In der Wirtschaft nach westlichem Vorbild dominiert das Konkurrenzdenken. Der Glaube an den Segen des freien Wettbewerbs ist ungebrochen. Die gesellschaftliche Facette, die daraus folgt, ist, dass wir uns immer wieder genötigt sehen, uns zu vergleichen. Damit kreieren wir Bedürfnisse, die wir für unser Glück nicht brauchten. Im Grunde machen wir Glück unmöglich, weil Glück kein Zustand ist, in dem uns noch etwas fehlt.
Unser Wirtschaftssystem ist exakt darauf ausgerichtet, diese neuen Bedürfnisse künstlich zu schaffen. Wir sprechen von unserem Wohlstand. Doch gemeint ist nicht, dass es uns wohl ist im Stand. Im Status Quo. Du sollst mehr wollen, mehr ausgeben. Wir messen uns mit dem Nächsten, und es ist, leider, sehr wichtig, was wir haben. Und so verkehren wir, je älter wir werden, um so mehr, in Kreisen, die ähnlich „unterwegs“ sind wie wir selbst. Wir haben keinen Blick für die Einzigartigkeit eines jeden Menschen. Wir könnten fragen: Was kann mir der nächste Mensch heute geben, beibringen, zeigen, wofür ein Beispiel sein? Wir könnten der Frau an der Kasse in die Augen sehen, statt stumpf an ihr vorbei. Nur wenn ich den Menschen anschaue, kann ich das Geschenk seines Lächelns empfangen – und es zurück geben.
Ich bin in einem Umfeld aufgewachsen, in dem die Tatsache, dass andere mehr hatten, immer wieder eine Herausforderung war. So waren Momente, in denen es gelang, sich auf sich selbst und seinen Wert zu besinnen für Viele um mich herum viel zu selten. Dabei ist es für jeden Menschen gültig und wichtig, sich sagen zu können:
Ich bin einzigartig.
Ich lernte eben früh sehr viele Menschen kennen, die ihr Leben als Begegnung mit anderen verstanden: Das Gegenüber hatte was zu sagen. Ich war jemand, den zu entdecken sich lohnte. Ich wurde gehört. Und gesehen.
Ich hatte in meinem Leben viel Glück – ganz sicher mehr als andere. Ich bin nicht einzigartiger als sie. Aber es hilft keine Beteuerung, nur das Beispiel. Der offene Blick, das ehrliche Wort, die lebendige Neugier, das achtsame Interesse. Wirklicher Reichtum liegt in der Herzwärme einer Begegnung. Über alle Zäune und Vergleiche hinweg, auf Augenhöhe.