Ressort: Gesellschaft(Weitere Infos)

06.Juli 2020, 9:36

#slowdownmedia – Entschleunigung im Netz, bitte!

Als einer, der 2004 angefangen hat, darf ich mich wohl als einen Blogger der frühen Stunde bezeichnen. Aber keine Sorge, ich bilde mir nichts darauf ein. Ich bin viel eher ernüchtert, wie schnell die digitalen Möglichkeiten des Internets immer neue Kinder geboren haben – und die sind nach und nach an mir vorbeigezogen – und haben mich ratlos zurückgelassen. Eines ist geblieben: Die Attraktivität jedes Angebots wird von der Vielzahl der User danach beurteilt, mit was man wie schnell wie viele Clicks erhaschen kann…

Damit ist es nur folgerichtig, dass Facebook die klassische Blogger-Community durch die Netzverknüpfungen und die Leichtigkeit der Online-Stellung von Inhalten gesprengt hat – und seinerseits mehr und mehr zum Medium der Älteren wird, während die Jüngeren mit Instagram und TikTok kontakten. Egal wo und wie, alles beruht auf der möglichst zu schaffenden Aufregung in dem einen Moment. Jeder wünscht sich Aufmerksamkeit und ist doch gleich wieder dem Vergessen ausgesetzt, es sei denn, er schafft sich eine virtuelle Identität. Und das ist die nächste furchtbare Stufe auf der Achse der Zeit-Totschlagung. Es mag ja sein, dass das Netz nichts vergisst, aber jeder „User“ ist selbst inmitten seiner Klicks schnell eine anonyme Nummer. Social Media ist ätherische Aufregung, mit der viel Geld verdient wird mit uns, indem wir uns die Zeit im Grunde stehlen lassen . Für was?

Ich bin für #SlowDownMedia – Mit solchem Hashtag ausgerüstete Beiträge, Wortmeldungen oder schöpferische Arbeiten könnten damit ankündigen: Vorsicht! Hier ist Zeit zum Verweilen, wirklich zum Lesen und Sein. Bitte nur klicken, wenn Du Zeit hast oder neu für Dich gewinnen willst. Der Hashtag könnte in den verschiedensten Medien (oder Medias?) segensreich sein…

Ein Gedanke zu „#slowdownmedia – Entschleunigung im Netz, bitte!

  1. Gerhard

    #SlowDownMedia könnte dazu führen, daß man überhaupt nicht mehr gelesen wird.

    Abseits davon ist es grundsätzlich schwierig, seine Positionen klar in einem Post darzulegen. Diese in Comments weiter zu schärfen, misslingt des öfteren, weil Besucher meist nicht mehr zurückkommen.

    Letztlich geht es wohl darum, selbst mal seine Position zu artikulieren. Etwas, was Du ja mal vor Jahren als Hauptmotivation ausgabst – so erinnere ich mich.

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