir ist, bin ich selbst. Ich will auch mir selbst begegnen. Meine Liebe hat immer einen Boden, der gegossen werden soll.
Thinkabout
#myblogReload
Es macht fast schwindelig, das zu lesen – und vieles scheine ich auf den ersten Blick nicht verstehen zu können.
Worauf ich am stärksten reagierte:
„Jetzt reden wir schlecht über ihn, verneinen was gut war – und gut bleibt.
Erlebte Gefühle, gespürtes Ich. Wenn ich es will, kann keine Trennung mir dies nehmen“
Einer Partnerin war es ganz wichtig, daß unsere Zeit zusammen nicht im Nachhinein umgedeutet wird, von ihr und mir. Ich glaube, sie hat dies nur einmal erwähnt, aber diese Bemerkung blieb bei mir haften.
Und so halte ich es auch und zwar leicht und ohne Zutun. Vielleicht hängt das aber auch damit zusammen, daß ich von ihr keine große Kränkung erfahren habe.
Lieber Gerhard
Eine Liebe, die enttäuscht wird, hält immer Kränkung bereit. Eine Liebe, die verblasst, einfach langsam schwindet, kennt eher den leisen Kummer. Schwer kann Beides sein, und die Einordnung mag Zeit brauchen. Aber das grösste Leid liegt darin, wenn erlebte Liebe einem plötzlich als fad und unehrlich erscheint, weil der gleiche Mensch in der Folge eine grosse Enttäuschung war. Die Zeit hilft bei der Einordnung, und die Liebe für sich selbst hilft, erlebtes früheres Glück nicht plötzlich gering zu schätzen..