Ressort: 10 Minuten(Weitere Infos)

05.Juli 2018, 23:45

10min schreiben über: Nein

Manchmal genügt das simple Nein schon als Zeichen des Widerstands. Widersetzung. Ablehnung. Nein hat auch nicht immer etwas Autoritäres. Es kann vom Lehrer kommen oder vom widerborstigen Flegel. Und manchmal meint der Eine, den Andern genau so richtig zu sehen. Wer nein sagt, verweigert sich. Ein Nein Vieler kann zu einem Protest werden. Oder zu einer politischen Bewegung. Das Nein bekommt etwas Revoluzzerhaftes. Klischees führen dazu, dass das Nein ein Urteil ist, über das auch gleichzeitig geurteilt wird: Wer nein sagt, hat Angst, übertreibt, hat Schiss, oder ist zu primitiv, um den grossen Wurf im Ja zu sehen. Das Nein ist stiernackig? Das Nein muss sich viel weniger erklären als das Ja. Es lehnt einfach ab. Im Nein einer Masse steckt auch die Kritik. Wer nein sagt, ist mühsam. Er ist im Weg. Er behindert.

Das Nein ist das Votum der Unzufriedenen – und es macht die Gegenseite unzufrieden. Dem Nein wird selten mit Geduld begegnet. Das Nein einer Autorität wird manchmal auch Gesetz genannt, manchmal ist es auch nur Anstand. Das Nein kann auch neu entstehen, erstmals gehört werden, nicht ernst genommen werden. So wird aus dem einfachen Nein ein gebrülltes. In der Auseinandersetzung zwischen Nein- und Ja-Sagern fehlen oft die Zwischentöne. Die Reflexion würde vielleicht ein Jein nahelegen, aber das hat gegen die Entschiedenen keine Chance. Das Nein wird oft bekämpft. Nein sagt der Rückständige. Meint man. Wer nein sagt, wird tatsächlich selten gefragt: Und was dann? Was stattdessen?

Das Nein ist mächtiger als das Ja. Was ist gültig? Im Nein bündelt sich der Wunsch nach Abwehr. Das Nein möchte manchmal etwas zurück.

Manches Nein sollte einfach ernst genommen werden. Als Zwischenstand. Gefühlt. Ehrlich.

 


Was es mit den 10min-Texten auf sich hat, können Sie hier nachlesen. 

 

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