Es wurde ihm ins Gewissen geredet. Heisst: Eine (Möchtegern-)Autorität hat an die (gute) Erziehung apelliert und die Moral angerufen. Oder die Macht des guten Denkens und Handelns. Ich will das gar nicht kleinreden oder mies machen, denn schlussendlich sind die Werte, die wir anerzogen bekommen, eine Orientierungshilfe.
Das eigentliche Gewissen aber, das liegt sicher und geschützt in uns. Es ist das, was wir über uns selbst wissen, gerade wenn niemand von aussen auf uns einredet, wenn alle Beeinflussung weg fällt, wenn wir fragen, wer wir wirklich sind und was wir wollen. Nein, was uns wirklich gut tut, uns glücklich macht. Oder zumindest so leer, dass wir erkennen, was richtig ist. Wahrheit. Sehr oft kennen wir keine Antworten, wissen wir vielleicht nicht einmal, nach was wir suchen, welche Fragen wir uns stellen sollten. Aber alles, was uns dazu befähigt, jenseits von allen tradierten Vorstellungen, was denn der Sinn unseres Lebens, unserer Tätigkeit wäre, wirklich danach zu fragen, wer wir SIND, führt uns zum wirklich vorhandenen Gewissen:
Wenn wir uns selbst wirklich wichtig sind, wenn wir uns lieben, bekommen unsere Gedanken, unsere Fragen, und irgendwann auch die Antworten die Qualität, die Tiefe und Wahrheit, die wir wirklich unser Gewissen nennen können. Nochmal: Damit ist für mich nicht die Verantwortung gegenüber der Gesellschaft gemeint oder eine bestimmte Vorstellung, was ein jeder mit seinen Talenten, mit seinen Stärken und Schwächen anfangen sollte. Es ist die Antwort auf die Frage gesucht:
Nehme ich mich ernst? Kümmere ich mich um mich selbst? Wessen Geschöpf bin ich? Was sagt mir mein Wissen darüber, was ich soll? Dafür muss ich tief graben, ganz viel Ballast abwerfen, alle künstliche Sinngebung verwerfen und die Leere aushalten, die nicht zugeschüttet zu werden braucht. Denn an ihrem Grund liegt das Gewissen, das uns bei jeder eigenen Frage und Antwort vielleicht keine bequemen Wege zeigt, aber gangbare, lichtvolle. Dem Gewissen folgen, heisst, der eigenen Schöpfung nachgehen.