Es gibt Schlagworte in unserer aktuellen Zeit, welche deswegen, weil sie oft in den Mund genommen werden, nicht weniger wichtig sind. Achtsamkeit ist so ein Wort, aber auch Wertschätzung. Dabei denke ich spontan nicht nur daran, dass es unheimlich wichtig und segensreich ist, den Wert eines Menschen überhaupt zu erkennen – es geht auch darum, ihn das wissen zu lassen.
Wir haben so viele negative Nachrichten zu verarbeiten, alle unsere Aufmerksamkeit für Information ist auf Empörung, Aufregung, Aufschreckung ausgerichtet. Wie gut tut es da, zu erfahren, dass ich selber etwas gut gemacht habe, ja, einen tatsächlichen Wert für einen Mitmenschen habe? Und wie schön ist es, jemanden wertzuschätzen, es ihm zu sagen und zu sehen, wie es ihn lächeln lässt? Dabei berührt mich immer wieder auch, zu sehen, dass es uns gar nicht so leicht fällt, ein Lob anzunehmen. „Warum sagt sie oder er das? Ja, ja, schon gut.“ Nein. Es ist wirklich gut, was wir für andere sein können, tun können, empfinden können.
Chefs alter Schule führten oft nach dem Grundsatz, ja nicht zuviel zu loben. Oder gar zu belohnen. Gibt man ihnen den kleinen Finger, so nehmen sie die ganze Hand, heisst es. Als würden sie die Macht der guten Tag nicht kennen… Am Anfang jeder Wertschätzung steht auch die Tatsache, dass, was immer wir bekommen, nicht selbstverständlich ist. Jemand schenkt mir seine Zeit. Ein kleiner Dank kann gar nicht so kurz sein, dass er nicht erkennen liesse, dass wir bemerkt haben, dass wir etwas geschenkt bekommen haben.
Wertschätzung ist auch die sich selbst geschenkte Einsicht, dass wir alle Anerkennung brauchen, und wenn wir tatsächlich frei davon sind, so können wir uns darüber freuen, direkt mitgeteilt zu bekommen, dass wir augenscheinlich etwas Gutes bewirken.