In unseren Beziehungen pflegen wir das Gemeinsame, das Verbindende. Es gibt Freundschaften, in denen Menschen für einander durch Dick und Dünn gehen würden. Die Empfindungen für einander sind entsprechend intensiv und stark, und sie machen stark.
Dabei macht jeder Mensch für sich eine Entwicklung durch, er macht Erfahrungen allein. Das ist nicht anders denkbar. Und jeder Mensch kommt allein auf die Welt, wird aus der Wärme und Geborgenheit gerissen und empfindet erst mal grosse Hilflosigkeit. Er wird hoffentlich geliebt und behütet, doch wie für jedes geborene Wesen liegt die Bestimmung darin, einen eigenen Weg zu gehen. Mit dem eigenen Rüstzeug und eigenen Fragen. Die wesentlichen mögen wir uns alle stellen, doch eine jede Person steht an einem anderen Punkt und muss bei sich selbst bleiben oder zu sich finden, um weiter zu kommen.
Wir sind mit uns allein. Dies zu zweit auszuhalten, ist einfacher. Haben wir aber, gerade im Kreis der Lieben, innere Umtriebe, von denen niemand wirklich weiss, so ist das Einsamkeit. Wir können sie durchaus inmitten aufgeschlossener Menschen in lebendiger Runde empfinden, und gerade dann kann sie uns heftig treffen.
Vielleicht ist sogar dies das grosse Geheimnis des Lebens: Dass wir uns rüsten können für ein Alleinsein, das uns am Ende unseres Lebens wieder einholen wird, wenn wir den Weg jedes Lebens gehen, wie Milliarden vor uns, und doch allein. Verbundenheit zu Lieben, zum eigenen Glauben, zur inneren Weisheit kann dann womöglich dazu führen, dass uns der Abschied aller Abschiede nicht einsam werden lässt, dass Geheimnisse und Fragen nicht mehr umtreiben müssen, sondern ruhen können. Es gibt eine innere Ruhe, die sich vor keiner Einsamkeit fürchten muss.