Ressort: Gesellschaft(Weitere Infos)

14.Oktober 2020, 7:00

Service Public im Internet? Bitte ja!

Wenn kritisiert wird, das Schweizer Fernsehen würde mit der Ausweitung der digitalen Angebote ihre Aufgabe des Service Public nicht wahrnehmen bzw. missbrauchen, schaut man zu kurz. Es kann nicht sein, dass sich SRF aufs Fernsehen beschränkt, wenn ein Grossteil der Zuschauer und Zuhörer ü60 sind und Jüngere sich bald durchwegs im Internet informieren, womöglich noch zunehmend nur auf Social Media – Plattformen.

Der Service Public beinhaltet eine fundierte, breit gefächerte Informationsethik, welche sich der Objektivität und Sachlichkeit verschreibt, da von uns Allen mit finanziert. Und ich bin der Meinung, dass es diese journalistische Ethik je länger je mehr braucht. Und damit eben auch ein Informationsangebot, das – analog entsprechender kultureller Sendungen im Fernsehen – nicht nur auf Besucherzahlen schielt – und, das ist das Entscheidende, das Angebot für den Besucher der Webseite nicht mit Alogrhythmen so steuert, dass in der Aufmerksamkeitsspanne, die wir alle mitbringen, wir nur noch bequem zu lesen bekommen, was uns ganz sicher interessiert. Denn genau das ist das Hauptproblem aller Information im Internet: Sie sucht entweder die Scharung Gleichgesinnter unter einem Banner, will möglichst viel Konsum generieren oder buhlt mit gesteurter Auswahl von Inhalten nach möglichst vielen Besuchsminuten auf der Seite. Wie aber werde ich informiert und bilde ich mein Wissen weiter, wenn ein Algorhythmus die Vorauswahl so steuert, dass ich möglichst schon nach dem ersten gelesenen Satz „Jawoll“ brüllen kann? Denn genau das streben Plattformen wie Twitter, Facebook und Instagram an: Sie lieben den klar ersichtlichen Nerd egal welcher Ausrichtung und füttern ihn mit möglichst viel Material, das ihn bei der Stange hält. Muss ich mich mit Gegenargumenten zu meiner Meinung beschäftigen, ist das viel weniger sexy – und ich habe den Eindruck, dass die Instagram-Generation das extrem stark so empfindet. Und DESHALB braucht es den Service Public von SRF auch im Internet – mit einer gewissen wirtschaftlichen Absicherung, so dass ein Ort geschaffen und erhalten werden kann, wo breit gefächerte Information möglich ist. Mit mehr Gewissheit und klarer journalistischer Konzeption als bei den meisten privat finanzierten journalistischen Internet-Formaten.

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