Der Versuch, Anlauf zu nehmen, um das zu pflegen, was immer schon wichtig war – und bleiben soll.
Diese Seiten sind so wichtig für mich. Ich weiss, dass der faktische Stillstand bei den neuen Inhalten das nicht gerade vermuten lässt. Aber ich würde nie wollen, dass es diese Seiten nicht (mehr) gäbe. Und das tippt jetzt gerade einer, der zeitlebens ein schwieriges Verhältnis zu seinem schon Geschriebenen behalten hat…
Was Leserinnen hier aufnehmen, was Leser an Anstössen empfangen mögen – gerade diejenigen, die mich auch persönlich kennen, ist etwas von dem, was ich nach aussen geben kann. Vielleicht bleibt nur ein Satz, vielleicht nur ein Eindruck, und wahrscheinlich ist alles flüchtig.
Das ist nicht weiter tragisch. Die Welt ist voll von fundamentalen Schöpfungen von Menschen, mit sehr viel grösseren Talenten, deren Werke Bestand haben. Aber auch nur relativ. Als Wimpernschlag in der Menschheitsgeschichte. Es ist unser aller Herausforderung, Vergessen zu akzeptieren – und hinter die fehlende Erinnerung zu schauen. Denn viel wichtiger als der äussere Ausdruck ist der Eindruck, den Erlebtes auf unser Wesen ausübt. Und Schreiben, ob hier oder still im Dialog nur mit mir, ist ein Versuch, eine Technik, ein Prozess, ein Verfahren, vorwärts zu kommen. Einen Schritt. Auf dem Weg, an dessen Ende die Aussicht, vergessen zu werden, keinen Kummer macht. Denn alles, was ich fühle und denke, arbeitet an und mit mir – und beinahe nichts davon wird mir bewusst.
Ich war immer auch ein politischer Mensch, ein Staatsbürger, ein überzeugter Demokrat und glühender Befürworter der direkten Schweizer Demokratie. Dieses Bewusstsein hat Risse bekommen. Dabei bin ich mir bewusst, dass ich zwar Meinungsstärke besitze, meine Meinung aber nicht geteilt werden muss und es auch mein Unvermögen ist, wenn sie sich nicht durchsetzt. Und mein Unvermögen ist auch mein Unwissen. Mein Halbwissen. Die Deutungen, die ich meinen Beobachtungen folgen lasse – sie mögen eine Bestandesaufnahme meines eigenen Meinungsprozesses sein, nicht mehr. Nur wäre es schön, es gäbe mehr Menschen, die ihre eigene andere Meinung, ihren Standpunkt, ähnlich verstehen würden.
Ausgerechnet enge Freundschaften haben die Corona-Zeit nicht überdauert. Das fühlt sich mies an. Ich bin verletzt, enttäuscht, durchgeschüttelt. Und bin mir bewusst, dass Freunde genau das Gleiche von mir denken mögen. Ich habe nicht „vermeintliche Freunde“ geschrieben. Ganz bewusst. Denn das Mindeste, was ich mir und anderen Liebes tun kann, ist, den Gleichmut aufzubringen dafür, dass ein jeder Mensch Situationen kennen lernt, in denen er glaubt, Position beziehen zu müssen. Wertungen werden zu Abwertungen anderer, weil ein fehlender Gleichschritt subversiv erscheint.
Ich werde wieder schreiben. Und ein Teil meiner Leser wird der gleiche sein wie „vorher“. Finden können soll jede und jeder bei mir schlicht die Anregung, sich persönlich Fragen zu stellen und nach Antworten zu suchen. Und genau dabei können wir, und das weiss ich ganz genau, freundschaftlich verbunden sein.