Ressort: 10 Minuten(Weitere Infos)

10min spontan über ein Stichwort schreiben, 2 Min lesen. Gedankenfutter für Anstösse zum eigenen Nachdenken.

01.Februar 2021, 18:15

10min schreiben über: Wertschätzung

Es gibt Schlagworte in unserer aktuellen Zeit, welche deswegen, weil sie oft in den Mund genommen werden, nicht weniger wichtig sind. Achtsamkeit ist so ein Wort, aber auch Wertschätzung. Dabei denke ich spontan nicht nur daran, dass es unheimlich wichtig und segensreich ist, den Wert eines Menschen überhaupt zu erkennen – es geht auch darum, ihn das wissen zu lassen.

Wir haben so viele negative Nachrichten zu verarbeiten, alle unsere Aufmerksamkeit für Information ist auf Empörung, Aufregung, Aufschreckung ausgerichtet. Wie gut tut es da, zu erfahren, dass ich selber etwas gut gemacht habe, ja, einen tatsächlichen Wert für einen Mitmenschen habe? Und wie schön ist es, jemanden wertzuschätzen, es ihm zu sagen und zu sehen, wie es ihn lächeln lässt? Dabei berührt mich immer wieder auch, zu sehen, dass es uns gar nicht so leicht fällt, ein Lob anzunehmen. „Warum sagt sie oder er das? Ja, ja, schon gut.“ Nein. Es ist wirklich gut, was wir für andere sein können, tun können, empfinden können.

Chefs alter Schule führten oft nach dem Grundsatz, ja nicht zuviel zu loben. Oder gar zu belohnen. Gibt man ihnen den kleinen Finger, so nehmen sie die ganze Hand, heisst es. Als würden sie die Macht der guten Tag nicht kennen… Am Anfang jeder Wertschätzung steht auch die Tatsache, dass, was immer wir bekommen, nicht selbstverständlich ist. Jemand schenkt mir seine Zeit. Ein kleiner Dank kann gar nicht so kurz sein, dass er nicht erkennen liesse, dass wir bemerkt haben, dass wir etwas geschenkt bekommen haben.

Wertschätzung ist auch die sich selbst geschenkte Einsicht, dass wir alle Anerkennung brauchen, und wenn wir tatsächlich frei davon sind, so können wir uns darüber freuen, direkt mitgeteilt zu bekommen, dass wir augenscheinlich etwas Gutes bewirken.

28.Januar 2021, 6:56

10min schreiben über: Gewissen

Es wurde ihm ins Gewissen geredet. Heisst: Eine (Möchtegern-)Autorität hat an die (gute) Erziehung apelliert und die Moral angerufen. Oder die Macht des guten Denkens und Handelns. Ich will das gar nicht kleinreden oder mies machen, denn schlussendlich sind die Werte, die wir anerzogen bekommen, eine Orientierungshilfe.

Das eigentliche Gewissen aber, das liegt sicher und geschützt in uns. Es ist das, was wir über uns selbst wissen, gerade wenn niemand von aussen auf uns einredet, wenn alle Beeinflussung weg fällt, wenn wir fragen, wer wir wirklich sind und was wir wollen. Nein, was uns wirklich gut tut, uns glücklich macht. Oder zumindest so leer, dass wir erkennen, was richtig ist. Wahrheit. Sehr oft kennen wir keine Antworten, wissen wir vielleicht nicht einmal, nach was wir suchen, welche Fragen wir uns stellen sollten. Aber alles, was uns dazu befähigt, jenseits von allen tradierten Vorstellungen, was denn der Sinn unseres Lebens, unserer Tätigkeit wäre, wirklich danach zu fragen, wer wir SIND, führt uns zum wirklich vorhandenen Gewissen:

Wenn wir uns selbst wirklich wichtig sind, wenn wir uns lieben, bekommen unsere Gedanken, unsere Fragen, und irgendwann auch die Antworten die Qualität, die Tiefe und Wahrheit, die wir wirklich unser Gewissen nennen können. Nochmal: Damit ist für mich nicht die Verantwortung gegenüber der Gesellschaft gemeint oder eine bestimmte Vorstellung, was ein jeder mit seinen Talenten, mit seinen Stärken und Schwächen anfangen sollte. Es ist die Antwort auf die Frage gesucht:

Nehme ich mich ernst? Kümmere ich mich um mich selbst? Wessen Geschöpf bin ich? Was sagt mir mein Wissen darüber, was ich soll? Dafür muss ich tief graben, ganz viel Ballast abwerfen, alle künstliche Sinngebung verwerfen und die Leere aushalten, die nicht zugeschüttet zu werden braucht. Denn an ihrem Grund liegt das Gewissen, das uns bei jeder eigenen Frage und Antwort vielleicht keine bequemen Wege zeigt, aber gangbare, lichtvolle. Dem Gewissen folgen, heisst, der eigenen Schöpfung nachgehen.

04.Januar 2021, 19:00

10min schreiben über: Sprache

Unsere Sprache ist eines unserer Ausdrucksmittel, aber bei weitem nicht unser Einziges. Oft ringen wir mit ihr, weil wir den Eindruck haben, es würde uns nicht gelingen, mit Worten einzufangen, was wir fühlen. Und wenn es anderen gelingt, ist das schön zu hören oder zu lesen, aber es kann auch erschlagen. Wie oft höre ich von Freunden oder sonst mir zugewandten Menschen, dass sie sehr gern lesen, was ich schreibe, ihnen aber auf Briefe – und ja, so bezeichne ich durchaus auch Mails – keine Antwort einfiele, die dem gerecht werden könnte, was sie selbst zu lesen bekommen haben. Ich versuche dann zu erklären, wie segensreich eine Sprache sein kann, die einfach daher kommt. Der Kern einer jeden Sprache ist Klarheit und Einfachhheit. Sie gibt den Worten den Raum, den sie brauchen, um wirken zu können. Ich kann, wenn ich jemanden empfange, sagen, wie sehr ich mich freue, seine Geschichten zu erfahren, wie lange wir uns nicht gesehen hätten und wie sehr ich diesen Moment ersehnt habe, diesen Menschen hier zu haben. Oder aber ich kann einfach sagen:

Schön, bist Du da.

Niemand will da werten, welche Worte mehr ankommen. Den Worten wird auch ein Klang mitgegeben, eine Wärme, ein Lächeln vielleicht – und selbst wenn ich schreibe, glaube ich daran, ja, weiss ich, dass das Lächeln dabei Teil der Botschaft wird. Sprache ist das eine, Verstehen das andere. Vielleicht ist es sogar so, dass, wer seinen Worten vertraut, weniger davon braucht?

Es gibt nicht richtig oder falsch, wenn wir miteinander reden. Aber wahr oder unwahr, achtsam oder gleichgültig, wach oder abwesend. Sprache kann Umarmung sein oder Abweisung, kann beides wollen, in beidem unbeholfen bleiben und doch wirken. Denn es gibt auch den, an den sie gerichtet wird, und auch als Empfangende haben wir es in der Hand, zu lesen und zu hören, was uns gesagt wird.

Sprache teilt mit. Und den Inhalt empfangen Zugeneigte. So findet jeder Satz sein Ausrufezeichen und sein Inhalt ein Herz, einen Verstand, der geneigt ist, hinzuhören.

27.Dezember 2020, 21:30

10min schreiben über: Orientierung

Wissen, wo man hin gehört. Wissen, was ich kann, wer ich bin, was mir entspricht. Manches Unglück ist dadurch bedingt, sich nicht selbst zu kennen – das erschwert die Orientierung – oder lässt einen Ziele anvisieren, die gar nicht für einen gemacht sind.

Wer Orientierung hat, besitzt ein Ziel. Das ist die landläufige Meinung. Orientierung bedeutet aber auch, und das ist ein noch grösseres Glück, den Sinn zu erkennen – für ein Tun, ein Fragen, oder auch schlicht für das Ungeklärte. Auch Offene Fragen aushalten zu können, eine Orientierung gerade nicht zu sehen, aber damit umgehen zu können, ist segensreich. Nicht nur ich nenne das Urvertrauen. Einen Zustand, der mich sicher sein lässt, dass sich antworten zeigen werden. Eine Sicherheit, die unabhängig von Zielen vorhanden ist. Bestätigung, Annahme, Liebe, die keine Bedingungen kennt: Die Orientierung liegt darin, nach sich selbst zu fragen. Zu erkennen, wie schön es ist, zu lernen. Kennen zu lernen, zu entdecken. Wer in sich ruhen kann, weiss, was oben und unten ist, kann mit Komplimenten umgehen, ordnet Lob und Kritik ein. Wer in sich selbst geborgen ist, wird nicht zum Egomanen, er braucht schlicht die Anerkennung nicht, um zu wissen, wessen Zielen seine Aufmerksamkeit gehören soll, was er weiter lernen will – und wie er mit Misserfolgen umgehen kann. Die Orientierung, den Kompass für das eigene Leben und die wichtigen Entscheidungen kann jeder finden, wenn er wirklich auf sich hört. Nicht die anerzogene Orientierung, nicht, was „man“ macht oder zu machen hat, ist gemeint, sondern das innere Wissen, was gut oder schlecht für uns ist. Und weil das nicht einfach zu erkennen ist, fehlt oft die Orientierung. Aber das Drehen im Kreis kann auch zum Rundumblick werden, zum Blick nach innen, und dann wird sich Orientierung einstellen.

22.Dezember 2020, 7:00

10min schreiben über: Streit

Wo hört die Diskussion auf und fängt der Streit an? Im Streit vertragen wir eine andere, gegenteilige Meinung nicht mehr. Wir nehmen die Divergenz übel – und die Gefahr ist gross, dass wir es persönlich nehmen und wir auch persönlich werden. Je enger wir mit dem Menschen sind, um so grösser ist oft diese Gefahr. Wir können aber auch einfach verzweifeln, auf eine vermeintlich edle Art, über die Engstirnigkeit, die natürlich im Kopf gegenüber herrscht. Im Streit gibt es nicht nur einzig meine Wahrheit, sie muss sich auch sogleich durchsetzen.

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18.Dezember 2020, 21:00

10min schreiben über: Trauer

Trauer ist ein Gefühl der Verlassenen. Wir versuchen einen Abschied, der endgültig ist. Oft fehlt der Austausch, die gegenseitige letzte Handreichung. Verloren wird ein Mensch und mit ihm alles, was nicht ausgesprochen und geklärt werden konnte mit ihm. Doch wenn die Begleitung das ermöglichte, so ist das ein grosser Segen.

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24.April 2020, 15:30

10 min schreiben über: Absicherung

Sich abzusichern ist klug – so mancher Anlageberater spricht von entsprechenden Instrumenten. Wer sich auf Äste hinaus wagt, vergewissert sich besser, ob sie auch halten? Halten werden? Aber es ist zu sehen: Sicherheit gibt es nicht. Also sagen Politiker gerne nicht mehr als schon bekannt ist. Doch Floskeln sind einfach nur mutlos. Diese Absicherung ist erbärmlich, und dass wir nicht mehr erwarten, macht es nicht besser.

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15.November 2019, 17:30

10min schreiben über: Disziplin

Ein Projekt zu verfolgen braucht Disziplin. Bedürfnissen nicht beliebig nachgeben, drei Stunden lernen, wie vorgenommen, ohne sich ablenken zu lassen. Müdigkeit überwinden, Erschöpfung hinaus zögern. Disziplin kann auch bis zur Askese gehen. Wir staunen über die Dsziplin anderer, bewundern sie womöglich, aber wir machen uns nicht so leicht vertraut mit ihnen…

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17.August 2019, 14:24

10min Schreiben über: Trauern

Wenn wir trauern, klagen wir. Es ist unser Versuch, ein Loch zu schliessen, das immer offen bleiben wird.
Ich habe jemanden verloren. Auf immer. Warum geschieht das mir? Warum musste gerade er, sie, gehen? So ein wunderbarer Mensch.
Trauern ist ein Rufen ohne Echo. Es wird nie eines geben. Und Antworten schon gar nicht.

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02.Februar 2019, 18:45

10min schreiben über: Orientierung

Habe ich eine Ausrichtung, eine Orientierung, so habe ich auch ein Ziel. Es muss nicht in eine Zukunft gerichtet sein, in der es gilt, eine bestimmte Leistung zu erbringen, einen Erfolg einzufahren. Es kann auch die persönliche Haltung gemeint sein, eine Art Settlement im eigenen Leben: Einen Platz einnehmen, von dem ich glaube, fühle, dass er richtig für mich ist – und ich richtig für ihn und meine Mikrowelt.

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