Genau so wie Arbeit nicht frei macht, ist sie ganz bestimmt für viele Menschen auch kein Freudespender. Arbeit macht erst richtig froh, wenn man darin eine Berufung erkennt – oder wenn man ein Team erleben und als dessen Teil etwas mit gestalten darf zu einem ganzheitlichen Gelingen. Unsere Freude an und bei der Arbeit ist also davon abhängig, wie sehr wir gefördert werden, weil die Arbeit zu unseren Talenten passt und die Menschen, die uns dabei begegnen, uns etwas zutrauen. Oder wir haben das Wissen über unsere Arbeit, dass sie notwendig und daher sinnvoll ist. Deshalb finden wir einen positiven Bezug zu ihr.

Wer arbeitet, um schlicht das Pensum abzuspulen, das er zum überleben braucht, nach dem Motto, ohne Knete kein Brot, kann es vielleicht nicht besser treffen, für den Moment. Was aber, wenn sie oder er sich damit zufrieden gibt, dass Arbeit einfach sein muss, egal ob sie Spass macht? Es gelingt nicht, acht Stunden des Werktages in einer stumpfen Ecke seines Bewusstseins zu vergraben, um dann nach Büroschluss oder Schichtende mit dem Leben anfangen zu können. Das funktioniert nicht:
„Wer an der Arbeit keine Freude findet, dem wird sie in der Freizeit keinesfalls geschenkt.“
Ernst R. Hauschka
Wir sollten uns immer selbst so wichtig sein, dass wir unsere Erwartungen von Arbeit und Freizeit nicht vollständig trennen. Denn wir tragen immer unser ganzes Ich bei uns, auf dem Weg ins Kino genau so wie frühmorgens auf dem Weg „in den Stollen“. Wir brauchen Nahrung für uns selbst, für unseren inneren Frieden, für die Balance unserer Schritte durch den GANZEN Tag. Wenn der Job also öde ist, ist das ein Problem. Und finde ich keinen anderen oder besseren, so muss der Tag eben mit diesem Job besser werden. Also versuche ich doch besser, auch bewusst zu arbeiten, etwas mit Hand und Fuss abzuliefern, damit ich für mich selbst eine positive Rückmeldung über mein Tun und Verhalten bekommen kann.
Mag mir die Anerkennung auch versagt bleiben, ich für mich weiss, wann ich zufrieden mit mir sein kann. Wie werde ich danach den Kinobesuch noch freudvoller geniessen!
Und übrigens: Der Chef, der meine Arbeit nicht wertschätzt, trägt den eigenen Frust mit in seine Tage. Dass ich das von ihm abbekomme, ist nur scheinbar nicht sein Problem. [Und jaaah, es kann auch die Chefin sein!!]
thinkabout.myblog.de vom 6.11.2004, heute in mehreren Teilen redigiert
Die Verknüpfung von Arbeit und dem Gefühl des Schaffens, dabei aufzugehen in dem was man tut und es um des Tuns willen zu tun, ist hierzulande (sog. westliche Welt) leider nicht üblich. Dadurch entstehen Widerstände, die im Gemütsleben der Arbeitenden zu Unmut und somit zur Frustration führen. Es ist kaum möglich, seine Einstellung zur Arbeit, die man tut zu verändern bei ‚laufendem System‘, also während man arbeitet. Es fehlt vermutlich auch generell die Vorstellungskraft, dass man Freude haben kann an dem, was man tut.
Zum Beitragstitel möchte ich erwähnen, dass er mich zu sehr an die zynische Inschrift über dem Tor des KZs Auschwitz erinnert.
Danke Dir für Deinen Kommentar!
Ja, die „Assoziation“ im Titel ist nicht völlig zufällig. Du hast weiter gelesen und interessante Gedanken beigesteuert. Ich habe mich bei diesem Text immer wieder gefragt, wie privilegiert meine eigenen Überlegungen zur Arbeit manchem vorkommen müssen, der schlicht die Arbeit zu leisten hat, die ihm angeboten wird. Es soll also niemand meinen, ich wüsste nicht, dass Kreativität längst nicht in jeder Arbeit Raum bekommen kann. Umgekehrt stehen wirklich wir alle vor der Herausforderung, etwas, dem wir so viel Lebenszeit geben, mit positiven Gedanken besetzen zu können.
Ich hoffe nicht, dass Deine Beobachtung, dass wir es hier mit einem grundsätzlichen westlichen Problem zu tun haben, zutrifft. Ich habe eigentlich immer die Chance gehabt, mich persönlich auch in meinen Arbeitsumfeldern einzubringen und hoffe sehr, dass den meisten dies auch ein Anliegen ist und sie auch danach suchen.