Archiv für den Monat: Februar 2021

27.Februar 2021, 22:30

Eine Art Gelübde

Du erleichterst mir
den Zugang zu meiner Seele.
Würde ich Dir nicht glauben,
wenn du sagst, dass ich schön bin
und Schönes schreibe,
würde ich uns Beide beleidigen.

Stattdessen will ich Dich
und meinen Schöpfer ehren,
indem ich mich ehrlich bemühe,
meine Kreativität zu schulen,
und mit meinen Talenten zu arbeiten.
Ich will die alten Reflexe ablegen,
die mich alles verwerfen liessen.
Ich erahne meine Talente.
Ich werde keine Projekte mehr weglegen,
bevor ich damit nicht wirklich gescheitert bin –
vor mir, unabhängig von anderen.

Ich werde mich nicht länger scheuen,
mir selbst zu begegnen,
mag es auf einer einsamen Landstrasse sein…
oder in der stillen Schreibstube.


thinkabout.myblog.de am 14.11.04, Titel: Dein Blick für mich; heute redigiert

27.Februar 2021, 18:30

Mit Zeit und Herz

Ich geniesse es so,
bei Dir auch bei mir zu sein,
und die Zeit zu vergessen,
weil die Intensität der Langsamkeit
den Genuss des Augenblicks
noch intensiver macht:

Mit Dir erlebe ich alles
so tiefgründig langsam –
als wäre es gleichzeitig
das erste und letzte Mal.

Ich sehe Dich an
mit dem Gefühl,
im Leben Platz zu finden.
Und schon ist das,
was ich spüre,
ein Heimkommen
zu mir selbst.

(c) Thinkabout

thinkabout.myblog.de am 5.11.04 – heute redigiert

27.Februar 2021, 18:00

Ein Arbeitsumfeld wie eine Oase

Neben unserem Vertriebslager besteht seit Jahren eine kleine Autowerkstatt. Der Inhaber ist ein junger Italiener, ein Secondo, der in der Schweiz aufgewachsen ist und sich hier einen kleinen Traum erfüllt.

Der Mann ist auch der Traum jedes Nachbars: Zuvorkommend, freundlich, mit dem hilfsbereiten, aber nicht aufdringlich neugierigen Blick über den Zaun. Und seine Angestellten verbreiten gute Laune. Über dem geschäftigen Treiben ruht ein guter Geist, der auch in Hektik, Trubel oder bei plötzlichen Schwierigkeiten nicht so schnell verloren geht.

Ihre Arbeit verrät Kompetenz. Als Kunde fühlt man sich wohl, gut aufgehoben, weil die Mitarbeiter wirklich Mitarbeit leisten. Kein Hochglanz, keine Markenvertretung, keine Image-Kampagne ist dafür verantwortlich. Es sind die Menschen, die sich ergänzen und sich hier zusammen gefunden haben.

Das Geschäft scheint gut zu laufen. Ich gönne es meinem Nachbarn von ganzem Herzen. Er darf mir auch ruhig mal ein Auto auf den Parkplatz stellen. Gibt mir irgendwie das gute Gefühl, auch ein wenig Teil des Betriebes zu sein.

Seht her, DAS ist ein Mensch, der Gutes bewirkt. Nachhaltig, Tag für Tag, obwohl er darauf wahrscheinlich keinen Gedanken verschwendet. Er hat einfach seine Linie gefunden, nach der zu leben ihm Freude bereitet. Sein kleines Glück ist mehr als gross genug für ihn. Wüsste er, wie sehr er mich beeindruckt, wäre er erstaunt. Die selbstverständliche Bescheidenheit ist auch Teil seiner Zufriedenheit.


thinkabout.myblog.de am 4.11.04, heute redigiert

26.Februar 2021, 13:26

Die Alten in unserem Nadelöhr

Ich hadere wirklich mit unserem Umgang mit diesem Virus. Und ganz losgelöst von der Frage, ob und wie wir die Lebensbereiche von Einschränkungen befreien sollten, gibt es diesen grossen Bereich, von dem wir alle reden, zu dem wir aber nach wie vor keinen Zugang haben: Die Alten in den Heimen.

Alle getroffenen Massnahmen gegen die Verbreitung der Corona-Viren orientieren sich einhellig an einem objektiven Umstand: Das Leben der alten Menschen ist am meisten bedroht – und das Gesundheitssystem ist ob dieser Tatsache extrem belastet – und im Umkehrschluss ist damit die gesundheitliche Perfekt-Versorgung von uns allen gefährdet. Also machten wir dicht. Nicht nur in Alters- und Pflegeheimen, aber dort erst recht. Wir konstatierten die Gefahren durch und für das Pflegepersonal, wir sperrten zu, verbarrikadierten, isolierten, wir spendeten dem Personal unseren Applaus. Und wir jonglieren noch immer mit Konzepten, reden und verwerfen Massentests und durchgängige Tests für alle, die ein Heim oder Spital betreten, betreten wollen. Doch alle Konzepte messen ihren Erfolg nur an der einzig absoluten Zahl: Den Todesfällen. Und die sollen nicht sein. Was wir nicht schützen, ist die Lebensqualität. Dass die in vielen Situationen geopfert wurde, mag Hilflosigkeit gewesen sein oder Überzeugung, um das – scheinbar – Schlimmste zu verhindern. Ich habe keine einzige positive Reportage über geförderte und unterstützte Programme gelesen, mit denen versucht wurde, bei notwendigem Schutz möglichst viel Lebensqualität zu erhalten (ich meine nicht persönliche Initiativen, sondern erarbeitete Strategien). Und bitte, kommt mir jetzt nicht mit Erzählungen von Ständchen der Enkel zum Geburtstag vor dem Fenster der Oma.

Was als Eindruck vorherrscht, zeigen uns jene Alten, die dazu noch eine Meinung äussern und nach ihr leben können: Neueintritte bleiben aus, weil ältere Menschen nicht eingesperrt werden wollen. Und was folgt daraus? Unterbelegungen führen zu Stellenabbau. Es entsteht für die Heime bei sinkender Belegung und bleibend hohen Fixkosten ein zunehmender Spardruck infolge hoher finanzieller Defizite. Der Konkurrenzkampf wird zunehmen, die Verteilkämpfe um die knappen Mittel werden zunehmen. Die Löhne kommen noch mehr unter Druck, statt zu steigen. Was sie dringend müssen, scheissegal, wie teuer das Gesundheitssystem schon ist, das wir haben. Denn wir haben in den letzten zwölf Monaten bewiesen, wie wichtig uns das – eigentlich – ist.

Ich habe von viel Geld gelesen, das der Bundesrat in die Stützung der Wirtschaft und die Abfederung der Kurzarbeits- und Arbeitsprogramme stecken will – und auch muss. Das ist richtig und notwendig. Aber wo sind die Massnahmen, welche das eigentliche Nadelöhr weiten könnten? Die bessere Entlöhnung des Pflegepersonals? Die Unterstützung durch Finanzierung von Konzepten für die Erhaltung der Lebensqualität von Heimbewohnern? Die Erhöhung der Grundkapazitäten der Intensivmedizin (denn ganz offensichtlich wollen wir die Erhaltung des Lebens um jeden Preis). Weil sich die Schutz-Reflexe der Gesellschaft auf die nackte Erhaltung schlagender Herzen beschränkt und herzlich wenig um die Lebensfreude der Seelen der Menschen schert, haben wir da draussen ganz viele Menschen, die irgendwie versuchen, zurecht zu kommen: Die Alten, von ihrem Alltag überfordert und längst auf mehr fachliche Pflege angewiesen, während sie weiter vereinsamen, aber nun erst recht nicht ins Heim wollen, und am andern Ende die ganz Jungen, welche die Orientierung nicht verlieren können, weil sie diese gar nicht erst finden. Aber das ist ein anderes, weiteres Thema…

Eine Konsequenz aus unserem Verhalten und dem daraus folgenden Verlauf der Krise muss doch sein, dass wir die Pflegeberufe so attraktiv machen, bei höherem Lohn und kürzeren Arbeitszeiten, dass pflegende und gepflegte Menschen sich gegenseitig bekräftigen können, was das Leben an dessen Ende wirklich ausmacht. Kein Intubations-Set in der Intensivpflege, aber viele mögliche praktische Antworten auf die Bedrohung des Lebens – etwas, mit dem sich viele alte Menschen sehr viel bewusster beschäftigen können, als wir womöglich meinen. Wenn wir das bejahen, dann wird diese verdammte Chose wenigstens etwas Gutes gebracht haben. Und das wäre dann tatsächlich zum Vorteil der Alten. Und damit auch der Pflegenden.

BEWEGT EUCH ENDLICH, die Ihr das Sagen habt.

25.Februar 2021, 7:30

Erwartungen

Pflichtbewusstsein ist eine Tugend. Doch welche Pflichten sollen mir zur Tugend werden?

Die Welt ist voll von Menschen, die sich mit sehr viel Energie mit ihren Erwartungen an ihre Umgebung beschäftigen und in ihrem Umfeld Wohlverhalten entsprechend ihren eigenen Vorstellungen einfordern.

„Pflicht ist das, was man von anderen erwartet.“

Oscar Wilde

Pflichtbewusstes Verhalten ist meist tradiertes, anerzogenes Verhalten und dann auch ein Zwang, ein Gefängnis, aus dem der Mensch nicht heraus findet: Dann funktioniere ich ein Leben lang so, wie „man“ das von mir erwartet, egal wie unglücklich ich dabei bin.

Manchmal wäre es besser, ich verhielte mich mehr nach meinem inneren Gefühl und kümmerte mich weniger darum, was „man“ zu tun hätte. Persönlich kann ich sagen, dass die Brüche in meinem Leben oft Aufbrüche waren, wenn ich eine Erwartung bewusst nicht erfüllte. Das bedeutete eine Befreiung und keine Flucht, denn ich konnte ja der Erwartung von aussen nicht einfach mein eigenes Empfinden entgegensetzen. Daraus musste und sollte ja meine eigenen Erwartung werden, die mir dann auch wirklich positiver Ansporn sein konnte.

Hörst du den Satz: „Man tut so was nicht“, so ist Vorsicht geboten und die Frage liegt nahe: „Warum?“ Die Antwort, so ich dann eine bekam, sprach oft für sich selbst.
„Das macht man einfach nicht.“
Mit einem bereitwilligen „Warum?“ als Frage zu all meinem Tun herum zu laufen, kann sehr anstrengend sein. Ich sollte dabei vor allem darauf achten, dass ich diese Frage mehr mir selbst gönne und mein Verhalten damit hinterfrage, als damit meine Umgebung zu drangsalieren – sonst werde ich sehr schnell und mit Recht den eingangs dieses Textes beschriebenen Pflichtenbeschwörern zugeordnet.

Doch generell kommt die Frage: „Warum?“ in meinem Leben viel zu wenig vor. Nicht wahr,

Thinkabout?


Ursprung: thinkabout.myblog.de am 3.11.04 08:41, heute stark redigiert

24.Februar 2021, 18:50

Wachsen

Leben ist Wachsen. Lebenskraft strebt nach dem Licht. Während Bäume natürlich ihrer Bestimmung folgen, müssen wir es eher erst lernen… wir müssen, wir dürfen heimkommen…

„Die Zeit verwandelt uns nicht, sie entfaltet uns nur.“

Max Frisch

Das Leben macht uns täglich Angebote. Wir können lernen und dabei wie Reisende auf neue Entdeckungen ausgerichtet sein. Je bewusster ich mir das mache, um so schneller komme ich immer auf die gleiche, faszinierende Erkenntnis:

Was ich finde, ist immer schon in mir.
Ich trage alles, was ich brauche, bei mir.
Ich bin nicht nur voll von Fragen,
ich kenne auch Antworten.

Ich möchte also viel besser auf mich hören lernen. Und bewege ich mich in der Natur, so zeigt sie mir fürsorglich, dass ich ein Teil von ihr bin, ein Teil der Schöpfung, so gewollt wie der mächtige Baum mit seinem festen Wurzelwerk in der Nähe meines Daheims.


thinkabout.myblog.de – am 2.11.04 08:56heute redigiert

22.Februar 2021, 21:15

10min schreiben über: Glück

Glück ist das Gefühl, vom Schicksal geliebt zu werden. Es ist die unfassbare Fülle wunderbarster Eindrücke, der Moment, der in seiner Schönheit und Glückseligkeit jeden Kummer, jede Unsicherheit vertreibt. Glück ist ein Höhepunkt, ein unbeschreibliches Erleben, ist Verliebtsein in eine Person, in den Lebensmoment, die momentane Leichtigkeit, alles gut zu finden, wohl zu sein in einer Bewunderung für etwas Entdecktes. Glück ist flüchtig. Kann kaum ein Zustand sein, aber auch viel mehr als ein Rausch. Glück kann auch nachhaltig wirken. Glück für sich ist so unglaublich grossartig, dass es gar nicht zu packen ist. Es kann nicht festgehalten werden. Es ist ja auch zu uns gekommen wie angeworfen. Es hat uns überfallen. Unverhofft. Und nicht oft. Glück ist hoffentlich nicht einmalig, aber es macht einen bestimmten Augenblick einzigartig. Glück sendet Schmetterlinge in den Bauch, ist Verliebtsein und Leichtigkeit. Glück kann erinnert werden und ersehnt. Glück lässt sich nicht herstellen. Es wird geschenkt. und oft wissen wir nicht, warum wir es erfahren. Glück ist ein Geschenk, ein Ausflug, eine Explosion, ein Feuerwerk. Glück kann nicht bleiben. Es wäre so nicht auszuhalten. Aber die Erfahrung, ein Glück erfahren zu haben, kann anhalten und zeigen, was passieren kann. Was mir passieren kann.

Glück ist, die Schönheit des besonderen Augenblicks einfach sehen zu müssen, gar nicht anders zu können, überwältigt zu werden. Und so kann aus dem Glück die Freude wachsen, das Staunen, Glauben und Wissen, dass es ein Leben gibt, in dem gute Gedanken eine Geborgenheit haben.


eine Auftragsarbeit

21.Februar 2021, 20:50

Den Jungen gehört die Welt

Wir verlangen viel von unseren Jungen. Ihnen sollte die Welt gehören, denn sie müssen sie ja auch gestalten, oder? Und was ist? Wir trüben die Aussicht unserer Kinder mit lauter Fragezeichen. Meiner Meinung nach haben die heutigen Jungen viel mehr Fragen zu lösen als frühere Generationen.

Was hinterlassen wir ihnen? Aktuell behindern wir ihre Ausbildung – und zwar in massiver Weise. Wir gewichten die Risiken einer relativ gefährlichen Pandemie eindeutig höher als die unwägbaren Folgen der Hindernisse zweier Jahrgänge an den Schwellen zur Berufsbildung. Studenten und Lehrlinge haben es am Beginn und am Ende ihrer Ausbildung gerade extrem schwer, Orientierung zu bekommen – und eine faire Bestätigung in Form von ergebnisgerechten Prüfungen. Und all jene, die darauf antworten mögen, dass die eigenen Kinder das gut wegstecken, sollten mal genau diese Kinder fragen, ob sie denken, dass alle ihre Schulkameraden und Studienkolleginnen in der gleichen Situation ähnlich durch die Krise kommen? Und welches Gefühl für einander bleibt denn übrig in dieser Welt der digitalen Selektion?

Die letzten Jahrzehnte haben uns viele Diskussionen gebracht, in welchen wir die Befürchtungen um die Altersvorsorge mit dem Hinweis auf die Eigenverantwortung abgewehrt haben – wobei wir wenigstens am System der zweiten und dritten Säule nicht grundsätzlich zu rütteln begannen. So, wie wir uns geben, könnte man meinen, wir würden wenigstens dafür sorgen, dass das Wirtschaftssystem geschmiert bleibt und daraus wenigstens viele Chancen erwachsen. Aber, ganz ehrlich: Sind wir gerade in diese Richtung unterwegs? Es wächst das Gefühl einer Willkür, deren Antrieb zwar niemand so genau zu fassen vermag, aber wirklich verständlich ist es nicht, warum die Einen zurückstecken müssen und andere freie Fahrt haben?

Und wenn wir um die nächste Ecke biegen, wartet da die Klimafrage auf uns. Und alles deutet darauf hin, dass wir vor den Gefahren, die im Zusammenhang damit beschrieben werden, sehr viel weniger Respekt haben als vor den Corona-Fallzahlen. Wird schon gehen. Läuft. Mein Auto hat zwar mehr PS als das letzte, aber der Antrieb ist nun ein anderer. Die Gesamtbilanz ist ökologisch nicht besser, aber die Wirtschaft ist innovativ und wechselt die ausgebeuteten Rohstoffressourcen wenigstens zum Teil aus. Der Glaube in die Technologie, in den technischen Fortschritt ist ungebrochen. Einen anderen Glauben brauchen wir ja nicht mehr.

Na, da bin ich ja wieder mal absolut gefrustet unterwegs und trage gerade massiv dazu bei, dass die Lesenden Trübsal blasen und die Köpfe hängen lassen.

Foto: iStock/MariaDubova

Wären da nicht eben gerade die Jungen. Die wahrscheinlich genau so auf diesen Text reagieren, wie ich es früher getan habe, wenn mich Ältere bedauert haben wegen der angeblich schlechten Perspektiven. Unsere Jungen haben den Anspruch, siehe oben, die Welt zu gestalten und sich zu behaupten, zu entwickeln. Sie wollen nicht mehr so dringend ein eigenes Auto, wie das bei uns noch der Fall war, und bei einer Jobwahl spielt die Work Life Balance tatsächlich oft eine Rolle. Zeit zur Verfügung zu haben kann sogar wichtiger werden als mehr Geld. Die Welt ist nicht so grau, wie ich glaube. Und wird mit anderen Augen gesehen.

Also sollten wir Älteren still aber nachdrücklich dafür sorgen, dass die Naivität, die jedem jungen positiven Lebensentwurf auch innewohnen mag, keine Utopie wird, sondern tatsächlich das Erreichen einer Lebensqualität begünstigt. Indem wir eben dafür sorgen, dass die Rahmenbedingungen in Ausbildung und Entwicklung von Berufslaufbahnen und Unternehmungen stimmig sind, dynamisch und fair. Wir noch nicht so Alten aber doch Angegrauten werden genau den Erfolg dieser Bemühungen brauchen – für den Frieden im Blick auf die Welt, die immer auch unsere ist, für die wir tatsächlich Verantwortung haben.

21.Februar 2021, 9:00

Schreiben ist nie banal

Schreiben ist ein Prozess, der Alleinsein erfordert. Es kann sehr erfüllend sein, die eigenen Gedanken in eine Form zu bringen, in welcher sie auch durch die Zeilen fliessen können – oder die Ecken und Kanten zu schärfen, die sie ausmachen. Aber sehr oft ist Schreiben ein gescheiterter Versuch. Der Umgang damit muss irgendwie gelingen. Und bleibt doch immer schwierig.

Tatsächlich lesen wir auch immer unseren eigenen Text. Das bedeutet, dass ich als Redender oder Schreibender immer falsch (oder anders) verstanden werden kann, als ich mich mitteilen wollte. Aber Dialog, Mitteilung bedeutet einfach, dass wir unser Erleben, unsere Erfahrungen und Gedanken und Gefühle mit anderen teilen. Genau so wie wenn wir singen, einer Melodie lauschen, uns von ihr tragen lassen und Worte wirklich einen Klang bekommen – dann fragt niemand, warum wir das gerade tun? Es ist klar und erfüllt sich im Sinn der Sprache selbst.

Texte können berühren. Allen Lesenden möchte ich sagen, dass es die Schreibenden auch immer wieder erdet, wenn sie erfahren, dass diese Berührung zugelassen oder ein Gedanke weiter getragen wird. Ein Text, ist er mal geboren und für den Schreibenden „fertig“, braucht im Gegensatz zum Verfasser keinen Applaus. Er hat sich schlicht schon dadurch erfüllt, dass er da steht und zu lesen ist. Was mit ihm weiter geschieht, hat sehr oft nichts mit seinem Gehalt zu tun. Er bleibt in jedem Fall schlicht Ergebnis eines stattgefundenen Prozesses.

Dieses objektivierte Verhältnis zum Text ist kein Selbstläufer. So souverän gehe zumindest ich damit nicht um. Es gibt unzählige Schreibende, die damit hadern, dass sie nicht verstanden werden, keine Fürsprecher finden – oder nicht gelesen werden.

Doch welchen Anspruch haben wir denn an einen guten Satz? Braucht er die weite Verbreitung – oder einfach eine innere Kraft, die ihn nötig gemacht hat? In einem bestimmten Moment, für einen bestimmten Menschen? Für den Menschen, der ihn geschrieben hat?

Darum ist es so wunderbar, wenn wir uns schreiben. Wenn wir keine Worte zurück halten, nur weil wir denken, sie wären banal. Wie könnte etwas banal sein, mit dem wir einen anderen Menschen „im Sinn“ haben? Worte können so mächtig und kraftvoll sein. Auch banale. Weil DU sie aussprichst. Für IHN oder SIE.

18.Februar 2021, 7:00

10min schreiben über: Einsamkeit

In unseren Beziehungen pflegen wir das Gemeinsame, das Verbindende. Es gibt Freundschaften, in denen Menschen für einander durch Dick und Dünn gehen würden. Die Empfindungen für einander sind entsprechend intensiv und stark, und sie machen stark.

Dabei macht jeder Mensch für sich eine Entwicklung durch, er macht Erfahrungen allein. Das ist nicht anders denkbar. Und jeder Mensch kommt allein auf die Welt, wird aus der Wärme und Geborgenheit gerissen und empfindet erst mal grosse Hilflosigkeit. Er wird hoffentlich geliebt und behütet, doch wie für jedes geborene Wesen liegt die Bestimmung darin, einen eigenen Weg zu gehen. Mit dem eigenen Rüstzeug und eigenen Fragen. Die wesentlichen mögen wir uns alle stellen, doch eine jede Person steht an einem anderen Punkt und muss bei sich selbst bleiben oder zu sich finden, um weiter zu kommen.

Wir sind mit uns allein. Dies zu zweit auszuhalten, ist einfacher. Haben wir aber, gerade im Kreis der Lieben, innere Umtriebe, von denen niemand wirklich weiss, so ist das Einsamkeit. Wir können sie durchaus inmitten aufgeschlossener Menschen in lebendiger Runde empfinden, und gerade dann kann sie uns heftig treffen.

Vielleicht ist sogar dies das grosse Geheimnis des Lebens: Dass wir uns rüsten können für ein Alleinsein, das uns am Ende unseres Lebens wieder einholen wird, wenn wir den Weg jedes Lebens gehen, wie Milliarden vor uns, und doch allein. Verbundenheit zu Lieben, zum eigenen Glauben, zur inneren Weisheit kann dann womöglich dazu führen, dass uns der Abschied aller Abschiede nicht einsam werden lässt, dass Geheimnisse und Fragen nicht mehr umtreiben müssen, sondern ruhen können. Es gibt eine innere Ruhe, die sich vor keiner Einsamkeit fürchten muss.