Ressort: Lebenskunst(Weitere Infos)

16.März 2017, 14:00

Die Köchin

Wenn meine Liebste mit Freude kocht, dann lacht mein Herz. Denn es ist Lebensfreude pur – und eine Liebeserklärung an mich, an sie selber, an uns.

Ich kann es gar nicht so richtig beschreiben und versuche es trotzdem: Der ganze Kosmos wird klein. Er reduziert sich auf diese paar Quadratmeter Küche, auf das Licht, das durchs Fenster einfällt, auf die Rezeptblätter auf dem Tresen und auf ein Paar Schultern, die sich konzentriert darüber beugen. Zuvor hast Du Dir überlegt, was wir kochen und wir haben eingekauft, alles liegt bereit für diese kreative und genussvolle Arbeit, an deren Ende ein blanker Teller so richtig rund wird, weil er das tut, für was er geschaffen ist: Das Werk umrahmen, darreichen, mit dem wir Genuss, Nahrung, Energie und Lebensfreude verbinden, während wir uns zu Tisch setzen, einander ansehen und mit den üblichen Ritualen guten Appetit und damit Freude wünschen.

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Dann liegt eine halbe oder eine Stunde oder mehr Zeit hinter uns, in der wir uns für diesen Teller verbunden haben, der eine zuarbeitend, die andere gestaltend und kreierend, und es liegt die immer wieder neue und doch so oft nicht genügend beachtete Wahrnehmung hinter mir: Was für ein Glück wir haben, dass wir uns gerade in der Küche auch immer wieder finden!

Ich liebe diese Momente, in denen ich Dich mit Dir selber reden höre, während ich – zum Beispiel – Zwiebeln klein hacke:

„Wie wollen die das machen? Was? Viel zu kompliziert. Machen wir ganz anders. Und was mischen die da bei? Das isst mein Schatz doch nicht. Da nehmen wir was anderes.“

Es ist dieses sorgende und hütende und streichelnde Gen, mit dem Du unsere Gemeinschaft wärmst, und unser, nein, Dein Kochen ist ein wunderbarer Ausdruck liebevoller Fürsorge. Zeit, die fürs Kochen eingesetzt werden muss, ist niemals verloren. Auch wenn noch so schnell verzehrt ist, was zuvor mit viel Investition zubereitet wurde: Der Prozess stärkt uns immer wieder neu – und noch viel wichtiger: Er schafft kreative Energie und macht enorm zufrieden.

Darum sind Zeiten, in denen Du, meine Liebste nicht gerne kochst, trübe Zeiten. Denn sie bedeuten, dass Du Dich nicht wohl fühlst, dass Dir Geborgenheit fehlt. Und die Ruhe, Dir Zeit wirklich einfach für uns nehmen zu dürfen. Und das Schönste an Deinen Gaben als Köchin ist, dass Du auch noch so gerne isst. Und einfach geniessen kannst.

 

2 Gedanken zu „Die Köchin

  1. Relax-Senf

    Das ist ja eine schöne Überraschung! Thinkabout produziert wieder gute Texte. Ja ich war schon lange nicht mehr hier, zugegeben, aber manchmal zwingt einem das Leben Aktivitäten auf, die einem das Wählen bevorzugter Aktivitäten aus der Hand nehmen. Seis drum, eben habe ich mich über den anregenden und Esslust weckenden Artikel gefreut. Dein Fazit: „Er schafft kreative Energie und macht enorm zufrieden.“ kann ich nachvollziehen. Weiter so mit kochen und schreiben, es ist für weit mehr gut, als die bereits aufgezählten Fakten.

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