Ressort: Gesellschaft(Weitere Infos)

03.Januar 2017, 21:59

Unsere Rentenansprüche – unsere Herausforderung

Ich habe mich noch im alten Jahr mit einem Kollegen über unsere Beobachtungen in grossen Firmen unterhalten. Da wird gerade eine grosse Umstrukturierung vollzogen und dabei ein Altersschnitt gezogen: Wer 59 oder älter ist, kann einen Finanzierungsvorschlag für eine vorzeitige Pensionierung akzeptieren – oder erhält die Kündigung.

Mein Kollege meint: Ganz egal, wie schwierig diese Situation für den Arbeitnehmer sein mag – ganz allgemein sind das zusätzliche Belastungen für das Rentensystem, welche das grundsätzliche Problem der sich wandelnden Gesellschaftsstruktur nicht kleiner macht. Und dann kommt die bange Frage: Wie soll das alles bezahlt werden?

Über den Jahreswechsel habe ich immer wieder daran denken müssen. Tatsächlich bleibt die Altersversorgung eines der zentralen politischen Aufgaben – ungelöst bezüglich der Handlungsansätze – aber auch betreffend der unsicheren Prognosen. Eines aber müssen wir auf jeden Fall ändern: Die Lösung kommt nicht „von denen da oben“ oder von „denen da drüben“, und schon gar nicht „von denen da unten“. Die Lösung muss unsere Lösung sein, und so müssen wir bereit sein, zu fragen: Wie wollen WIR das bezahlen? Die Politik ist schnell bei der Hand, die selbstverantwortliche Altersvorsorge anzumahnen – und tatsächlich ist die Perspektive vieler Jungen hierzu besorgniserregend, wenn ihnen jeder Sinn für dieses so weit weg liegende Problem fehlt. Wir müssen aber auch den Solitaritätsgedanken erhalten, denn genau darin lag der Riesengewinn der AHV. Er hat uns in besonderem Mass weiter eine Eid-Genossenschaft sein lassen, in welcher Arbeitnehmer und Arbeitgeber für die Rente der Pensionierten mit arbeiteten. Dieser Umlagegedanken ist ein grosses Gut, das wir gerade schleichend verlieren. Wenn es also darum geht, wie die Renten gesichert werden sollen, unsere „Ansprüche“, dann stellt sich immer auch die Frage, welche Ansprüche wir denn der Gesellschaft an uns persönlich zubilligen wollen: Wofür fühlen wir uns verantwortlich? Wie weh darf uns ein Kurswechsel, eine Erhöhung der Beiträge, eine faire Systemanpassung tun?

Denn eines ist klar: Sollte die Politik eines Tages die AHV tatsächlich kippen, läge darin ein Vertragsbruch mit dem Volk – und das wäre dann nicht nur ein nicht eingehaltenes Wahlversprechen, wie es Viele geben mag.

 

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