Ressort: Politik(Weitere Infos)

27.Juni 2016, 10:34

Gauck und die Demokratie

Als Joachim Gauck Bundespräsident wurde, war nicht nur ich neugierig auf diesen Mann und seine Vita, seine Rolle in Ostdeutschland in den Zeiten der Wiedervereinigung, sein Einfluss auf die demokratischen Kräfte dieses einmaligen und dabei friedliche Prozesses. Davon ist nicht viel geblieben.

Aktuell steht Gauck ganz oben in der Reihe der Anti-(Direkt)Demokraten der politischen Kaste, und die Zitate, in denen sein Misstrauen über die Urteilskraft der Bürger zum Ausdruck kommt, sind zahlreich. Mit Bemerkungen, die aktuelle Politik wäre „komplex“, stellt er sich in die Reihe jener in der Kaste, welche das Volk schlicht als für zu dumm halten, regierende Parteien zu verstehen. Dabei wäre es die Aufgabe des Bundespräsidenten, genau an dieser Schnittstelle zu wirken: Wenn etwas dumm an der „modernen“ Politik ist, dann der Umstand, dass es dieser nicht mehr gelingt, den Bürger zu erreichen und einzubinden – so es denn überhaupt versucht wird. In den Medien werden vor allem seine kritischen Äusserungen zur direkten Demokratie haften bleiben – und nicht die Betrachtung der Unfähigkeit von Politik und Medien, diese so „komplexen“ Vorgänge verständlich zu kommunizieren. Noch längst nicht ist bei den Politikern angekommen, dass genau dies immer ihre Aufgabe bleibt in der Politik: Sich und sein Tun dem Volk zu erklären.

Mit dem Brexit werden sich all diese Damen und Herren in ihrem Urteil bestätigt fühlen und das gegenseitige Missbehagen wird zunehmen. Nichts gefährdet die Demokratie tatsächlich mehr als genau dieses Phänomen. Gauck wird nicht wieder kandidieren. Vielleicht findet er jenseits aller Ämter zu einer dezidierteren Auseinandersetzung mit allen Amtsinhabern im politischen System – nur wird das dann nicht mehr in ähnlichem Masse wahrgenommen werden.

Ein Gedanke zu „Gauck und die Demokratie

  1. Uwe

    Ach, der Gauckler… Ein Vortragender salbungsvoller Worte, noch nichtmal selbst gemacht, vermutlich.

    Ich hoffe, es geht Dir gut Kurt! Liebe Grüße

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