Ich würde mich informiert nennen. Einigermassen. Und interessiert. Vieles, was „in der Welt“ geschieht, treibt mich um. Ich habe schnell eine Meinung. Und ich äussere sie. In Kommentaren, Foren, Briefen. Ich bin mit meinen Betrachtungen direkt bei der Gesellschaft, die wir alle bilden, und sehe mich darin bestätigt, dass wir uns nicht wirklich entwickeln, sondern verlieren.
Dann schreibe ich dagegen an. Ich bin emotional. Es schreit in mir. Und wenn der Text das einmal nicht verrät, so unterdrücke ich es nur. Im Schrei aber liegt Verzweiflung. Ich bin enerviert über die Dummheit anderer und kann doch nie ausschliessen, dass am Ende doch ich der Dumme bin. Meine Kritik setzt sich auch immer dem Verdacht aus, auf der Arroganz einer Besserwisserei zu gründen, so dass der so häufig gehörte Satz viel zu gut passt: „Man weiss es nicht.“ Ich weiss es nicht. Es fühlt sich aber so viel einfach so falsch an. Und ich frage mich schon, ob diesem Gefühl, das wir in uns tragen, nicht mehr zu trauen wäre – und wie nahe wir dabei wohl einander sind?
Die Kunst ist, den gefühlten Aufruhr sanft auszuhalten, Momentaufnahmen mit all ihren Unsicherheiten zu erstellen und darauf zu hören, was mir meine inneren Koordinaten sagen. Dann ist es auch möglich, nicht zu schreien. Dann mache ich keinen Lärm, gebe aber auch keine Ruhe. Ich spare Energie und schaffe positives Denken, um DAS nicht zu lassen, was mir wichtig ist: Ich beobachte und sehe meine Welt und die unsere, und ich bin gewiss nicht allein im Gefühl, dass wir ganz vielen Herausforderungen der Gegenwart nicht im bisherigen Trott gewachsen sein werden. Ob wir einen anderen Weg, überhaupt einen Weg finden? Spätestens die Enkelkinder Eurer Kinder könnten es Euch wohl sagen. Und ich hoffe, dass sie dabei nicht zu Schreien beginnen.