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19.Oktober 2019, 17:15

Spitzensport

Verfolgt man Spitzensport und seine Protagonisten am Fernsehen, so bekommt man in der Begleitung einer Karriere mit, wie viel Entwicklung da auch noch geschieht, wenn schon lange Erfolg da ist. So viel ist schon geschafft, doch die nächste Herausforderung wartet schon. Erfolg ist nichts Dauerhaftes. Nach dem Spiel, dem Wettkampf, ist vor dem Wettkampf.

Statistik ist wichtig. Titel sind wichtig. Sie kommen auf die Visitenkarte der Meriten, die einem niemand mehr nehmen kann. Irgendwann. Nach der Karriere. Aber davor, im Rad, im Wettkampfleben, gibt es eigentlich keine Pause, kein Verschnaufen. Es geht immer weiter. Du musst das lieben, annehmen, es bejahen und immer wieder neu überzeugt sein, dass Du den Schweinehund überwindest, jedes Gespenst verscheuchst, Zweifeln die Zuversicht entgegen setzt, und bereit sein, immer wieder neu, alles zu geben.

Und dann, eines Tages, ist die Karriere vorbei. Je nach Sportart, je nach Person und Umfeld, fällt ein Vorhang und es wird still. Sänger können bis ins hohe Alter auf einer Bühne stehen – Sportler will niemand mehr sehen, wenn sie langsam werden. Die Karriere ist endlich. Das Publikum will neue Helden und nimmt sie an. Immer wieder. Wer Spitzensport betreibt, schärft Charaktereigenschaften, die Spitzenleistung möglich machen. Und doch hat ein jeder dieser Menschen ganz viel im Rucksack, das immer wieder neu gebändigt werden muss. Selbstzweifel können grösser sein als jeder Pokal.

Und in der Stille danach, unten, fern von der Bühne, fliesst kein Adrenalin. Das positiv zu erleben, in sich die Dinge bewusst entwickeln, die in der Karriere vernachlässigt werden konnten, ist eine Herausforderung. Schon wieder. Aber jetzt ohne Publikum. Das kann ein Segen sein, aber auch ganz, ganz schwierig.

Wenn es gelingt, wenn die Persönlichkeit nicht nur in Erfolg und Misserfolg sichtbar ist, sondern sich auch nach dem Erfolg gefestigt zeigt, dann kann dieses Leben wirklich glücklich bleiben. Weil dieser Mensch liebt, was er wirklich ist.

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