Wir wollen wissen. Mehr wissen. Sicherheit haben. Corona bestimmt unser Leben und unsere Beziehungen. Corona macht Angst und macht einsam und führt zu neuen Zäunen. Hinter ihnen lauert vielleicht kein Virus, aber womöglich Schlimmeres.
Corona ist das beherrschende Thema, und wir alle müssen – ein Stück weit immer wieder neu – unsere Haltung dazu finden. Dafür brauchen wir Informationen, die ein Spiegel des (Nicht-)Wissens sind, zwangsweise. Wir checken unsere wichtigsten Kontakte, suchen Gemeinsamkeit auch in der Haltung – und nabeln uns ab. Ohne es zu merken, errichten wir Zäune, stecken unsere Gärten ab. Mit dem will ich Kontakt haben, mit dem andern nicht. Denn wir ergründen unsere Haltungen zu Corona nicht so wie jene zu irgend einem gesellschaftlichen Thema, sondern prinzipiell. Und Hand aufs Herz: Wenn wir entschieden haben, mit jemandem keinen persönlichen Kontakt haben zu wollen, auch in einer Konstellation, in der wir es nach den Richtlinien dürften, dann legen wir die Person zur Seite. Beinahe niemandem gelingt es, über die verbindende oder trennende Frage der Gleichschaltung hinaus zu sehen und ganz bewusst den Austausch über all die vielen möglichen Kommunikationswege zu wahren, die uns doch immer möglich sind.
Jemand ist vernünftig oder unvernünftig, ein Staatsgläubiger oder ein Verschwörungstheoretiker. Keiner bleibt einfach ein Mensch mit einer Meinung – und Ängsten und Nöten und Unbehaglichkeiten, für die er Lösungen und Antworten sucht. Wir besprechen miteinander nicht mehr sondern weniger persönliche Befindlichkeit, wir sind mit der Errichtung und Vervollständigung von Schutzschildern beschäftigt oder haben uns einfach eh zurückgezogen. Fehlende Spitalbetten sind Nachrichten mit Geschichten und Bildern – fehlende soziale innere und äussere Gleichgewichte sind schwarze Löcher ohne Ausdruck und Statistik. Sie müssen zurückstehen, bis sie existenziell bedrohlich werden – und auch ein Krankheitsfall werden.
Wir alle sorgen auch für uns, wenn wir uns um andere und für andere Sorgen. Darum: WhatsApp, Mail, Telefon, Skype warten darauf, benutzt zu werden. Unsere Kontaktverzeichnisse sind voll. Und unsere Herzen doch auch. Oder?