Archiv für den Monat: Februar 2020

12.Februar 2020, 7:00

Wirklich wissen

Social network sphere – von aelitta – iStock by Getty Images

Meine Blockade hält an. Schreiben über all das, was ich lese, scheint mir sinnlos. Welchen Gehalt haben Nachrichten? Welches unfertige Bild ist Ursprung meiner „Meinung“? Über was rege ich mich auf, das „geschieht“. Warum passiert was? Warum nicht? Was mir an Ereignissen vermittelt wird, ist nie dazu geeignet, diese Frage zu beantworten. Es ist Bruchstück. Rudimentär. Zerbröckeltes Flickwerk, und ganz sicher nicht entschlackte Essenz.

Was machen wir den ganzen Tag, wenn wir uns informieren und mitteilen? Tauschen wir uns wirklich aus? Wie viele Menschen kenne ich vermeintlich wirklich gut? Und von wie vielen dieser Menschen kann ich mit Überzeugung sagen, dass ich weiss, dass es ihnen gerade gut geht? Was treibt sie um, meine Menschen?

Ich sage ja nicht, dass diese Rhetorik vor zwanzig Jahren weniger verfangen hätte. Ich mag das auch schlicht nicht beurteilen. Aber heute kommt mir meine faktische Unwissenheit oft geradezu absurd vor, angesichts aller social media, die uns zur Verfügung steht und die wir gebrauchen. Ich schreibe bewusst nicht „brauchen“ und nicht „nutzen“. Dabei könnte uns wieder bewusst werden, dass wir genau davon wirklich etwas wissen könnten, erfahren, lernen, einschätzen: Was wir selber erleben, im Gespräch ergründen, in der Begegnung fühlen, in der Natur sehen, machen wir höchstens selber zum Zerrbild. Aber nur im einigermassen Unmittelbaren können wir einen tatsächlich eigenen Eindruck gewinnen, zulassen. Wahr, wirklich, ist das, was uns direkt geschieht. Darum ist das Gespräch so wertvoll. Das Zusammenleben. Zeit teilen. Nicht Nachrichten.