Ich habe Ende Januar meinen Facebook-Account und WhatsApp und Instagram gelöscht. Ich will mich also vom Zuckerberg-Imperium abnabeln. Dass ich das als Willenskundgebung formuliere und nicht als vollzogene Trennung rapportiere, zeigt, dass das gar nicht so einfach ist.
Es beginnt damit, dass auf meinem Android-Handy die Apps von Facebook, Whatsapp und Instagram sich nicht wie andere einfach entfernen lassen. Während ich die meisten im App-Store gekauften oder dort geladenen Apps problemlos direkt deinstallieren kann, lassen sich Facebook, Instagram und WhatsApp nur deaktiveren, und zwar nur über die Android-Einstellungen. Es soll dem Anwender so schwer wie möglich fallen, sich wirklich fern zu halten… Ganz besonders entlarvend wird es, wenn Facebook selbst gelöscht werden soll. Als die Firma das neue Facebook-Design anbot, haben wohl die meisten auch darauf gewechselt. Denn neuer ist ja meistens auch besser, will sagen, moderner, vielfältiger, schöner. Hier sind wohl die meisten Menschen gleich. Was mit der Übernahme des neuen Designs aber einher ging, waren veränderte Nutzungsbestimmungen, oder besser gesagt, nochmals erschwerte Ausstiegsbedingungen.
Denn aktuell ist es so, dass du, wenn du Facebook löschst, dein Account einen Monat lang bestehen bleibt (beim alten Design waren es „nur“ 14 Tage). Dein Account wird nur deaktiviert, damit du auf deinen Entscheid problemlos zurück kommen kannst. Eine einzige neue Anmeldung in dieser Zeit, unter Umständen unbedacht durch die Cookie-Einstellungen im Browser ausgelöst, reicht aus, damit du wieder normales Facebook-Mitglied bist. Machst du das nicht, und verstreicht der Monat, so bist du dennoch noch nicht am Ziel: Bis deine Daten wirklich gelöscht sind oder nicht mehr weiter verwendet werden, kann es, wie Facebook ausdrücklich erklärt, nochmals drei Monate gehen.
Deine Daten werden eben an unzählige Firmen weiter verkauft, und denen wird man für eine ausreichende Zeit eben auch die Erhaltung des Stocks vom Anfang des Kaufs garantieren wollen (oder müssen). Angesichts der Tatsache, dass ich keine Kontrolle darüber habe, ob und wie die Daten danach im Zuckerberg-Imperium und bei dessen Kunden tatsächlich tabu sind, ist das alles noch viel unsäglicher.
Facebook setzt dem Allem die Bequemlichkeit der Nutzer entgegen, die möglichst umfassend genutzt wird: Je einfacher die Kommunikation mit Freunden, Verwandten, Kollegen und Berufsgruppen möglich ist, um so träger wird die Aufmerksamkeit für den Datenfluss, den wir dabei generieren und für die gläserne Transparenz, die wir über uns schaffen.
Facebooks Ziel wird es sein, die Messenger von Whatsapp, Instagram und Facebook so zu verknüpfen, dass die User sich direkt Nachrichten senden können – also auch von Whatsapp an ein Instagram-Account etc. Die Daten bündeln sich dann ganz automatisch ganzheitlich direkt im Facebook-Konzern. Ein sagenhaftes Geschäft. Schon heute verdient Facebook nach mehreren Schätzungen an jedem Account monatlich mehr als 40 Euro. Der User, der in seiner Bequemlichkeit immer weiter zum Klickvieh wird, ist nicht Kunde, sondern das Produkt.
Und wie attraktiv ist es schon heute, zum Beispiel für Krankenkassen, über ihre Kunden oder jene, die Kunden werden möchten, besser Bescheid zu wissen, als die Interessenten selbst auch nur ahnen können…
Facebook komplett löschen: Anleitung bei heise.de
Ich möchte noch hinzufügen, dass ich seit meinem Ausstieg bei Facebook als PopUp-Werbung in den Apps häufig Facebook-Werbung für einen Beitritt bekomme… Es wird wirklich nichts unversucht gelassen…