Unsere Sprache ist eines unserer Ausdrucksmittel, aber bei weitem nicht unser Einziges. Oft ringen wir mit ihr, weil wir den Eindruck haben, es würde uns nicht gelingen, mit Worten einzufangen, was wir fühlen. Und wenn es anderen gelingt, ist das schön zu hören oder zu lesen, aber es kann auch erschlagen. Wie oft höre ich von Freunden oder sonst mir zugewandten Menschen, dass sie sehr gern lesen, was ich schreibe, ihnen aber auf Briefe – und ja, so bezeichne ich durchaus auch Mails – keine Antwort einfiele, die dem gerecht werden könnte, was sie selbst zu lesen bekommen haben. Ich versuche dann zu erklären, wie segensreich eine Sprache sein kann, die einfach daher kommt. Der Kern einer jeden Sprache ist Klarheit und Einfachhheit. Sie gibt den Worten den Raum, den sie brauchen, um wirken zu können. Ich kann, wenn ich jemanden empfange, sagen, wie sehr ich mich freue, seine Geschichten zu erfahren, wie lange wir uns nicht gesehen hätten und wie sehr ich diesen Moment ersehnt habe, diesen Menschen hier zu haben. Oder aber ich kann einfach sagen:
Schön, bist Du da.
Niemand will da werten, welche Worte mehr ankommen. Den Worten wird auch ein Klang mitgegeben, eine Wärme, ein Lächeln vielleicht – und selbst wenn ich schreibe, glaube ich daran, ja, weiss ich, dass das Lächeln dabei Teil der Botschaft wird. Sprache ist das eine, Verstehen das andere. Vielleicht ist es sogar so, dass, wer seinen Worten vertraut, weniger davon braucht?
Es gibt nicht richtig oder falsch, wenn wir miteinander reden. Aber wahr oder unwahr, achtsam oder gleichgültig, wach oder abwesend. Sprache kann Umarmung sein oder Abweisung, kann beides wollen, in beidem unbeholfen bleiben und doch wirken. Denn es gibt auch den, an den sie gerichtet wird, und auch als Empfangende haben wir es in der Hand, zu lesen und zu hören, was uns gesagt wird.
Sprache teilt mit. Und den Inhalt empfangen Zugeneigte. So findet jeder Satz sein Ausrufezeichen und sein Inhalt ein Herz, einen Verstand, der geneigt ist, hinzuhören.