Wieder hat ein amerikanischer Polizist einen unbewaffneten Bürger erschossen. Ein weisser Polizist einen schwarzen Bürger. In den Rücken. Achtmal. Danach legt er ihm Handschellen an, bevor er ihm den Puls misst. Ich wollte hier, angestossen durch diese Tat, wieder mal über die USA herziehen, gefrustet über die Dekadenz, welche den Westen, verkörpert durch die grösste Militärmacht der Welt und den selbsternannten Heilsbringer der demokratischen Weltordnung – aber ich mache es wohl kurz. Denn Tatsache ist einfach: Ich verstehe dieses Land nicht.
Und darum will ich auch nicht anklagen. Ich habe allerdings eine Liste in mir an Absurditäten, Ungerechtigkeiten, Phänomenen, Dummheiten, Ignoranz und fehlender Bildung, die ich alle mit diesem Amerika verbinde – und die Liste wird nicht kleiner. Fakt ist: Ich verstehe dieses Land einfach nicht. Der demokratisch gewählte Präsident wird in einer Ausmarchung ermittelt, welche das nächste Mal wohl direkt zwischen den Familiendynastien Clinton und Bush ermittelt wird. Zwei Familien sind alles, was die Evaluation geeigneter Kandidaten in einem solchen Riesenstaat zuwege bringt. Will man dabei Erfolg haben, so wird man dafür bei der nächsten Wahl wohl ein Budget von über einer Milliarde Dollar stemmen müssen.
Getürkte CIA-Berichte für Legitimationen zur Kriegserklärung, Getürkte Abstimmungsergebnisse, um sich an der Macht zu halten, Lobbyismus in gigantischem Ausmass – und wenn es dem System vor sich selbst schlecht wird, geht ein Demokrat in die zweite Amtsperiode mit amputierten Händen und Beinen – weil er die Macht im Kongress und / oder Repräsentantenhaus verloren hat.
Das duchscnnittliche Wissen der Amerikaner über die Länder, in denen sie Krieg führen ist fast so mies wie das Wissen jener, die sie in diese Gegenden schicken, um dort den Kopf hin zu halten und eine Freiheit zu verteidigen, welche sie selbst dabei verlieren und als Veteranen im eigenen Land nach der Rückkehr ganz sicher nicht zurück bekommen.
Es ist ganz einfach zum K….n.
Nun kann man mir entgegenhalten, dass Amerika ganz anders ist. Ich hoffe, ja, ich bin sicher, man kann das. Ich kenne das Land nicht gut, es war mir immer fremd. Was mir aber sehr schwer auszureden bleiben wird ist die Beobachtung, dass es den USA und damit dem ganzen Westen in den letzten fünfundzwanzig Jahren nicht gelungen ist, die enormen Chancen für eine friedlichere Welt wahrzunehmen – weder im Nahen Osten noch in Osteuropa noch in Asien.
Einen Haufen Kohle haben wir gemacht, das ist wohl wahr. Aber wir sind wohl schon dabei, die Zeche dafür zu bezahlen.
Wie gut kann ich diese kopfschüttelnde Ratlosigkeit, Fassungslosigkeit und Frustration nachvollziehen! Aber hüten wir uns davor, die ganze Nation über einen Kamm zu scheren…
Thinabout, Dein Kopfschütteln ist berechtigt, aber der Einwand von Caro ebenso.
Ja, ich weiss, und ich versuche ja auch, den Text entsprechend zu halten. Tatsache ist nun aber auch, dass das, was ich von Amerika gespiegelt bekomme, halt mal die Politik ist, und die wird von den „gewählten“ Personen bestimmt. Dass es unzählige Amerikaner gibt, welche tolle Menschen sind, ist hier eben nicht die Frage.
„Dass es unzählige Amerikaner gibt, welche tolle Menschen sind, ist hier eben nicht die Frage.“
Absolut, Thinkabout, da sind wir einer Meinung. Selbst erlebt, via Air Force Freunde in Ramstein.
„Ich verstehe dieses Land einfach nicht.“
Auch hier, bin ich ganz deiner Meinung.
„Ich kenne das Land nicht…“,
hierzu würde ich für meine Person anmerken, das ich auch nicht vorhabe, dieses Land kennen lernen zu wollen. Dazu müsste ich wahrscheinlich zu tief und weit in dieses Land und dessen Geschichte eintauchen – Hilfe, es würde mich absolut und total überfordern.
Caro hat auch Recht. Aber warum sehen wir diesseits des Wasser die Gesichter so selten, die mein Bild von den Ami`s zu einer freudigen Diskussion entfachen könnte?