Ressort: 10 Minuten(Weitere Infos)

23.Mai 2022, 19:00

10min schreiben über: Disziplin

Vielleicht kommen uns erst Situationen in den Sinn, in denen Disziplin eingefordert wird – in autoritären Verhältnissen, von Eltern, Trainern zum Beispiel. Doch in aller Regel braucht die Disziplin eine Motivation. Für einen Freigeist wie mich reicht ein Müssen nicht weit… es sei denn, ich setze dieses Müssen mir selbst.

Jeder Sportler, der Training braucht, benötigt Disziplin. Sie wehrt sich gegen Ablenkung, Trägheit. Sie überwindet den inneren Schweinehund. Sie kennt ein Ziel. Und in diesem Ziel einen Wert, den zu erreichen, zu erleben die Mühe lohnt. Disziplin hilft, Leere zu überwinden, Müdigkeit zu verdrängen, Kraft zu kanalisieren.

Disziplin hat scheinbar nichts Charmantes. Sie wirkt spröde, kasernistisch. Ist jemand diszipliniert, wird das anerkannt, vielleicht gar bewundert, aber für eine Person, die dabei stört und erlebt, dass sie nun gerade dafür zurück treten muss, ist das oft nicht so schön. Disziplin fällt also leichter, wenn Begleiter ihren Sinn teilen, wenn sie sehen, dass diese Disziplin hilft, einen Fokus zu setzen, eine Priorität zu befolgen, die einem Menschen hilft, ihm Identität gibt, einen Weg.

Disziplin freut sich über Unterstützung, doch sie muss aus dem Menschen heraus immer wieder gefunden werden, genährt, bekräftigt. Sie kann auch zu einer Identität werden, die ich vorschiebe: Wenn ich meine Morgenrunde nicht gejoggt bin, kann mein Tag nicht gut werden. Wenn ich heute nichts schreibe, wird mein Tag nicht vollendet sein. Disziplin schafft manchmal Serien. Einen Monat ohne „Ausfall“. Das macht es leichter, die Disziplin zu verlängern. Disziplin wirkt der Wankelmütigkeit vor. Aber keine Disziplin kann sich selbst genug sein. Denn nicht nur andere fragen nach dem Resultat. Wem tut sie gut, und wem nicht? Und warum?

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