Angelique Kerber hat die Australian Open gewonnen und wird am Montag erstmals die Nummer 2 der Welt sein. Mit Andrea Petkovic und Sabine Lisicki sind zwei weitere deutsche Spielerinnen unter den ersten dreissig klassiert – oder unmittelbar dahinter. Ausser dem Spartensender Eurosport scheint medial niemandem aufgefallen zu sein, dass das alles höchst respektabel ist. Und nun reibt man sich verwundert die Augen.
Es ist die alte Krux: Ist die eigene Nation in einer Wintersportart, Hauptsache, sie ist olympisch, ganz vorne mit dabei, dann wird das medial ausgeschlachtet – ganz egal, wie spezialisiert die Sportart ist und wie eingeschränkt die Verbreitung. Skispringen oder gar Bobfahren sind so fett im TV vertreten. Aber wenn in der Weltsportart Tennis mit Profis auf allen Erdteilen eine Deutsche einen Viertelfinal eines Grand Slam Turniers erreicht, dann interessiert das nicht? Natürlich wird da auch der Zuschauer reflektiert. Der will Gewinner sehen. Aber was ist mit all den Tennisspielern, die seinerzeit dank Boris Becker, Steffi Graf und Michael Stich mit dem Sport begonnen haben? Interessieren die sich nicht für die Kämpfe der Besten, auch wenn da Deutsche nur mit dazu gehören, ohne Finalgarantie? Richtig peinlich wird es, wenn abgesprungene Medienanstalten plötzlich Übertragungsrechte beanspruchen wollen, wenn dann eine Deutsche ein Finale erreicht, wie bei Sabine Lisicki in Wimbledon…
Dem reinen Sportsender Eurosport ist zu gratulieren. Der Sender hat immer auf Tennis gesetzt und schenkt mit viel Insiderwissen auch „ausländischen“ Grössen Aufmerksamkeit und Beachtung. Natürlich liegt auch da der Fokus auf den deutschen SpielerInnen, aber nicht ausschliesslich – und die Achtung vor der jeweiligen Leistung gilt allen.
Wenn ich dann das ZDF-Mikro bei der Pressekonferenz nach dem Sieg zuvorderst unter dem Gesicht von Kerber sehe, denke ich mir, wie sehr sich da wohl mancher TV-Mann am liebsten die Zunge abbeissen würde, dass man eben bei diesem neuen Aufschwung im Frauentennis nur am Rande dabei war – und ist.
Die deutschen Schachspieler sind 2011 Europameister geworden. Das war eine Riesensensation, hatten sie doch nur einen Spieler unter den Top 50. Das war fast wie ein Lottogewinn.
Interessiert hat das niemanden, in einem Land, das mehrere Weltklassespieler hervorgebracht hatte wie etwa Dr. Hübner oder Weltmeister wie Dr. Lasker.
Das kolossale Ergebnis verpuffte und konnte nicht genutzt werden..
Nun, auch der deutsche Tennisboom lässt sich scheinbar nicht so leicht revitalisieren… Wie man lesen konnte, war die Halle in Leipzig beim Fedcup-Viertelfinale am letzten Wochenende gegen die Schweiz mit 4200 Plätzen nicht ausverkauft…
Nun ist Schach kein Tennis…ich meine in Sachen Grund-Popularität. Aber Schach war immer auch ein wenig in den Medien, weil einige namhafte Poltiker Schach spielen, auch die Klitschko-Brüder und die jahrzehntelange Helmut Pfleger Reihe im TV kennen selbst Leute, die diesen Sport nicht näher kennen.