Jetzt gibt es sie wieder, auf Gemeindeplätzen und in vielen öffentlichen und privaten Räumen: Die Weihnachtskrippe mit dem Jesus-Kind, Maria und Josef, Ochs und Esel und den Drei Königen. Doch mit denen ist etwas falsch. Wirklich?
Ja, Einiges. Sie sind, so wie wir sie heute dargestellt bekommen, reine Legende. Es waren Sterndeuter, drei weisse Männer, die dem Jesuskind Geschenke darbrachten – und anschliessend entgegen dem Auftrag von Herodes nicht zu ihm zurückkehrten, um ihm den Aufenthalt mitzuteilen und das Kind damit zu verraten, sondern wer weiss wohin verschwanden. Die Überlieferung hat daraus drei Repräsentanten verschiedener Erdteile werden lassen, sinnbildlich für die Achtung und Offenheit verschiedener Kulturen, und der Schwarze Mann ist in diesem Kontext eben gerade keiner Minderwertigkeit ausgesetzt, sondern steht oder kniet im Verbund mit seinen Begleitern gleichberechtigt an der Krippe im Stall.
Dass die Sternsinger den Brauch ablegen, dass sich einige Teilnehmer die Haut schwarz färben, kann ich noch so knapp verstehen,
dass aber Gemeinden dazu übergehen, den schwarzen Mann unter den Krippenfiguren hell einzufärben,
torpediert den Sinn der Geschichte geradezu und nimmt ihr die Botschaft, dass die Welt hoffnungsfroh zusammenfindet. Es schliesst schwarze Menschen eher vom schönen Grundgedanken aus. Das scheint mir wieder so eine Ersatzhandlung dafür zu sein, dass Symbole geradezu vorauseilend entfremdet werden, ohne dass dadurch ein einziges schwarzes Kind in der Schule schlechter oder besser behandelt wird. Viel gescheiter und dann tatsächlich pädagogisch wäre es, die Symbolik beizubehalten und die Wertigkeit des Einen unter Dreien zu betonen.
Das Thema ist ein Beispiel, wie intellektuell verkopft wir – möglichst laut auch noch – Stellvertreterdiskussionen über Rassismus führen, die mit der Realität im Alltag rein gar nichts zu tun haben. Statt Traditionen abzuschneiden, als wären sie eh nur ein alter Zopf, wäre es viel hilfreicher, wir würden die Geschichten, die dazu gehören, so erzählen, wie sie sich allen Menschen erschliessen können. Mit dicken oder dünnen, weissen oder farbigen Figuren.
Lehrreich, interessant und gut.
Es wird vor lauter political correctness leider zu häufig vergessen, dass sich mit den Schwarzen auch Geschichte verbindet – zwar ist sie unrühmlich, aber es ist Geschichte. Die kann man nicht einfach unter den Tisch kehren. Dass Krippenfiguren hell gefärbt werden ist ja irre und spricht nicht unbedingt für DEN Glauben, den Menschen in sich zu tragen scheinen….
Danke Dir, Harald!
Ja, es scheint mir tatsächlich, dass ein wenig helle Farbe das Problem übermalt, und die Akteure dabei auch noch ein selbstgefällig gutes Gefühl haben. Symbolverhalten ist irgendwie neu, Symbolpolitik kennen wir schon.
Wie bitte? Kein schwarzer König mehr? Wie wird denn das begründet? Bei den Sternsingern kann ich mir das noch vorstellen, ist doch das „Black Facing“ in Theatern in Verruf geraten. Aber warum will man den immer schon schwarzen König aufhellen? Das ist doch dann schlichter Rassismus!
Ja, sehe ich auch so. Wird aber tatsächlich – teilweise – praktiziert.