Farben für die Augen, Düfte für die Nase, Töne fürs Ohr, Gewebe für die Haut, Worte für den Verstand – doch welche Schöpfungen bringen die Sinne des Herrn Block so ins Trudeln, dass sie von seinem Kopf nicht mehr zu kontrollieren sind, sich durch alle Nervenbahnen zwängen, bis sie sich zwischen Herz und Bauch so verbinden, dass sie in absluter Klarheit wahr genommen werden, ohne dass es Worte dafür gäbe?
Block hat kein Musikgehör, und Kleidung muss einfach warm geben – oder die Hitze mildern, bequem sein. Mit Worten kann er umgehen, doch traut er ihnen oft nicht. Seine Nase ist selten richtig frei, er riecht nicht wirklich viel oder kann die Düfte nicht bestimmen. Nicht mal Rasierwasser benutzt er regelmässig.. Ein Flacon After Shave in Block’s Badezimmerspiegelschränkchen hat ein langes Leben. Wenn ihm allerdings einmal ein Parfum in die Nase steigt, das nicht einfach nur süsslich riecht, dann kann Block schon mal den Hals drehen. Doch die Dame ist meist genau so schnell entschwunden wie der Äther, welcher den Duft raubt und davon trägt. Block hat dann genau so wenig mitbekommen, wie die Frau denn eigentlich aussah, wie er auch nie sagen könnte, nach was sie denn nun wirklich geduftet hat? Düfte sind was für Leute, die sich mit Sehnsucht quälen wollen. Kann man in einem Duft ankommen?
Aber in den richtigen Farben wohnen, das kann man. Wohnungen müssen für den Verkäufer vor allem hell sein, weshalb Neubau-Wohnungen prinzipiell aus weissen Wänden bestehen. Hochweiss. Streicht dann jemand die eigenen Wände auf Eierschalenweiss um, fühlt er sich beinahe schon als Avantgardist.
Dabei kann man in Farben tauchen. Bei Farben kann man sitzen. Der Blick in Farben lässt sich aushalten. Oder überhaupt nicht. Farben können uns bewegen, besänftigen, anregen, aufregen. Farben werden immer vom Licht gemalt. Farben wandeln sich und haben doch, ein jeder Farbton für sich, eine eigene Seelensprache. Farben können betören. Farben sind eine Versuchung. Verpackungsprofis suchen für jedes kommerzielle Produkt nach der „richtigen “ Farbe, der maximalen Anziehung. Farben wollen verführen, versuchen, erobern. Oder warnen. Oder abschrecken. Farben sind wir alle täglich ausgesetzt. Meist fühlen wir sie nicht, weil wir sie nicht wirklich sehen. Doch in seiner wirklich passenden Farbe wohnen zu können, das ist Lebensglück. Block sitzt in seinen Farben. Die Farbe im Wohnzimmer, die er mit anderen öfters mal teilt, ist apricot. Die Farbe ist eine Einladung an das Sonnenlicht, seine Wärme in die Stube zu tragen. Am Morgen malt es den Tag sonniger, über Mittag bleibt das Grelle weg und der Abend? Wenn Abendlicht die Wände entlang fliesst, dann staunt Block manchmal die Wände an. Wie sehr kann warmes Abendlicht der Seele schmeicheln!
Irgendwann muss neu gestrichen werden. Block wird wieder seine Farben finden. Und den Lichtwechsel des Tages immer wieder erleben – vor und hinter der Haustür.