Ressort: Gesellschaft(Weitere Infos)

12.Juni 2023, 8:31

Kann man uns Angst machen? Und dann?

Sind wir eine Gesellschaft geworden, die sich für keine Sache mehr wirklich überzeugen lässt? Damit meine ich nicht, dass es immer verschiedene Meinungen gibt, um eine Bedrohung, eine Gefahr abzuwenden. Es scheint vielmehr so, dass wir nichts mehr wagen, weil wir an nichts mehr glauben. Aber eines gelingt immer wieder: Man kann uns Angst machen. Wir haben Angst vor Terror, Angst vor Überfremdung, Angst vor Corona, Angst vor einem Atomkrieg – und es spielt dabei keine Rolle, will heissen, es hat für die Panikmacher keinerlei Konsequenzen, dass das Unheil, das sie an die Wand malen, regelmässig nicht oder in viel kleinerem Ausmass eintritt. Mit nichts sind wir als Masse so gut steuerbar und mobilisierbar, wie mit der Angst, die man uns macht.

Wir müssen die gegenwärtige Angst und das psychologische Unbehagen als ein Problem an sich betrachten, ein Problem, das sich nicht auf ein Virus oder ein anderes „Bedrohungsobjekt“ reduzieren lässt, aber immer wieder offenlegt, dass unsere Angst ihren Ursprung im Scheitern der großen Erzählung unserer Gesellschaft hat. Dies ist die Erzählung der mechanistischen Wissenschaft, in der der Mensch auf einen biologischen Organismus reduziert wird. Eine Erzählung, die die psychologischen, spirituellen und ethischen Dimensionen des Menschen ignoriert und damit verheerende Auswirkungen auf die Ebene der menschlichen Beziehungen hat. Etwas in diesem Narrativ führt dazu, dass der Mensch von seinen Mitmenschen und der Natur isoliert wird. Etwas darin bewirkt, dass der Mensch nicht mehr mit der Welt um ihn herum in Resonanz geht. Etwas Unbekanntes in ihr macht den Menschen zu einem nüchternen Subjekt mit voraussehbaren Re-Aktionen. Wir wollen es bequem haben, wir wollen komfortabel leben. Alles, was uns Erleichterung für mehr Konsum verschafft, ist attraktiv, und wir verstehen unsere Bedürfnisse als individuelle Anrechte. Das Gegenüber und das Nebenan – sind sie noch Gefährten oder potentielle Konkurrenten, Gründe, dass wir uns benachteiligt fühlen?

Unsere Wertegesellschaft erodiert, und wir arrangieren uns damit, so lange wir scheinbar sorglos leben können. Es sei denn, wir werden gerade wieder durch eine geschürte Angst getriggert. Was bleibt also noch an Glaube? Wir lösen Klimaprobleme und Nahrungsknappheit ja nie durch einen veränderten Lebenswandel, sondern wir vertrauen auf technologischen Fortschritt und fügen uns in jede Ordnung ein, die uns verspricht, dafür zu sorgen, dass sich nichts für unsere Behaglichkeit ändert. Die vermeintliche menschliche Rationalität ist mehr eine Trägheit, die ein mechanistisches Denken mit fördert.

Aber die Lösung für unsere Angst und Unsicherheit liegt nicht in der Zunahme der (technologischen) Kontrolle. Die eigentliche Aufgabe, vor der wir als Einzelne und als Gesellschaft stehen, besteht darin, ein Menschen- und Weltbild zu entwerfen, eine Grundlage für unsere Identität zu finden, Prinzipien für das Zusammenleben mit anderen zu formulieren und eine zeitgemäße menschliche Fähigkeit wiederzuerlangen – die Suche nach Wahrheit, das Interesse an ihr und die Schulung der eigenen Wahrnehmung, mit welcher sich Wahrheit erkennen lässt. Dafür müssen Fragen gestellt werden und Ungewissheiten und Unsicherheiten ausgehalten werden.

Weltweit treiben die Menschheit die gleichen Fragen um. Und das kann uns verbinden, statt trennen, auch wenn wir unterschiedliche Antworten darauf haben. Unsere Endlichkeit und damit unsere Schwäche, unsere Angreifbarkeit und Verletzlichkeit gehört mit zum kostbaren Leben. Der Umgang damit und die Akzeptanz bedeutet Freiheit. Halten wir es aus, dass ganz viele Dinge nicht wirklich sicher sind, hat Angst viel weniger Möglichkeiten, verheerend zu wirken. Weil wir gelassener werden, wissen wollen, und damit auch weniger manipuliert werden können.

01.Februar 2023, 6:00

Comirnaty und Fruchtbarkeit und… – Fachinformation und Beipackzettel

Swissmedic bietet ein Abfragetool an, mit welchem nicht nur die Patienteninformationen zu Medikamenten / Impfstoffen aufgerufen werden können, sondern auch die Fachinformationen für das medizinische Personal. Hier als Beispiel die Nennung einiger Angaben zum Impfstoff Comirnaty von BioNTech/Pfizer, wenn Du Informationen darüber haben möchtest, welche Risiken für Schwangerschaft und Fruchtbarkeit bei einer sog. Boosterimpfung bestehen.

Rufe die Seite swissmedicinfo.ch auf und gib im Suchfeld Comirnaty ein.
Du erhältst nun (aktuell am 31. Jan. 23) eine Liste mit 4 Präparaten angezeigt, für verschiedene Altersgruppen, für Booster (15mg) oder Erstimpfungen (30mg).

Nun clickst Du unter Fachinformationen auf Comirnaty® Original/Omicron BA.1 15/15 Mikrogramm pro Dosis gebrauchsfertige Injektionsdispersion für Personen ab 18 Jahren (GRAUE Kappe) vom Okt 2022

Es gibt viel zu lesen… Uns interessiert hier der Abschnitt:

Schwangerschaft

Es liegen nur begrenzte Erfahrungen zur Anwendung von Comirnaty bei Schwangeren vor. Tierexperimentelle Studien weisen nicht auf direkte oder indirekte schädliche Wirkungen in Bezug auf Schwangerschaft, embryonale/fötale Entwicklung, Geburt oder postnatale Entwicklung hin (siehe Rubrik «Präklinische Daten»). Die Verabreichung von Comirnaty in der Schwangerschaft sollte nur in Betracht gezogen werden, wenn der potenzielle Nutzen die möglichen Risiken für Mutter und Fötus überwiegt.

Stillzeit

Es ist nicht bekannt, ob Comirnaty in die Muttermilch übergeht.

Fertilität (Fruchtbarkeit)

Tierexperimentelle Studien ergaben keine Hinweise auf direkte oder indirekte gesundheitsschädliche Wirkungen in Bezug auf eine Reproduktionstoxizität (siehe Rubrik «Präklinische Daten»).

Also scrollen wir weit nach unten zu den Präklinischen Daten. Gleich darüber lesen wir noch diese Mitteilung:

Befristete Zulassung

Aufgrund einer zum Zeitpunkt der Begutachtung des Zulassungsgesuches unvollständigen klinischen Datenlage, wird das Arzneimittel Comirnaty befristet zugelassen (Art. 9a Heilmittelgesetz). Die befristete Zulassung ist zwingend an die zeitgerechte Erfüllung von Auflagen gebunden. Nach deren Erfüllung kann die befristete Zulassung in eine ordentliche Zulassung überführt werden.

Präklinische Daten (Tierversuche)

Basierend auf konventionellen Studien zur Toxizität bei wiederholter Gabe sowie zur Reproduktions- und Entwicklungstoxizität lassen die präklinischen Daten keine besonderen Gefahren für den Menschen erkennen.

(…)

Reproduktions- und Entwicklungstoxizität

Die Reproduktions- und Entwicklungstoxizität wurde an Ratten in einer kombinierten Fertilitäts- und Entwicklungstoxizitätsstudie untersucht, bei der weiblichen Ratten Comirnaty vor der Paarung und während der Trächtigkeit intramuskulär verabreicht wurde (Gabe von 4 vollen Humandosen, die bei Ratten aufgrund von Körpergewichtsunterschieden relativ höhere Dosen erzeugen, und sich zwischen dem Tag 21 vor der Paarung und dem Tag 20 der Gravidität erstreckten). SARS-CoV-2 neutralisierende Antikörperreaktionen waren bei den mütterlichen Tieren von vor der Paarung bis zum Ende der Studie am postnatalen Tag 21 sowie bei den Föten und Nachkommen vorhanden. Es wurden keine impfstoffbedingten Wirkungen auf die weibliche Fertilität, die Trächtigkeit oder die embryofötale Entwicklung oder auf die Entwicklung der Nachkommen festgestellt. Es liegen keine Daten zu Comirnaty zum Plazentatransfer des Impfstoffs oder zur Ausscheidung in der Milch vor.

Das sind also die Informationen für das Fachpersonal. Wenn Du auf der Startseite zum gleichen Produkt die

Patienteninformation aufrufst, erhältst Du folgende Informationen:

Darf Comirnaty Original/Omicron BA.1 während einer Schwangerschaft oder in der Stillzeit angewendet werden?

Es liegen keine Daten zur Anwendung von Comirnaty Original/Omicron BA.1 während der Schwangerschaft oder Stillzeit vor.

Wenn Sie schwanger sind oder stillen, oder wenn Sie vermuten, schwanger zu sein oder beabsichtigen, schwanger zu werden, sprechen Sie, bevor der Impfstoff bei Ihnen angewendet wird, mit Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin oder dem medizinischen Fachpersonal in Ihrem Impfzentrum.


Jede und Jeder soll sich selbst ein Bild machen, wie das auf ihn wirkt. Mich würde interessieren, wie gerade junge Menschen in diesen Fragen medizinisch tatsächlich beraten wurden? Und wie die Gemütslage sich entwickelt, wenn wir heute lesen können, wie die Geburtenraten zurück gegangen sind? Ja, ich weiss, es werden gerade die unterschiedlichsten Argumente aufgeführt, weshalb ganz andere Faktoren als Auswirkungen der Pandemie die Familienplanung beeinflussten. Doch gesicherte entwarnende Informationen kann hier niemand anbieten, und es ist befremdend, wenn auch hier ganz schnell abgeblockt wird.

Von jungen Menschen ist eine Solidarität eingefordert worden, ohne dass man ihnen guten Gewissens darlegen konnte, welche Risiken sie eingehen – ohne jegliche klinische Studie.

Ich habe dieses Beispiel hier ausgelegt, weil es noch für etwas anderes steht, das uns in der Zukunft vielleicht behilflich sein kann:
Die in Teilen vorsichtigen Angaben der Hersteller selbst werden gewichtet – und so manche Einschätzung, die daraus hervor geht, ist angesichts der Datenlage längst nicht gesicherte Erkenntnis – und doch werden Zweifelnde und Vorsichtige ausgegrenzt.

Und ich werde es immer wieder sagen, auch hier, wo das Thema nur gestreift wird: Die Menschen mit quälenden Post Vac – Symptomen gehören ernst genommen – diese Solidarität schulden wir ihnen einfach.

22.Januar 2023, 9:00

Die WHO will einen neuen Pandemievertrag

Während eine wirkliche Aufarbeitung der Geschehnisse in der Pandemie noch gar nicht angefangen hat und wir uns bei den verschiedensten Themen fragen können, wie gross das Ausmass der Desinformation gewesen sein mag – und weiter ist, sind nach wie vor kaum politische Initiativen von Parlamentariern auszumachen, welche wirklich eine Reflexion über den schleichenden Verlust der Selbstbestimmung der Bürger und des Staates anstrebten – oder gar Verantwortlichkeit reklamieren würden. Das ist um so alarmierender, weil die Gegenbewegung derweil weiter dynamisch stärker wird:

Der Verlust von Selbstbestimmung und Souveränität wird weitergehen: Durch die Entwürfe der WHO, mit welchen die aktuellen International Health Regulations (2005) massiv erweitert und umgeschrieben werden sollen.

Jeder, der sich gegen Souveränitätsverluste gegenüber der EU gewehrt hat, müsste sich dreimal so intensiv gegen diese unerhörte Machtanmassung, welche unsere Verfassung und Souveränität unwiderruflich schmälern soll, zur Wehr setzen – und von unseren Politikern klare Stellungnahmen dazu fordern:

Quelle:
Article-by-Article Compilation of Proposed Amendments to the International Health Regulations (2005) submitted in accordance with decision WHA75(9) (2022)

Die vorgeschlagenen  WHO- Änderungen:

  1. würden den Charakter der WHO komplett verändern (Art. 1): Sie würde von einer beratenden Organisation, die Empfehlungen abgibt, zu einem Leitungsorgan, dessen Erklärungen rechtlich bindend wären.
    Beispiel: “standing recommendation” means non-binding advice issued by WHO for specific ongoing public health risks – das „non“ wird also einfach gestrichen. Und wer wird wohl die Risiken definieren und bewerten, die dafür vorausgesetzt sein müssen? Natürlich die WHO.
    Interessant auch, dass in den begrifflichen Präzisierungen als Gesundheitsprodukte explizit auch zell- und gentechnische Therapien genannt werden – wir alle haben noch präsent, wie rigoros man im Rahmen der Pandemiebekämpfung jegliche Nähe zu Gentherapien betreffend der mRNA-Impfstoffe verneint hat, wohl wissend, dass den Impfkampagnen dann viel mehr Gegenwind gedroht hätte.
  2. würden den Geltungsbereich der Internationalen Gesundheitsvorschriften also stark ausweiten: Die Tendenz, Szenarien mit einzubeziehen, die auch nur schon das „Potenzial haben, die öffentliche Gesundheit zu beeinträchtigen“, ist schwer zu vermuten. Proaktive Tätigkeit als Vorwand für noch mehr Kontrolle und Datenerhebung über die Bürger?
  3. würden „Achtung der Würde, der Menschenrechte und der Grundfreiheiten der Menschen“ unter dem Prior der Gesundheitsvor- und -fürsorge stark einschränken. (Art. 3)
    Alles wird der Gesundheitsgefährdung unter geordnet (wobei die WHO bzw. die sie dominierenden Organisationen natürlich bestimmen und definieren, wann eine solche Gefährdung vorliegt):
    The implementation of these Regulations shall be with full respect for the dignity, human rights and fundamental freedoms of persons based on the principles of equity, inclusivity, coherence and in accordance with their common but differentiated responsibilities of the States Parties, taking into consideration their social and economic development.
    Der durchgestrichene Satz ist tatsächlich die bisher gültige Fassung. An die Stelle der Menschenrechte und Grundfreiheiten tritt ein regulatorisches Zusicherungsgeschwurbel einer Unterstützung in der Implementierung gesundheitlicher Massnahmen – je nach dem Entwicklungsstand und den Voraussetzungen der Mitgliedstaaten, aber die Grundrechte werden definitiv subsidiär.
  4. würden dem Generaldirektor der WHO die Kontrolle über die Produktionsmittel durch einen „Zuteilungsplan für Gesundheitsprodukte“ geben, um die entwickelnden Vertragsstaaten zu verpflichten, Produkte zur Pandemiebekämpfung nach Vorschrift zu liefern (Art. 13a)
  5. würden der WHO die Befugnis erteilen, medizinische Untersuchungen, den Nachweis der Prophylaxe, den Nachweis des Impfstoffs und die Durchführung von Kontaktverfolgungen, Quarantäne und BEHANDLUNGEN zu verlangen. (Artikel 18)
  6. würden also die Einführung eines Systems bedeuten mit globalen Gesundheitsbescheinigungen in digitaler Form oder auf Papier, einschließlich Testbescheinigungen, Impfstoffbescheinigungen, Prophylaxebescheinigungen, Genesungsbescheinigungen, Formularen zur Feststellung des Aufenthaltsortes von Reisenden und einer Erklärung über den Gesundheitszustand von Reisenden. Stellt man sich das digitalisiert vor und bezieht es auf die nun gemachten Erfahrungen mit Impf-Zertifikaten, so wird die digital flächendeckend mögliche Überwachung des Einzelnen „zum Wohle Aller“ damit eingeleitet.
  7. würden Milliarden von Dollar in den pharmazeutischen Krankenhaus-Notfall-Industriekomplex umleiten – ohne definierte Rechenschaftspflichten (neuer Art. 44A).
  8. würde die Weitergabe von persönlichen Gesundheitsdaten zulassen (Artikel 45).
  9. würde die Fähigkeit der Weltgesundheitsorganisation, das zu zensieren, was sie als Fehlinformation und Desinformation ansieht, stark erweitern (Anhang 1, Seite 36).
    Die WHO definiert die korrekte Information.
  10. würde die Einflussnahme der WHO auf den Aufbau, die Bereitstellung und zur Wartung von IHR-Infrastrukturen an den Einreisepunkten (IHR: International Health Regulation) erhöhen

Ich habe sehr wohl die Befürchtung, dass diese Bestrebungen am Ende die Souveränität der einzelnen Staaten aushöhlen werden und die Folgen weit über die Fragen rund um eine Pandemiebekämpfung hinaus gehen. Und das durch Kräfte, die durchwegs keinerlei demokratische Legitimation besitzen.

Wir konnten in der aktuellen Krise sehr gut beobachten, wie die (direkte) Demokratie tendenziell untergraben wird – und die Hemmschwelle, um dies zuzulassen, viel zu tief liegt – wir müssen nur daran denken, wie gerne sich Politik und Institutionen unserer Angst bedienen: Mit dem Vorwand, der „globalen Volksgesundheit“ verpflichtet zu sein und dafür griffige globale Durchsetzungssysteme nötig zu haben, lässt sich die Freiheit des Einzelnen leicht einschränken, denn wer kann schon wissen, ob „es“ nicht tatsächlich so schlimm ist, wie „sie“ befürchten, oder womöglich noch schlimmer? Und ich habe den starken Eindruck, dass wir keine Form von Ungewissheit auszuhalten imstande sind – und Elemente unserer persönlichen und demokratischen Freiheit all zu leicht aufgeben. Und es gibt dann keine staatlichen, politischen, demokratischen Institutionen mehr, die zur Verantwortung gezogen werden könnten. Der ganze globale Gesundheitsapparat wird zum Moloch, in welchem Bürgerinteressen keinerlei Rolle mehr spielen.

Wenn man sich bewusst macht, dass die WHO längst nicht mehr hauptsächlich von Mitgliedstaaten finanziert wird, sondern von global tätigen Organisationen der Impf- und Pharmalobby, so habe ich persönlich keinerlei Vertrauen in die Aufrichtigkeit der Akteure. Altruismus als Antriebsfeder anzunehmen, ist mehr als blauäugig.

24.Dezember 2022, 7:50

Solidarität

Das Wort Solidarität haben wir uns um die Ohren geschlagen. Wir haben sie eingefordert. Und dabei nicht bemerkt, wie wir uns selbst dabei belogen haben. Denn für ganz Viele war nicht wirklich die Sorge um die lieben Älteren der Grund, sich impfen zu lassen. Sondern die Aussicht, wieder frei zu sein war mindestens so stark, und diese Motivation wurde ja auch bedient: Mit entsprechendem Zertifikat ausgestattet konnte das Leben weiter gehen. Laut. Und in der Herde, die nach Freiheit lechzte.

Die Freiheit, konsumieren zu können, war das Lockangebot, denn wir offenbaren schon lange, dass dies die einzige Freiheit ist, die wir verstehen. Die Freiheit, über den eigenen Körper zu bestimmen, muss da zurückstehen. Ich verstehe bis heute nicht, wie es möglich sein konnte, dass die Politik wider den wirklichen Wissensstand davon sprach, Geimpfte würden weniger oder gar nicht ansteckend sein, und wie viele Parlamentarier nachbeteten, was ihnen vorgesagt wurde. Corona war das dominierende Polit-Thema – doch das angenommene Wissen darüber blieb eigentlich immer weit hinter den verfügbaren Informationen zurück. Solidarität war ein Schlagwort, ein Banner, unter dem die Gerechten sich gut fühlen konnten und das Bashing der Unverantwortlichen jede Rechtfertigung bekam. Solidarität sollten die Jungen beweisen, und das ging so weit, dass es völlig in Ordnung war, faktische Voraussetzungen zu schaffen, die Schülern und Studenten geradezu die Impfung aufdrängte. Kein Frontalunterricht an der Uni für Ungeimpfte, das Risiko für Gymnasiasten in der Probezeit, mit positivem Test zuhause bleiben zu müssen, während geimpfte Klassenkameraden gar keinen Test mehr absolvieren mussten.

Langsam ändert sich das Bewusstsein – und längst wäre Solidarität tatsächlich nötig. Für ganze Menschengruppen, aber auch für viele Einzelne, die sich verraten fühlen müssen – von der Gesellschaft, und damit ein Stück weit von uns Allen.

Da wäre die Solidarität mit jenen, die sich trotz ihrer Bedenken zur Impfung drängen liessen und danach erfuhren, mit wie vielen Falschinformationen gearbeitet wurde: Sie warten noch vergeblich auf die wirkliche Reflexion und Besinnung von Politikern und Behörden. Und damit kommen wir zu jenen, die sich nicht nur zur Impfung entschlossen haben sondern nun am eigenen Leib erfahren, welche Schäden die Nebenwirkungen auslösen können. Es ist peinlich, es ist eine Schande, es ist unfassbar, wie wir als Gesellschaft diese Menschen allein lassen. Nicht nur fehlt es am breiten entschlossenen Willen, die anderweitig gezeigten Kräfte des Gesundheitswesens dafür einzusetzen, hierfür Therapien zu entwickeln. Nein. Das Leiden beginnt im Kopf und in der Seele, wenn Menschen, die sich aus persönlich verstandener Solidarität mit einer Gesellschaft von eben dieser verraten fühlen müssen – weil ihnen nicht geglaubt wird, weil sie ein halbes Dutzend Ärzte aufsuchen müssen oder noch mehr, bis jemand auch nur in Betracht zieht, einen Impfschaden zu melden. Es ist unfassbar, wie wenig nach wie vor getan wird, um diesen Opfern eine Unterstützung zukommen zu lassen, die sie fühlen lassen könnte, dass sie dazu gehören. Sie haben nicht einfach Pech gehabt, sondern zahlen einen hohen Preis ohne jedes eigenes Verschulden.

Es ginge also darum, angesichts dieser Lebensschicksale und Beeinträchtigungen einen Schritt zurück zu machen und Fehler einzugestehen. Vielleicht reichte auch ein Verzicht auf das Beharren, unfehlbar zu sein, denn wir alle waren gefordert bis überfordert. Regierungs- und Bundesräte allerdings, welche wider besseres Wissen und entgegen dem Wissensstand der Ämter, denen sie vorstehen, agiert haben, sollten tatsächlich genau so Rechenschaft ablegen, wie die Gesundheitsämter und Heilmittelbehörden selbst, welche nicht entsprechend den wissenschaftlichen Erkenntnissen ihre Massnahmeempfehlungen angepasst und Medikamente und Impfstoffe nicht getreu ihrer gesetzlichen Aufgaben geprüft und entsprechend gehandelt haben.

Es wäre schön, wenn unser aller Solidarität in diesen Weihnachtstagen mal darin bestehen würde, im Internet nach Reportagen über Impfopfer zu suchen. Und sich eine solche persönliche Geschichte einfach mal anzuhören und dabei die Vorurteile beiseite zu lassen. Einfach mal selber hinhören, und sich fragen, mit welcher Intention eigentlich so viel dafür getan wird, selbst einen begründeten Verdacht eines Impfschadens rundheraus zu negieren. So entstehen die Statistiken, die uns glauben machen, negative Nachrichten zur Impfung wären Fake. Nach wie vor gibt es auch gefühlt eine ganz unterschiedliche Sensibilität, welche Corona-Opferzahlen maximiert und Impf-Opferzahlen minimiert.

Könnt Ihr Euch vorstellen, wie sich ein betroffener Mensch fühlen muss? Übrigens sind das sehr oft eher junge Menschen, junge Frauen, im richtigen Alter, um Kinder zu bekommen. Aber das ist ein anderes Thema…


Wir sind unerwünscht

Auch Hinterbliebene kämpfen

Covid-Impfung mit Folgen

23.November 2022, 2:00

DAS ist ein Gender-Gap

Ein Beispiel, wie Frauen bei der Prüfung von Arzneimittelzulassungen übergangen werden.

Wir schreiben uns die Gleichberechtigung der Geschlechter auf die Fahne – oder aktuell auf Armbinden. Doch wir haben sie längst noch nicht, und vielleicht wäre es besser, wir würden nicht auf ferne Länder schauen um uns wohlig empören zu können. Es gibt wahrhaftig genug bei uns auszumisten. Ich glaube wirklich, die Welt wäre dann eine wirklich bessere, wenn wir uns alle an der eigenen Nase nähmen und mal damit aufhörten, uns Dinge gefallen zu lassen, die längst korrigiert gehörten. Aber sie treten eben nur vereinzelt für einen flüchtigen Moment hervor und werden dann wieder vergessen. Und nicht einmal die unsägliche Corona Saga, die wir geschrieben haben, wird – scheinbar – daran etwas ändern.

Die Diskussion um die Zulassungkriterien und nun die Nebenwirkungen der mRNA-Impfung zeigen es erneut ganz deutlich: Die Frau kommt in den Zulassungsstudien bei der Prüfung neuer Medikamente schlicht nicht vor. Solche Studien arbeiten mit Fragekatalogen, und wenn man sich diese genauer anschaut, wird es haarig… Nicht, nach was gefragt wird, ist erhellend, sondern, nach was NICHT gefragt wird. Es ist nämlich absolut unüblich, mögliche Auswirkungen auf die Regel, also die Monatsblutung, zu erfragen. Ich finde, es ist entlarvend, dass sich die Prüfer für Gelenk- und Kopfschmerzen interessieren, aber nicht für Zyklus-Beschwerden. Die sind scheinbar vernachlässigbar. Und tatsächlich dürften viele Frauen über solche Beschwerden auch wirklich schweigen. Womöglich tauschen sie sich nicht mal mit ihren Bekannten darüber aus. Deswegen ist es auch schlicht männlicher Chauvinismus, wenn Christoph Küng, der Leiter Arzneimittelsicherheit bei Swissmedic, dazu sinngemäss meint: Gemach, das gibt sich wieder.

Und hellhörig sollte frau immer werden, wenn darauf verwiesen wird, dass aus der „Marktüberwachung, also den Spontan-Meldesystemen“ keine Besorgnis erregenden Hinweise vorliegen. Das Problem ist gerade, dass die Marktüberwachung keine aktive, sondern eine passive ist: Die Behörde wartet auf „spontan gemeldete“ Nebenwirkungen, fragt aber nicht aktiv nach. Wie ignorant das nicht nur wirkt, sondern ist, zeigt das Beispiel deutlich:

Befragte Fachärzte sind gerne und schnell bereit, Entwarnung zu geben. Nutzen und Risiken werden sehr gerne sehr schnell im Sinne der einmal gefassten Stossrichtung abgegeben, und die Tatsache der mangelnden Datenlage ist nicht etwa Grund, die Empfehlung zu hinterfragen, sondern sie zu bestätigen.

Interessant dabei ist, dass ein Vorgehen nicht in Frage gestellt wird, weil Daten fehlen. Das höchste der Gefühle, die du dir erwarten kannst, ist, dass man „professionell“ anmerkt, dass mehr Daten wünschbar wären. Das war im September 2021, nach neun Monaten Massenimpfung, noch immer der Tenor, wie in einem Artikel der Apotheken Umschau deutlich wird. Dabei wurde da einleitend sogar von wieder eintretenden Monatsblutungen bei Frauen in den Wechseljahren berichtet, oder von Transmännern mit dem gleichen Phänomen in einer Hormontherapie. Hallo? Wenn so extreme Veränderungen auftreten, bleibt das marginal?

Ich zitiere:

Großangelegte wissenschaftliche Studien zu der Frage, ob eine Corona-Impfung auch Einfluss auf den Zyklus haben kann, gibt es bislang nicht. Christian Albring, Präsident des [deutschen] Berufsverbandes der Frauenärzte, hält es allerdings für sinnvoll, „ab einem bestimmten Entwicklungsstadium von Impfstoffen auch weibliche Probanden mit einzubeziehen und eine solche Abfrage künftig mit aufzunehmen.“

apotheken-umschau.de

Ein gutes Jahr später, zwei Jahre nach Start der Impfprogramme, will die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) heftige Menstruationsblutungen als mögliche Nebenwirkung in die Fach- und Gebrauchsinformationen der Coronaimpfstoffe von Pfizer/Biontech und Mo­derna aufnehmen:

Interessant ist dabei die Formulierung: Es [das EMA] kam zu dem Schluss,

„dass zumindest eine begründete Möglichkeit besteht, dass das Auftreten starker Menstruationsblutungen in ursächlichem Zusammenhang mit diesen Impfstoffen steht.

EMA

Die relativierende Formulierung hat immer einen rechtlichen Hintergrund, denn sie darf auf keinen Fall Anlass dazu geben, dass juristisch haftbar gemacht werden kann (für bisherige Unterlassung der Meldung z.B.). In keine Richtung. Auch deswegen bleibst Du als Betroffene natürlich ein Einzelfall und Deine Beschwerden sind nur eine entsprechend selten auftretende Möglichkeit.

Ich habe soeben das liebe Lächeln von Thinkabout’s Wife wahrgenommen. Tatsächlich: Es geht nicht um die Geschlechterfrage, sondern um die systematische Nichtbeachtung eines elementaren Aspekts des (in diesem Fall weiblichen) körperlichen Wohlbefindens mit entsprechenden seelischen Folgen, und das finde ich ungeheuerlich.

Auch hier wieder: Die Kriterien, nach denen Arzneimittel und Impfstoffe für die Zulassung geprüft werden – und die Wege, auf denen man „versucht“, diesen Kriterien zu entsprechen, sind nach meinem Dafürhalten unfassbar willkürlich und höchstens wirtschaftsverträglich, ganz sicher aber nicht menschenfreundlich.

24.Oktober 2022, 23:50

Wir in Katar

Bald ist Fussball-WM in Katar, und wir können uns wieder mal empören. Nun sind nicht nur die miesen Bedingungen für Bauarbeiter im arabischen Unrechtsstaat ein Thema, sondern auch die Einschränkungen für Homosexuelle und erst recht andere Transgender-Personen. Und was Verlautbarungen aus dem Westen hierzu kund tun, zeigt einmal mehr, wie absolut scheinheilig unsere Aufregung ist:

Gary Lineker, einer der Fussball-Starkommentatoren in England, hat laut überlegt, was für ein starkes Zeichen teilnehmende Fussballer aussenden könnten, wenn sie sich in einem Staat, in welchem gelebte Homosexualität scharf strafrechtlich sanktioniert wird, auf der Bühne der Fussballweltmeisterschaft als schwule Männer outen würden. Im Sporttalk Doppelpass wurde darüber diskutiert, dass sich die Spieler beim Torjubel doch demonstrativ auf den Mund küssen sollen, um ein Zeichen zu setzen.

Verlogener und blöder geht es nicht mehr – und wir setzen einmal mehr ein Zeichen dafür, dass wir nicht wirklich geschnallt haben, was unsere eigene ehrliche Auseinandersetzung mit den Themen bedeuten würde. Die würde nämlich beim Fassen an die eigene Nase ansetzen und und uns dort hinlangen lassen, wo die eigenen Probleme bei uns liegen, statt anderen Völkern Vorschriften zu machen, die offensichtlich noch ein ganz anderes kulturelles Verständnis und in keiner Weise auf uns für deren Beurteilung gewartet haben.

Denn Fakt ist, dass der Weltfussballverband FIFA die WM nach Katar vergeben hat – im vollen Wissen um die Umstände – und dabei ganz viel Geld geflossen ist – auch in ganz viele westliche Taschen. Statt sich befremdet zu geben, sollten wir uns vielleicht die Frage stellen, wie verhindert werden kann, dass eine solche WM-Vergabe wieder stattfinden wird? So richtig nachgefasst und hartnäckige Ursachenforschung betrieben, so dass es auch weh täte, hat da kaum ein Journalist, oder?

Und unseren Job für eine von Homophobie freie Gesellschaft hätten wir dann getan, wenn sich gar keine Fussballer mehr zu outen hätten, wenn sie in Katar Fussball spielen, weil sie das längst schon ohne Aufhebens in Europa hätten tun können. Tatsächlich aber lassen sich die Männer, die sich im Profi-Fussball als schwul geoutet haben, in den meisten Ligen an einer Hand abzählen. Und das hat seine Gründe. Wir haben also noch ganz viel eigene Arbeit zu leisten und brauchen hier in keiner Weise den Moralapostel zu spielen. Die Katari werden genau so weiterleben, während oder dann nach der WM, wie sie es für richtig halten, und dazu gehört z.B. auch das Kafala-System, das ganz viel Ungleichheit in der Gesellschaft verankert.

Das können wir kritisieren bzw. ablehnen, aber kein Katarer muss sich das unbedingt von uns anhören. Auf jeden Fall dann nicht, wenn wir selbst so scheinheilig sind in unseren Haltungen.

09.Mai 2022, 2:00

Ein Widerspruch, der nicht notwendig werden sollte

Die letzten zwei Jahre waren für uns alle sehr anstrengend, und es wird ja nicht wirklich leichter. Der Angriff Russlands auf die Ukraine wird uns noch lange beschäftigen. Doch ich möchte in diesem Text bei der Art von Grundsatzfragen und Rüttelungen bleiben, auf die wir mehr Einfluss haben und für die eine neue Entscheidung zu treffen ist: Nach der Debatte rund um die Impfpflicht und das deshalb einzuschränkende Recht der Verfügungsmacht über den eigenen Körper wird exakt diese Frage neu und noch viel einschneidender gestellt: Das sog. Widerspruchsmodell soll die Voraussetzungen für eine Organspende neu regeln.

Bis jetzt muss, wer seine Organe spenden will, diesen Willen deklariert haben, einen Organspenderausweis auf sich tragen oder sich in einem entsprechenden Verzeichnis registrieren lassen. Die Organspende setzt also den ausdrücklichen Willen des Spenders voraus und wird als altruistischer Akt eines Menschen gesehen, der eine höchst persönliche Entscheidung getreu seinem eigenen Verständnis von Leben und Tod trifft. Doch die Wenigsten haben diesen Schritt gemacht, ganz unabhängig von ihrer Überzeugung. Nun soll das Missverhältnis zwischen der Höhe der in der Befragung Spenderwilligen und den tatsächlich als Spender deklarierten Menschen korrigiert werden. Endlich scheint für die Politik nurmehr die Trägheit der Menschen das Problem zu sein, das die Medizin zu wenig Spenderorgane finden lässt, also will man das Prinzip umkehren und vom trägen Menschen grundsätzlich annehmen, dass er ein Organspender sei. Hier soll also zukünftig das Grundrecht der Verfügungsmacht über den eigenen Körper nur dann gelten, wenn der Patient auf diesem Freiheitsrecht explizit bestanden hat. Damit wird erstmals ein grundlegendes Freiheitsrecht zwar gewährt, aber nur, wenn es zuvor verlangt wurde. Der Anspruch auf das Grundrecht wird nicht angenommen, sondern der Verzicht darauf. Das ist eine entscheidende Umkehr in der Frage der Grundrechte, und niemand sollte glauben, dass das etwas anderes sein wird als nur ein Beginn. Man wird von unserem Einverständnis zu einem Vorgehen immer weiter und vermehrt ausgehen, und es damit begründen, dass es im Interesse der Gesellschaft sei. Und was das Interesse dieser Gesellschaft ist, bestimmt in der Demokratie – scheinbar – die Mehrheit. Doch selbst wenn dies so ist: Mehrheiten verändern, wandeln sich, und niemand kann sich wirklich wünschen, dass seine ihm wichtigsten und grundlegendsten Rechte davon abhängig sind, dass deren Aufrechterhaltung der Mehrheit wichtig sind.

Nicht wenige von uns haben in diesen letzten zwei Jahren erstmals am eigenen Leib erlebt, wie es ist, plötzlich am Rand zu stehen, ausgegrenzt zu werden und Etiketts und Einordnungen zu unterliegen, welche die Mehrheit den Lästigen zuordnet, denjenigen, welche die Ordnung stören, die definierte Normalität verhindern, wobei das Normale eben zunehmend ein Zustand ist, welchen die Mehrheit definiert – und dabei auch wandelt. Jenseits des Wunsches, in jedem Fall möglichst lange zu leben, sind uns nicht viele Werte geblieben, und dabei stellen wir auch immer seltener die Frage, was ein Leben denn lebenswert macht? Darauf kann man mir antworten, dass, wenn ich denn tatsächlich so eine andere Ansicht habe, ich es – halt eben – zu deklarieren habe. Also alles in Ordnung?

Wie ich lese, soll die Fraktion der Befürworter der Widerspruchslösung eine stabile Mehrheit haben. Es wundert mich nicht. Doch auch in diesem Fall bleibt am Schluss einfach noch die Feststellung: Noch ist meine Freiheit, es anders zu wollen, nicht unmöglich zu bewahren – aber die Welt, wie sie sich versteht, wird mir zunehmend fremd. Und ich bemerke an mir, dass ich mich zurückziehe, ich den Ausgleich und das Verständnis mit den mir Lieben suche, und die übrige Welt zu verstehen nicht mehr wichtig sein darf, denn ich reibe mich an ihr in einer Weise, die mich krank machen kann.

29.März 2022, 18:25

Die Sache mit der Angst

Wenn wir uns selbst auf den Zahn fühlen wollen, dann schauen wir uns am besten genau an, wovor wir Angst haben und warum? Angst kann uns treiben, aber sie kann auch ein Lehrer sein. Sehr oft wird sie eingesetzt: Wer uns Angst macht, will ein bestimmtes Verhalten von uns – und sei es nur ein Einverständnis…

Die Freiheit beginnt dort, wo die Angst aufhört.

leider unbekannt

Politik funktioniert sehr oft so, dass eine Gefahr beschworen wird – gegen die es dann die propagierten Massnahmen zu ergreifen gibt. Die Terrorgefahr hat man uns in den letzten zwanzig Jahren so intensiv beschrieben, dass wir heute Überwachungs- und Kontrollmechanismen akzeptieren, die früher unvorstellbar waren. Doch immerhin ist uns dabei ein Feind von aussen beschrieben worden und man hat ihn nicht unter uns gesucht. Also, nicht unter unseresgleichen. Dafür haben ganz sicher zuviele Flüchtlinge zusätzlich leiden müssen. Angst frisst die Seele auf. Diffus können sie sein, diese Ängste. Das macht es eher noch schlimmer. Wir haben uns in der Pandemie von mancher Angst getrieben – sic – treiben lassen. In ein Wohlverhalten, damit es uns wohl gehen möge. Selbstverständlich. Wann ist jemals jemand dafür bestraft worden, dass er Ängste geschürt hat? Im Zweifelsfall war die Warnung unbegründet, aber gut gemeint, und es hätte ja sein können? Der Schaden, der damit angerichtet wird in der Gemeinschaft, ist nicht zu beziffern. Es sind nicht nur die Kameras, die nicht mehr verschwinden. Wer erlebt hat, wie er zum Problem werden konnte, nur, weil er sich eine andere Meinung erlaubte und die für sich und seinen eigenen Körper auch aufrecht erhielt, weiss, wovon ich schreibe. Es wird nie mehr genau das Gleiche sein. Vielleicht ist das eine Art von Erfahrung, wie wir sie zu Dutzenden als junge Erwachsene gemacht haben, als wir glaubten, die Welt wäre mit dem Glauben an wirkliche Ideale zu verändern. Das war dann Naivität, die abzulegen war. Leider. Dabei hat der Sieg über die Mauer, die Überwindung des kalten Krieges und die Möglichkeit zur fast weltweiten Interaktion der Menschheit wohl einmalige Chancen eröffnet. An denen sie krachend gescheitert ist.

Der propagierte Wandel durch Handel hat nur als Deckmantel, als moralisches Notgerüst funktioniert, in deren Dunst die Profitgier ungehemmt gewütet hat. Der hochmütig arrogante Anspruch des Westens, moralisch überlegen zu sein, ist unerträglich. Sieger, die sich auch als solche geben, müssen sich in der Folge anrechnen lassen, was sie aus ihrem Triumph gemacht haben. Die Bilanz ist verheerend.

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine kann gar keine Rechtfertigung haben und jeder einzelne Tote ist einer zuviel – die russischen Soldaten eingeschlossen. Die jüngst wieder angeschlagene Rhetorik der USA allerdings ist wohl die hässlichste Art, zu zeigen, dass auch und gerade jetzt die Menschen in der Ukraine nur Spielball sind. Ja, wir sind den Mächten hilflos ausgeliefert. Aber wir sind nicht einfach nur hiflos oder schuldlos. Und wir zeigen das ja auch: Durch unzählige Aktionen, die unsere ehrliche Betroffenheit bezeugen. Erstmals hat man den Eindruck, dass Europa als Kontinent tatsächlich eine Geschlossenheit erreichen kann – auch hier wirkt die Angst vor der Bedrohung. Doch diese Bedrohung ist konkret, und das führt dazu, dass wir uns ihr auch viel eher stellen. Wir begreifen: Die Bedrohung rührt an etwas, was uns wichtig ist, was bedeutend ist und wertvoll, mögen wir es auch lange Zeit uns nicht mehr bewusst gemacht haben: Selbstbestimmung ist ein hohes, wichtiges Gut! Wir wehren uns gegen die Aggression, und es ist dabei auch gut, wenn wir sie auf allen Seiten erkennen und nicht gutheissen. Und ja, auch Worte sind da gemeint. Die Rede von Joe Biden jüngst in Polen war eine Katastrophe, und der Krebsgang, der danach in der amerikanischen Diplomatie eingesetzt hat, legt das offen.

Schauen wir uns also unsere Angst an, helfen wir den Menschen, wehren wir uns, fassen wir Mut. So, wie es ganz viele Menschen gerade vorleben. Wir haben tatsächlich viel mehr zu verlieren als die Möglichkeit auf freien, unbeschränkten Konsum. Und seien wir uns bewusst: Die grösste Herausforderung beginnt dann, wenn sich die Angst legt und wir Freiheit zurück gewinnen (sollten): Damit müssen wir nämlich was anfangen. Dann beginnt sie erst recht, die Verantwortung für uns und andere. Für die Erde, die uns nur noch sehr schwer erträgt. Wir haben so viel zu ändern. Aber keine Angst sollte so gross sein, dass wir es nicht wagen, es anzugehen.

21.Februar 2022, 1:00

Wenn Stigmas sich auflösen

So viel in unserem Leben wird uns scheinbar hingeworfen, und während wir das Pech beklagen, sind wir uns des Glückes oft nicht bewusst. Wenn ich dann Erzählungen höre vom Aufwachsen von Kindern in fremden Ländern, sagt mir zwar mein Verstand, wie gut ich es doch getroffen habe, doch mein Herz berührt es nicht immer: Vielleicht zu oft gehört, zu oft gesehen? Was mich aber umhauen kann, sind Schilderungen vom Leben hier, bei uns, an meinem Platz – nur, sagen wir mal, eine Generation früher.

Wie war es schwer, das Thema Alzheimer zu benennen? Es war quälend schwierig, einen Angehörigen zu pflegen und die Contenance zu halten zwischen der Kaschierung der Verwirrung des Vaters oder der schieren Verzweiflung ob der Herausforderungen, welche die geistig abbauende Mutter an einen stellte. Alle überfordert, alle stigmatisiert, kein Verstehen zu erwarten, und Lösungen schon gar nicht.

Oder Autismus… Wie erklären und selbst verstehen, dass das Kind in einer eigenen Welt gefangen blieb, während wir von aussen aus es betrachten mit einer Mischung zwischen Faszination für bestimmte Auffassungsgaben und der Befremdung über die Blockade gegenüber jeder menschlichen Berührung… und dann legt eine Gesellschaft irgendwie den Schalter um, und scheinbar innert weniger Jahre gibt es plötzlich Kinofilme zum Thema Altersdemenz – und ganze populäre Serien, in denen Autisten eine markante Neben- oder sogar die Hauptrolle spielen. Und wo vorher Unwissen und Verdrängung oder einfach Nichtbeachtung war, eifern nun Hashtags in den asozialen Medien dem Phänomen nach, eifrig bemüht, etwas vom Trend mitzunehmen und Beachtung zu erhalten. Wie fragwürdig das auch sein mag, eindeutig kann man feststellen: Welch Laune des Schicksals, einen Angehörigen mit einer solchen Aufgabe zu versehen – und das nicht heute, sondern vor zwanzig Jahren. Wie bizarr muss es sein, als Betroffener zurück zu blicken und sich zu fragen, wie viel leichter es gewesen wäre, auch als Pflegende und Begleiter genügend Kraft zu haben, wäre betroffenen Menschen schon damals menschlicher und verständnisvoller begegnet worden.

Und während wir als Gesellschaft auf den Wogen der Launen von Beachtung oder Ignoranz oder gar Stigmatisierung dahin dümpeln, wünsche ich Menschen, die gerade jetzt und heute einen solchen Kampf im Grau unserer Missachtung führen, dass wir alle, wenn wir mit uns Fremdem konfrontiert werden, einfach mal mutmassen, dass das störende Etwas, das bei einem mir bekannten Menschen nicht „funktioniert“, mehr eine Herausforderung für mein Unwissen ist als eine Zumutung. Jedes Stigma ist von Menschen gemacht. Und damit grausam.

19.Januar 2022, 6:21

Der Andere und die Anderen

Alphatiere mit Selbstüberschätzung haben Hochkonjunktur. Irgendwie scheinen sie anzunehmen, dass für sie andere Regeln gelten. Während António Horta-Osório sich als Verwaltungsratspräsident der Grossbank Credit Suisse in einer Welt bewegt, die Vielen nicht so geläufig sein mag und seine Missachtung der Corona-Verhaltensregeln vielleicht auch nur willkommen war, um ihn schnell wieder loszuwerden, sind Menschen wie der lange Zeit erfolgreichste Tennisspieler Novak Djokovic geradezu süchtig danach, uns ihre Welt zu zeigen und sie für uns zu malen. Dafür gibt es dann Social Media und wenn es schief geht ganz schnell ganz viele Wahrheiten über einen Impfskeptiker, der für sich einen Sonderweg ausgemacht zu haben schien. Davon werden dann auch gleich ganz viele Geschichten erzählt, von denen die Saga, dass sie wahr sei, eben erst mal einfach eine Saga ist, eine Version.

Und während auf dem Tennisplatz ganz viele Situationen ganz sensationell von ihm noch zu kontrollieren sind, ist die grösste Hybris dieses Stars (und ganz vieler Anderer auch) wohl die, zu glauben, er könnte auch das rapportierte Bild von sich abseits seiner Bühne dauerhaft selbst bestimmen.

Die Manipulation kehrt sich gegen den Manipulierenden, und das macht es für uns alle nicht besser. In Djokovic nun den weltweiten Repräsentanten der Impfkritiker zu sehen, ist absurd. Das wird ja auch nicht wirklich von den Impfkritikern behauptet, sondern vielmehr von den Kritikern der Impfkritiker kolportiert. Mit Verlaub: Djokovic ist ein serbischer Einzelsportler, der im Tennis einmalige Erfolge feiert, ohne damit den Frust überwinden zu können, nicht wie seine Kontrahenten geliebt zu werden. Also biegt er Bestimmungen zurecht, fordert besondere Rechte und sucht Hintertürchen, um mit einigermassen den Erfordernissen entsprechenden Dokumenten eine Starterlaubnis zu erhalten. Denn Sieg Nr. 21 bei einem Grand Slam Turnier ist das, was wirklich für ihn zählt und wofür er alle Energie aufwendet.

Dass er nun in einem Atemzug mit anderen impfkritischen Sportlern wie Joshua Kimmich genannt wird, ist ein Witz und eine Beleidigung für letzteren. Denn Kimmich hat sich hin gestellt und seine Bedenken geäussert, ist zu einer Haltung gestanden und hat entsprechend das Fett abbekommen, ohne dass ihm irgend ein Fehlverhalten hätte vorgeworfen werden können. Jeder Tennisspieler, der auf Grund der absurden Bestimmungen als Ungeimpfter zur Zeit nicht mal mit 3G in einer riesigen Tennishalle mit einem einzigen Tennispartner spielen kann, die Regel aber akzeptiert, weil die Bestimmungen nun mal so sind und anderen es im Beisein nur so wohl sein kann, fühlt sich von den Tricks eines selbstgerechten Egomanen ganz sicher nicht wirklich repräsentiert. Dass es eine zu grosse Versuchung ist, angesichts dieses vernichtenden Zeugnisses, das Djokovic abgegeben hat, zusätzlichen Druck für die Impfpflicht aufzubauen, ist ja klar.

An Euch da draussen „im öffentlichen Leben“ geht die Botschaft, dass es – wie langweilig, das immer und immer wieder zu wiederholen – ganz viele nicht Geimpfte gibt, die einfach nicht in Eure Schemata passen wollen und können, während Ihr von Euren eigenen Ängsten weiter getrieben werdet und es zunehmend absurder wird, Euch über den Respekt anderer vor der Impfung zu mokieren. Wir nehmen Euch nichts, und wir sind in nicht so kleiner Anzahl alles andere als Hasardeure, welche die Gesundheit irgend eines Mitmenschen mehr riskieren als ganz Viele von Euch es tun, die Ihr dem normalen Leben nachrennt und dafür sehr viel schneller als wir Grenzen missachtet, die es halt leider auch für Geimpfte weiter geben müsste. Es sei denn, wir legen die Angst an sich ab und greifen nach jener Art von Vernunft, welche den Respekt für Andere mit einschliesst. Und dann, ja, dann könnte man „einfach“ leben. Das ist ganz sicher nicht das, was Herr Djokovic anstrebte. Für ihn war nie akzeptabel, nicht der Beste unter Allen zu sein und entsprechend anders – er hat einfach ausser Acht gelassen, dass die Norm für die Anerkennung eines Menschen einer wandelbaren Stimmung der Masse folgt, was es sehr ungesund macht, ihr nachzujagen. Ganz viele Menschen erleben das in diesen Jahren, die sich vorher nie am Rande der Gesellschaft sahen und auch nie so fühlten. So gesehen ist am Ende Djokovic doch vielen Menschen plötzlich näher, als ich dachte… ??