Wie Beton können die Mauern sein,
die uns stumm und traurig machen
und unseren Rücken biegen.
Wir müssen geduldig wie Steinmetze arbeiten,
um uns nach und nach zu befreien,
und wir sollten nicht daran verzweifeln,
dass wir scheinbar nur an der Oberfläche kratzen können.
Dass wir zu fragen und forschen beginnen,
dass wir leben und lieben können oder auch nur wollen,
das zeigt uns, dass in uns nichts ist,
das in seiner Traurigkeit nicht überwunden werden könnte.
Nichts muss stärker bleiben
als unsere Fähigkeit zur Liebe –
auch und zuerst unserem eigenen Wesen gegenüber.
Ich bin mir absolut sicher, dass in der Tiefe jedes Menschen die Fähigkeit zur Liebe als grosse Lebenskraft vorhanden ist, die jedes Unglück eines menschlichen Lebens zu überstehen vermag. Liebe wird immer möglich bleiben und nie eine Utopie werden.
Wir können uns von uns abwenden oder uns selbst zuwenden. Tun wir Letzteres, dann gilt:
Wer sühnt, der zürnt,
wer versöhnt, der liebt.
Und zwar im Umgang mit sich selbst noch
VOR jeder anderen Begegnung.
Dann kann die Pilgerreise beginnen:
Uns ist Schmerz zugefügt worden.
Wir haben gelitten,
wir leiden immer noch.
Erst wollten wir vergessen
und konnten es nicht.
Dann half die Zeit
und wir lernten zu verdrängen.
Dann schenkt uns die gleiche Zeit einen neuen Blick,
und damit neue Erwartungen für unser Leben.
Am Ende wollen wir leben mit all unseren Gefühlen,
mit der ganzen eigenen Fähigkeit zur Liebe.
Also kommen gewisse Fragen zurück.
Wir halten sie aus, bis sie wegfallen.
Weil wir neue, andere Erfahrungen wagen,
haben wir neue Wurzeln gebildet,
und irgendwann gelingt es uns,
die alten Narben stehen zu lassen.
Eine Fingerkuppe mag darüber streichen,
und plötzlich stellst du verwundert fest,
dass du noch eine raue Erhöhung spürst,
aber der Schmerz gewichen ist.
Wenn wir so Steine aus unserem Rucksack entfernen können,
wie wandern wir dann leichten Schrittes weiter!
[thinkabout.myblog.de vom 1.11.2004, redigiert]