Immer wieder hörte ich von Menschen, dass Gott nicht existieren könne. Wie könnte er ansonsten all das Unrecht zulassen? Ja, ich habe die Vergangenheitsform benutzt. Denn heute scheint die Frage niemanden mehr zu beschäftigen. Wir brauchen Gott nicht.
Wir haben mit der Entschlüsselung der menschlichen Gene all seine Wunder erklärbar gemacht – so tönt es nicht selten. Wir suchen das Heil in der Forschung, der Technik, dem Fortschritt. Kein Politiker wird gewählt, uns zu regieren, wenn er uns höhere Steuern in Aussicht stellt – oder gar im Interesse der Umwelt Verzicht und Entschleunigung auch nur zur Diskussion stellt. Nein, wer uns führen will, muss das Heil versprechen. Und das Heil ist immer Wachstum. Verbesserung der Lebensumstände. Und mit diesen sind die Annehmlichkeiten des Alltags gemeint.
Wir wollen überall hin in die Ferien reisen können. Und bringen dann gigaweise Fotos nach Hause. Aber wir schauen nicht wirklich hin. Schon gar nicht zweimal. Keines der Naturparadiese, die ich persönlich besuchen durfte, wäre bei einer nächsten Reise zwanzig Jahre später noch gleich anzutreffen. Mit rasendem Tempo verändert sich die Erde. Weil sie so absurd klein ist, weil wir kein Gefühl für ihre Verletzlichkeit haben, und schon gar kein Gefühl für die Zeit, in welcher wir uns bewegen. Was wir zu dehnen versuchen, unser eines Leben, an das wir glauben, weil wir es unmittelbar atmen, jede Sekunde, ist ein Wimpernschlag im Dasein des Planeten. Wir verhalten uns so, als lebten wir ewig – als Individuen wie als Spezies. Unser Ende gibt es nicht, bis es da ist. Der Tod ist ein Skandal, die Niederlage des Arztes, an den wir doch geglaubt haben. Der Tod ist uns nicht Lehrer fürs Leben. Eigentlich ist es doch mittlerweile so, aus der Sicht eines Schöpfers betrachtet, dass wir, von dem Moment an, in dem wir auf die Welt kommen, stören, bis wir gegangen sind.
Und doch sage ich:
Gott resigniert nie. Mögen wir noch so taub sein, er spricht immer weiter zu uns – in der Natur und in unseren Begegnungen.
Gott lässt tatsächlich eine ganze Menge zu. Es gehört eben zum Entwurf, der wir selber sind, dass wir die Wahl haben. Und wenn wir schon so massiv gescheit sind, dann sollten wir uns einfach fragen lassen: Für welches übergeordnete, besondere Ziel setzen wir denn unsere Intelligenz ein? Und wie erfolgreich sind wir dabei? Und ist es nicht schlicht Blasphemie, einen Gott zu verhöhnen, an den wir nicht glauben, weil wir ihn nicht sehen, während wir die Schönheit der Leben, die sich trotz uns vielfältig entwickelt haben, nicht beachten aber sehr wohl gefährden?
Sind wir fähig, die Schöpfung zu verwalten? Welche Antwort gibt unser Umgang mit Corona darauf? Wir sind uns nicht einig? Was wissen wir, worin irren wir? Es gibt keine Antworten, wenn wir ehrlich sind, sobald wir nach dem Sinne des Wortes Forschung meinen: Forschung akzeptiert den Irrtum als mögliches Resultat, mag sie ihn auch – hoffentlich – noch so vehement zu vermeiden trachten. Die Demut, die uns abhanden gekommen ist – sie würde unserem Stand des relativen Unwissens gut tun.
Sie würde uns helfen, Fragen ohne Verzweiflung zu stellen, und Antworten mit dem Gewissen zu suchen, das Unsicherheiten aushält. Bedrohungen sind real. Es wird die EINE Spritze dagegen nie geben.
Kürzlich hab ich die ernst gemeinte Frage gelesen: „Ist Gott ein Außerirdischer?“
Aliens sind offensichtlich für nicht wenige Menschen eine Hoffnung – anders lässt sich das erhebliche Interesse an jedem Phänomen in der Nähe oder Ferne nicht erklären, das im – unwahrscheinlichen – Fall ein Hinweis auf deren Existenz oder gar Besuch sein könnte. Das lässt sich besonders auf Youtube gut beobachten, wo zu jedem vorbei fliegenden Stein und natürlich zu allerlei „Sichtungen“ vieles vermutet wird.
Eine große Welle gemacht hat der USA-Bericht zu dokumentierten Sichtungen. Ich hab mir das angesehen, es wurde jeweils hervor gehoben, dass die gesichteten UFOs offenbar in den Ozean abtauchen – und auch wieder auftauchen.
Mein Gedankenspiel dazu: In all den Filmen, die sich um „Aliens“ drehen, sind sie mal Freund, mal Feind – aber immer dreht sich alles um den KONTAKT.
Nun mal angenommen, die gesichteten Tauch-Ufos seien tatsächlich Außerirdische – ebenso wie alle anderen nicht geklärten Sichtungen, die von vielen Menschen berichtet wurden. Was würde daraus folgen?
Ganz klar: Sie ignorieren uns!
Eine Verhaltensvariante, die in den Filmen und in der Literatur nahezu nie vorkommt. Zu beleidigend! Aber vielleicht nachvollziehbar: Sie ignorieren vielleicht alle, die noch nicht gezeigt haben, dass sie Gärtner ihres Planeten sein können anstatt ihre Lebensgrundlagen langsam aber sicher zu zerstören.
Ich tauche wieder auf… ich hatte mich innerlich von sehr Vielem abgemeldet, auf jeden Fall von der Front, die Menschen in Verantwortliche und Unverantwortliche einteilt, und dabei womöglich ähnlich ausgewogene Urteile abgibt wie jene, die Du in Deinem Kommentar andeutest…
Der Gedanke, der mir gerade durch den Kopf schwirrt, ist jener, dass wir, je fetter und gesättigter und verkonsumierter wir unser Leben ableiern, je weniger wir einen fragenden Gedanken stehen lassen können, wenn wir ihm nicht eine noch so beschränkte Antwort zur Seite stellen. Was der Mensch mit seinem Planeten anstellen wird, scheint mir je länger je deutlicher vorgezeichnet. Dass das die Natur, die innere Lebenskraft der Erde weniger kümmert als es uns beunruhigen sollte, haben wir auch noch nicht begriffen. Das Leben werden wir kaum ausrotten können, uns selbst womöglich schon.