Ressort: Lebenskunst(Weitere Infos)

22.April 2015, 21:57

Das Wichtige

Ich könnte an der politischen Welt verzweifeln. Ich verzweifle tatsächlich an der politischen Welt. Ich sollte wirklich weniger über diese Welt schreiben, die ich doch nicht verstehe. Das einzig Wahre an ihr ist mein Zweifel.

Ich könnte mehr über die wirklich wichtigen Dinge schreiben. Wo bin ich daheim und warum? Kenne ich Heimweh, warum habe ich Fernweh? Was ist in mir auf Reisen? Oder bin ich angekommen? Warum kümmert mich die Sorge der Welt so sehr, dass ich nicht umtriebig sondern unstet bin?

Was mich am Ende ausmacht, steht in keiner Zeitung. Was mich identifiziert, gibt Antwort auf die Frage, was bei mir bleibt, auf was ich zurück greifen kann, wenn kein Geld mehr hilft, keine Liebe mich am Leben hält – was ist in Ordnung, wenn nichts mehr zu verändern ist?

 

8 Gedanken zu „Das Wichtige

    1. Thinkabout Beitragsautor

      Dann eher nicht bloggen, wäre auch für mich ein guter Anfang… und dann einfach anders drüber bloggen, bzw. über das bloggen, was fest steht: Meine Ratlosigkeit, Sorge, Wut. Die Anklage allerdings kann ich wohl weglassen, denn wer kann schon sagen, dass die „Schuldigen“ wirklich immer so leicht auszumachen sind?

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  1. Caro Nadler

    Ich frage mich soeben, was wir vom „Verstehen“ erwarten. Heisst es letztlich, dass wir mit einer Tatsache einverstanden sein wollen? Oder wollen wir nur Beweggründe erkennen können? Bleibt dann nicht doch oft eine Fassungslosigkeit zurück? Ist es nicht diese Fassungslosigkeit, wenn wir sagen: „Das verstehe ich nicht?“

    Sorry für diesen philosophisch angehauchten Exkurs, hat nichts mit Deinem eigentlich Geschriebenen zu tun – lag mir aber spontan auf der Zunge.

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    1. Thinkabout Beitragsautor

      Liebe Caro,
      Da gibt es nichts, wofür frau sich entschuldigen sollte. Deine Gedanken führen mich weiter. Es ist sehr aufschlussreich, sich selbst in den verschiedensten Situationen zu fragen, was wir eigentlich unter „ich verstehe“ oder „nicht verstehen“ meinen? Welche Vorstellung von Wahrheit oder Interpretation liegt dem zu Grunde? Ist Logik wenigstens ein Schluss, der kein MIssverstehen mehr riskiert?
      Aaron Swartz hat zu seiner Motivation, immer weiter nach dem offenen Netz zu streben, gesagt, dass ihn schlussendlich die Neugier treibe und jene Art von Wissensdurst, die doch danach trachten müsse, dass wir für immer bessere Lösungen den freien und reichen Austausch unter einander anstreben müssten.
      Davon sind wir weit entfernt. Die Informationsgeber sind Informanten, die bereits filtern, was wir wissen sollen, damit wir manche Dinge so verstehen, wie wir sie verstehen sollen.
      Das war immer so. Aber heute gibt uns gerade dieses Internet eine Ahnung, wie sehr das so ist.

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  2. Gerhard

    Früher war es doch das Ideal der Spirituellen, am eigenen Heil zu arbeiten. Sie wollten eigentlich nicht am Aussen teilnehmen – nein, sie wollten sich nach innen wenden – und wenn sich genug so verhalten, dann würde die Welt heil. Aber das Pendel schlägt in unserer Zeit zurück: Man muß auch als „Innenarbeiter“ versuchen, in die Welt zu wirken.

    Ich denke für mich: Ich muß mich nicht im Schmerz suhlen. Das wäre das Aufblühen des Egos: Baden im Schmerz.
    Ja, man soll wahrnehmen, was los ist! Aber man hat auch die Pflicht, SICH wahrzunehmen. Zu schauen: Wer bin ich?. Sich beachten und sich lieben.

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  3. Thinkabout Beitragsautor

    Ich glaube, dass die Hinwendung nach Innen nicht im Schmerz endet. Sondern diesen überwinden kann.
    Und die Aussenwirkung ist für solche Menschen nichts, was sie bewusst anstreben und gestalten müssen. Darauf verwenden sie keine oder wenig Energie. Es geschieht von allein, weil Haltung ausstrahlt. Anders, als manche Aktion.

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  4. Caro Nadler

    Gerhard, ich finde Deinen Gedanken sehr wichtig. Heisst es nicht, wahre Schönheit komme von innen? Damit meine ich nicht (nur) die äusserliche Schönheit, sondern die Schöneheit des Geistes, der Werte, der Ethik. Wenn wir innerliche „Schönheitsplfege“ betreiben, wird die Auswirkung ins Aussen sehr wohltuend sein für unsere Welt. Diese Schönheitspflege darf sich dabei aber nicht auf reine Innenschau beschränken, sondern muss im Gegenteil dieses Innen zum Wachstum bringen, es nach Idealen ausrichten und, wie Du schreibst, „heil“ werden lassen.
    Vielleicht findet dies ja öfter statt, als wir meinen, denn das Gegenteilige drängt sich in unsere Wahrnehmung: Wenn innere Leere und Schwärze diese Welt verpesten.

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  5. Menachem

    Claudia, in Anlehnung eines anderen bekannten Spruches möchte ich diesen abwandeln in::
    Kein bloggen, ist auch keine Lösung 🙂

    „Heisst es letztlich, dass wir mit einer Tatsache einverstanden sein wollen?“
    Das finde ich, ist ein ganz extrem interessanter Gedanke, Caro.

    Heisst es letztlich, dass wir mit einer Tatsache einverstanden sein MÜSSEN?

    Ich glaube im Moment, das wir Gefangene im Wertesystem unserer gesellschaftlichen Ordnungen und Anschauungen sind. Von – und aus: Geburt. In diesem Wertebereich, in dem ich aufgewachsen, bin ich UNFREI. Ich kann nicht ANDERS. Aber: Ich will!

    Toleranz, und das erkenne ich in mir, ist der Hilfeschrei verstehen zu „wollen“ und nicht zu können.
    Chagall, hat es in seinem Bild “ Schrei“ ausgedrückt, was ich dabei empfinde.

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