Ressort: 10 Minuten(Weitere Infos)

10min spontan über ein Stichwort schreiben, 2 Min lesen. Gedankenfutter für Anstösse zum eigenen Nachdenken.

19.Juli 2022, 2:40

Polarität

Ich versuche hier nicht eine wissenschaftliche Abhandlung eines Fachbegriffs. Das Wort erinnert mich vielmehr an die Wesensart der kreativen Energie.

Ich denke, dass viele Menschen, die kreativ Werke erschaffen und sich dabei nach ihren inneren Antrieben und nicht so sehr nach Terminvorgaben richten müssen, diese Feststellung machen: Es gibt tatsächlich manisch aktive und im Gegensatz dazu eher verharrende, blockierende Phasen, in denen Kreativität kaum gebündelt werden kann.

Persönlich stelle ich fest, dass das Letztere mir wohl oft unbewusst dazu dient, mich neu auszurichten. Es ist eine eher trüb empfundene Zeit, in der ich antriebslos scheine, doch ganz eindeutig arbeitet immer „etwas“, oder wohl eher ganz Vieles in mir. Und wenn dann die Tasten aktiviert werden, dann fliegen die Finger auch oft eher über sie hinweg, als dass Worte noch gesucht werden müssten.

In diesem Wechselbad sind dann auch die Themen dabei, sich auszubilden und zu festigen, und ganz oft wird etwas nicht rund – oder in den eigenen Widerständen nicht so akzentuiert greifbar, dass daraus ein Text werden könnte, der eine Richtung weist: Polarität kann auch auf den Inhalt anwendbar sein, wenn Differenzierung möglich wird, heiss und kalt, weiss und schwarz sich vermengen und dabei kein Brei herauskommt, sondern eine von einer individuellen Energie getragene Stossrichtung, die dann wahrhaftig mit mir selbst zu tun hat – und sei es auch nur die Abbildung einer Etappe im Prozess mit einem Thema.

Und womöglich ist Schreiben ein so einsamer Prozess, dass sich ihm auszuliefern bedeutet, dass man auch ganz viel Mut aufbringen muss, mit sich allein zu sein – nur weiss ich noch immer gar nicht, ob dafür eine manische oder eher eine depressive Phase besser geeignet ist – und in welcher Reihenfolge. Depression auch hier eher verstanden als die Brocken schleppende Auseinandersetzung auf dem steinigen Weg der Selbstreflexion.

26.Mai 2022, 1:06

10min schreiben über: Liebe

Einleitend: Jaaah, über die Liebe wird so oft so viel gesprochen, gepredigt, geredet. Wie langweilig, es also auch hier in dieser Form zu bearbeiten. Doch gerade das Format der 10min-Texte – Genau 10min spontanes Schreiben zu einem Begriff – zeigt, wie unterschiedlich und vielfältig die Gedanken – und Gefühle – dazu sein können. Und so lehne ich auch nie einen Begriff ab, mag er noch so „allgemein“ erscheinen (oder, nebenbei erwähnt, umgekehrt auch „ausgefallen“). Und es wird mir auch nie langweilig, weil auch für mich natürlich die gleichen Themen besondere Bedeutung haben – und so ist es auch für mich schön, mich immer wieder damit zu beschäftigen und dabei die verschiedensten Gedanken und Sichtweisen zu einem Thema zu entdecken. Dieses Format soll ja Interessierten genau dies sein: Eine Anregung zu eigenen Gedanken, eine Ergänzung oder eine initiale Ideengebung, um für eine Rede, einen Essay oder schlicht eigene private Gedanken Input zu bekommen. Also: Immer wieder gerne.

Die Liebe ist nach meiner Erfahrung die alles bestimmende Kraft auf Erden, die positive Energie, die nicht auszuradieren ist. Und wie trübe auch ein Herz gerade verhangen ist, eine Seele hadert: Dahinter ist bereits Lebensenergie am Werk, welche auch dieser Seele wieder Licht zuführen will. Liebe ist Lebenskraft, und jedes auf der Erde entstehende Leben ist mit ihr verwandt. Das Göttliche, das wir vermuten, von dem wir überzeugt sind oder dem wir uns verschliessen, oder an das wir nicht glauben können – es kann uns in der Liebe erreichen. In jener, die uns anspringt wie eine Verliebtheit, die einfach über uns kommt, unerwartet, plötzlich, unabwendbar, aufgesogen mit aller Vehemenz, mit der ein Herz klopfen kann, oder in derer, die uns in die Arme nimmt, wenn uns Fehler verziehen werden, Freundschaften neu aufblühen, Ehepartner sich stützen:

Die Liebe kann eine Kraft entfalten in uns, die nicht aufrechnet, nicht einfach antwortet, sondern getragen wird von einem Grundgefühl, einem Urvertrauen, dass es ein Zusammensein gibt mit jemand Besonderem – und ein Entdecken der eigenen Einzigartigkeit. Die Liebe mag heute auch chemisch bis neurologisch erklärt werden, die Wissenschaft mag von Botenstoffen reden und Synapsen, die uns Energien schenken – Tatsache bleibt, dass, wer liebt, unfassbar viel schenken und empfangen kann – mit einem Blick auf die Welt, welcher den Einklang, das Auskommen mit sich selbst, der eigenen Person, unserem Ich mit meint. Wir sind mehr als Atemzüge zwischen Leben und Tod. Und die Liebe erzählt uns davon.

23.Mai 2022, 19:00

10min schreiben über: Disziplin

Vielleicht kommen uns erst Situationen in den Sinn, in denen Disziplin eingefordert wird – in autoritären Verhältnissen, von Eltern, Trainern zum Beispiel. Doch in aller Regel braucht die Disziplin eine Motivation. Für einen Freigeist wie mich reicht ein Müssen nicht weit… es sei denn, ich setze dieses Müssen mir selbst.

Jeder Sportler, der Training braucht, benötigt Disziplin. Sie wehrt sich gegen Ablenkung, Trägheit. Sie überwindet den inneren Schweinehund. Sie kennt ein Ziel. Und in diesem Ziel einen Wert, den zu erreichen, zu erleben die Mühe lohnt. Disziplin hilft, Leere zu überwinden, Müdigkeit zu verdrängen, Kraft zu kanalisieren.

Disziplin hat scheinbar nichts Charmantes. Sie wirkt spröde, kasernistisch. Ist jemand diszipliniert, wird das anerkannt, vielleicht gar bewundert, aber für eine Person, die dabei stört und erlebt, dass sie nun gerade dafür zurück treten muss, ist das oft nicht so schön. Disziplin fällt also leichter, wenn Begleiter ihren Sinn teilen, wenn sie sehen, dass diese Disziplin hilft, einen Fokus zu setzen, eine Priorität zu befolgen, die einem Menschen hilft, ihm Identität gibt, einen Weg.

Disziplin freut sich über Unterstützung, doch sie muss aus dem Menschen heraus immer wieder gefunden werden, genährt, bekräftigt. Sie kann auch zu einer Identität werden, die ich vorschiebe: Wenn ich meine Morgenrunde nicht gejoggt bin, kann mein Tag nicht gut werden. Wenn ich heute nichts schreibe, wird mein Tag nicht vollendet sein. Disziplin schafft manchmal Serien. Einen Monat ohne „Ausfall“. Das macht es leichter, die Disziplin zu verlängern. Disziplin wirkt der Wankelmütigkeit vor. Aber keine Disziplin kann sich selbst genug sein. Denn nicht nur andere fragen nach dem Resultat. Wem tut sie gut, und wem nicht? Und warum?

20.August 2021, 3:00

10min schreiben über: Solidarität

Mit dem Begriff der Solidarität, so vielfältig er in diesen Monaten benutzt und „verstanden“ wird, geschieht das Gleiche wie mit anderen Verschlagwortungen, die so typisch sind für unsere Gesellschaft (ich denke da zum Beispiel an den Begriff der Nachhaltigkeit, und wie unterschiedlich sie – je nach Interessenlage – bewertet wird). Wer das Schlagwort wo mit welchen Motiven in den Mund nimmt, macht es so vieldeutig wie schwammig.

Solidarität ist erfahrene Nachbarschaftshilfe bei einer Flutkatastrophe. Wie steht es mit der Spende für ein Hilfswerk in Afrika? Bin ich solidarisch, wenn ich die Kollekte bediene, oder tue ich es einfach wegen schlechtem Gewissen? Und was ist mit dem Menschen, der das beurteilt und wertet? Solidarität wird nicht erst heute eingefordert. Dabei geht vergessen, dass Solidarität – ihrer wirklichen Bedeutung entsprechend – niemals erzwungen werden kann. Was wir gerade erleben, ist eine Absurdität, die sich gegen uns alle richtet und Gemeinschaftssinn zerstört, statt ihn zu fördern. Es ist zum Beispiel einigermassen absurd, dass Geimpfte, welche Rambazamba-Ferien machen und sich bei der Heimkehr um Tests scheren und damit dort weitermachen, wo sie in den Ferien angefangen haben, als solidarisch gelten, weil sie den Pieks empfangen haben. Warum erwarten wir von Mitmenschen, dass sie unbedenklich finden, was für uns selbst keine Sache ist und schauen nicht darauf, wie sich unsere Mitmenschen im Alltag verhalten? Wäre es nicht solidarisch, würden wir uns überlegen, ob man nicht auch Respekt empfinden kann für Menschen, die den Pieks nicht annehmen, obwohl sie dafür auf Annehmlichkeiten verzichten müssen?

Wie steht es um eine Solidarität, zu deren moralischer Akzeptanz gehört, dass sie erzwungen werden kann? Sie bedeutet, dass eine Mehrheit entscheidet, was für jeden Einzelnen gut ist. Wenn wir Kranke nicht behandeln wollen bzw. nicht für sie bezahlen – welches pauschale Urteil haben wir dann über sie gefällt? Und warum? Für was? Für welche eigene Bequemlichkeit sind wir bereit, eine Kampagne zu fahren, welche zwangsläufig Mitmenschen unter die Räder geraten lässt?

01.April 2021, 7:50

10min schreiben über: Freizeit

Freizeit ist freie Zeit. Kein Chef sagt mir, was ich zu tun habe, kein Auftrag mahnt mich, weiter zu arbeiten. Ich bin frei, Zeit zu haben. Sollte ich sein. Wir haben so viele Möglichkeiten, freie Zeit zu nutzen, etwas „Gescheites“ damit anzufangen – und schon packen wir Erwartung in sie hinein und schaffen damit die Grundlage, dass wir ganz sicher zu wenig davon haben. Weil wir enttäuscht sein werden, wenn sie vorbei ist, die freie Zeit. Wie schnell ist sie gerannt, die Zeit!

Wir verstehen Freizeit als eine weitere Zeit mit Betrieb. Aktive Erholung – das Wort muss die Freizeitindustrie erfunden haben! Der Sportartikelverkäufer lebt davon, dass wir uns die Zeit nicht einfach gefallen lassen. Wir müssen sie besetzen mit Sinn. Kaum jemand kommt auf die Idee, dass die Freizeit ihren Sinn genau darin haben könnte, dass die Zeit frei bleibt.

Hat man plötzlich freie Zeit, auch dann, wenn sie einem nicht als Aufgabe gestellt wird, weil man versetzt wird, vom Partner, vom Freund, vom Arbeitgeber, sondern weil die Lebensplanung sich durchaus erfüllt: Teilzeit, die Wahl, mehr Zeit statt mehr Lohn zu haben, erfüllt sich, oder die Pensionierung ist da. Alle, welche diese Ausgangslage kennen, werden bestätigen, dass die grösste Herausforderung darin liegt, nicht ganz schnell auch jetzt „keine Zeit“ mehr zu haben. Es gibt schlicht zu wenig davon. Wir alle sind darauf getrimmt, sie zu füllen. Zeit zu verbringen, ohne wohin kommen zu müssen, hat den Hauch der Vergeudung. Zeit zu haben ist eine Chance für ein Werk. Eine Leistung. Ein Ergebnis. Ich glaube, dass unsere Freizeit viel zu wenig wirklich freie Zeit enthält.

Und auch wenn wir sie suchen, geben wir ihr sofort Struktur. Wir lassen uns anleiten. Wir sind in der Lage, auch zur Kunst, Zeit zu haben, erst mal einen Kurs zu besuchen.

Freie Zeit, die darin besteht, dass ich mich einfach mal hinsetze und aus dem Fenster schaue. Das ist eine Herausforderung. Unglaublich, wie laut es da erst in mir ist. Dann hinter mir, dann… wenn Ruhe nicht beunruhigt, ist das wirklich freie Zeit.


eine Auftragsarbeit

24.März 2021, 18:30

10min schreiben über: Dankbarkeit

Danke sagen, ist eine Höflichkeit, ein Erziehungsschritt für Kinder, eine gesellschaftlich angebrachte Norm – zumindest war es das lange Zeit. Danke sagen können ist auch eine Fähigkeit – denn sie schliesst ein, dass der Support eines Menschen mir selbst weiter geholfen hat. Ich konnte Hilfe gebrauchen. Vielleicht habe ich sie bekommen, ohne danach zu fragen, vielleicht wurde sie mir aufgedrängt, vielleicht aber habe ich es einfach nicht fertig gebracht, darum zu bitten. Dann also um so mehr Danke! Dankbarkeit ist aber auch eine Lebenseinstellung.

Wer Dankbarkeit empfinden kann für das, was ist, für die Umstände, die sein Leben ausmachen, auch und gerade im Kleinen, der verfügt über eine Ruhe, eine Bescheidenheit, die auch in allfälliger Mühsal erkennt, dass es viele Dinge und Menschen gibt, welche die Herausforderungen leichter machen. Dankbare Menschen sehen das Glas nie leer. Dankbarkeit kann auch auf einer Einsicht beruhen, einer Weisheit, die da weiss, dass unser aller Leben jederzeit zu Ende sein kann. Niemand kann erwarten, dass ihm genügend Zeit bleibt für alles, was im Leben noch geändert gehört. Oder verbessert. Es kann morgen vorbei sein. Also ist es ganz wichtig, dass ich meinen Frieden machen kann mit allem, was war oder noch nicht ist. Auch der grösste Macher ist von der Gnade abhängig, Zeit zu bekommen – und die Fähigkeit, für Umstände dankbar zu sein, die ihm gegeben werden, verhindert Überheblichkeit. Und wenn wir dann also Zeit bekommen, Raum haben, gestalten können, verändern, verbessern, so ist auch dafür die Basis etwas, was uns gegeben wurde, ohne dass wir wirklich wissen, warum. Das Geschick hat uns gütig bedacht, und das kann genau so rätselhaft bleiben wie die Antwort auf die Frage, warum mir gerade dieser oder jener Mensch geholfen hat? In der Hilfe sind wir auch immer Engelsboten, Kameraden, Freunde, und die Stärke, die wir teilen, schenkt uns Vertrauen. Danke dafür. Eine gute Voraussetzung, um den nächsten Moment heller werden zu lassen, oder sein Licht zu sehen.

20.März 2021, 23:50

10min schreiben über: Ganzheitlichkeit

So viele von uns sind heute zu Netzwerkern geworden. Wir vernetzen uns weitläufig und tiefgehend, um möglichst ganzheitlich abschöpfen zu können, was uns irgendwann mal an Kontakten hilfreich sein könnte. Wir wollen alles, das Ganze, wir träumen von der Übersicht. Dabei ist uns vernetztes Denken nach wie vor eine Herausforderung, an welcher wir immer scheitern, und viel früher, als wir es uns zutrauen, wenn wir von den grossen Eingriffen in die Natur sprechen. Wir verändern einen Baustein, manipulieren ein Gen, transferieren Stammzellen und machen Mensch und Natur zur Reperaturstelle. Wir flicken drauflos – und haben dabei keine Ahnung, was wir damit an Wechselwirkungen und Folgeentwicklungen auslösen. Wir haben so viel gelernt über „die Welt“ – und wissen dabei so wenig. Und genau das müsste uns doch als tiefste Erfahrung bleiben. Doch die Realität ist genau die umgekehrte. Wir denken begrenzt, und beobachten eben auch zeitlich kurzfristig, was wir auslösen – vorausblickend können wir das eh nicht.

Die Ganzheitlichkeit im Denken, welche der Schutz der Natur oder des Klimas im Speziellen erfordern würde, überfordert uns. Dabei scheitern wir schon an der Übungsanordnung, denn schon wie wir Ganzheitlichkeit definieren, ist von unseren Prioritäten abhängig, und solche setzen wir immer. Niemand von uns gewichtet alles gleich, ist komplett wertfrei gegenüber Einschränkungen, die irgend jemand für uns zum Wohle anderer oder Aller andenkt. Und wie bitte wollen wir nur schon neutral berechnen können, was für einen bestimmten Flecken Erde denn besonders wichtig wäre? Die Verbesserung der Luftqualität oder des Grundwassers? Was schützen wir zuerst und wie effektiv, und welcher Eingriff hat denn tatsächlich welchen Effekt und wie schnell?

Die Energiebilanz des Elektroautos ist ähnlich mies wie die des Diesels, aber es stinkt halt schon viel weniger vor der Haustür. Ganzheitlichkeit wirklich zu versuchen, sie im Denken anzustreben, ist schon eine Charakterfrage. Und auch wenn wir dabei gar nicht erfolgreich sein können, wäre es wohl ehrlicher und darum auch zielführender, wenn wir uns schon dieser Problematik gleich zu Beginn bewusst wären. Auf dass kein Hochmut über uns komme. Das Verzagen daran dann zu verhindern, ist die wohl noch grössere Aufgabe. Mit dem Versuch, weniger zu verbrauchen, können wir allerdings GANZ am Anfang jedes Tages neu beginnen.

16.März 2021, 23:30

10min schreiben über: Ende

Das Ende. Wir sehnen es herbei, wir zögern es hinaus. Wir versuchen, dahinter zu kommen, wenn wir glauben, das Danach würde sicher besser. Wir wollen das Schöne festhalten, auf dass es nicht enden möge. Aber ist nicht ganz Vieles gerade deswegen so kostbar, weil es vergänglich ist?

Wir geben uns beherrscht, wir beherrschen Dinge, Tätigkeiten, Verhaltensweisen, kontrollieren unsere Emotionen und bemühen uns um rationale Antworten auf Fragen. Manchmal erliegen wir der Illusion, etwas „endgültig“ zu wissen – oder begriffen zu haben. Aber was kommt denn dahinter, hinter dem Ende unserer Fragen? Wie verhalten wir uns, wenn das Ende da ist? Eine Arbeit, ein Projekt, Ferien, eine Reise, eine Aufgabe, eine Anstellung. Fast alles hat ein Ende. Alles? Gibt es Ewiges? Wissen und Einsichten, Fragen und Zweifel, die uns auf jedem neuen Abschnitt, der wieder ein Ende haben wird, immer begleiten?

Hätten alle unsere Wege nicht dieses Ende, wir wären nicht herausgefordert, über den Weg hinaus zu denken, oder nach links oder rechts zu schauen. Wenn wir alt werden, läuft die Zeit nicht langsamer, aber wir tun es. Wir kommen zu einem Ende. Oder zu einem letzten Anfang, der jedem Ende seine Wahrheit entgegen stellen kann, die wir gar nicht sehen können, bevor wir dieses Ende hinter uns gelassen haben?

Das Ende einer Freude oder einer Mühsal kann bis dahin immer der Anfang einer neuen solchen sein. Wie wir den Weg gehen, wie wir Brüche annehmen und – eben – Enden überwinden und Anfänge wagen, ist eine Frage des Lebens. Bis zum Ende.

22.Februar 2021, 21:15

10min schreiben über: Glück

Glück ist das Gefühl, vom Schicksal geliebt zu werden. Es ist die unfassbare Fülle wunderbarster Eindrücke, der Moment, der in seiner Schönheit und Glückseligkeit jeden Kummer, jede Unsicherheit vertreibt. Glück ist ein Höhepunkt, ein unbeschreibliches Erleben, ist Verliebtsein in eine Person, in den Lebensmoment, die momentane Leichtigkeit, alles gut zu finden, wohl zu sein in einer Bewunderung für etwas Entdecktes. Glück ist flüchtig. Kann kaum ein Zustand sein, aber auch viel mehr als ein Rausch. Glück kann auch nachhaltig wirken. Glück für sich ist so unglaublich grossartig, dass es gar nicht zu packen ist. Es kann nicht festgehalten werden. Es ist ja auch zu uns gekommen wie angeworfen. Es hat uns überfallen. Unverhofft. Und nicht oft. Glück ist hoffentlich nicht einmalig, aber es macht einen bestimmten Augenblick einzigartig. Glück sendet Schmetterlinge in den Bauch, ist Verliebtsein und Leichtigkeit. Glück kann erinnert werden und ersehnt. Glück lässt sich nicht herstellen. Es wird geschenkt. und oft wissen wir nicht, warum wir es erfahren. Glück ist ein Geschenk, ein Ausflug, eine Explosion, ein Feuerwerk. Glück kann nicht bleiben. Es wäre so nicht auszuhalten. Aber die Erfahrung, ein Glück erfahren zu haben, kann anhalten und zeigen, was passieren kann. Was mir passieren kann.

Glück ist, die Schönheit des besonderen Augenblicks einfach sehen zu müssen, gar nicht anders zu können, überwältigt zu werden. Und so kann aus dem Glück die Freude wachsen, das Staunen, Glauben und Wissen, dass es ein Leben gibt, in dem gute Gedanken eine Geborgenheit haben.


eine Auftragsarbeit

18.Februar 2021, 7:00

10min schreiben über: Einsamkeit

In unseren Beziehungen pflegen wir das Gemeinsame, das Verbindende. Es gibt Freundschaften, in denen Menschen für einander durch Dick und Dünn gehen würden. Die Empfindungen für einander sind entsprechend intensiv und stark, und sie machen stark.

Dabei macht jeder Mensch für sich eine Entwicklung durch, er macht Erfahrungen allein. Das ist nicht anders denkbar. Und jeder Mensch kommt allein auf die Welt, wird aus der Wärme und Geborgenheit gerissen und empfindet erst mal grosse Hilflosigkeit. Er wird hoffentlich geliebt und behütet, doch wie für jedes geborene Wesen liegt die Bestimmung darin, einen eigenen Weg zu gehen. Mit dem eigenen Rüstzeug und eigenen Fragen. Die wesentlichen mögen wir uns alle stellen, doch eine jede Person steht an einem anderen Punkt und muss bei sich selbst bleiben oder zu sich finden, um weiter zu kommen.

Wir sind mit uns allein. Dies zu zweit auszuhalten, ist einfacher. Haben wir aber, gerade im Kreis der Lieben, innere Umtriebe, von denen niemand wirklich weiss, so ist das Einsamkeit. Wir können sie durchaus inmitten aufgeschlossener Menschen in lebendiger Runde empfinden, und gerade dann kann sie uns heftig treffen.

Vielleicht ist sogar dies das grosse Geheimnis des Lebens: Dass wir uns rüsten können für ein Alleinsein, das uns am Ende unseres Lebens wieder einholen wird, wenn wir den Weg jedes Lebens gehen, wie Milliarden vor uns, und doch allein. Verbundenheit zu Lieben, zum eigenen Glauben, zur inneren Weisheit kann dann womöglich dazu führen, dass uns der Abschied aller Abschiede nicht einsam werden lässt, dass Geheimnisse und Fragen nicht mehr umtreiben müssen, sondern ruhen können. Es gibt eine innere Ruhe, die sich vor keiner Einsamkeit fürchten muss.