Schreiben ist ein Prozess, der Alleinsein erfordert. Es kann sehr erfüllend sein, die eigenen Gedanken in eine Form zu bringen, in welcher sie auch durch die Zeilen fliessen können – oder die Ecken und Kanten zu schärfen, die sie ausmachen. Aber sehr oft ist Schreiben ein gescheiterter Versuch. Der Umgang damit muss irgendwie gelingen. Und bleibt doch immer schwierig.
Tatsächlich lesen wir auch immer unseren eigenen Text. Das bedeutet, dass ich als Redender oder Schreibender immer falsch (oder anders) verstanden werden kann, als ich mich mitteilen wollte. Aber Dialog, Mitteilung bedeutet einfach, dass wir unser Erleben, unsere Erfahrungen und Gedanken und Gefühle mit anderen teilen. Genau so wie wenn wir singen, einer Melodie lauschen, uns von ihr tragen lassen und Worte wirklich einen Klang bekommen – dann fragt niemand, warum wir das gerade tun? Es ist klar und erfüllt sich im Sinn der Sprache selbst.
Texte können berühren. Allen Lesenden möchte ich sagen, dass es die Schreibenden auch immer wieder erdet, wenn sie erfahren, dass diese Berührung zugelassen oder ein Gedanke weiter getragen wird. Ein Text, ist er mal geboren und für den Schreibenden „fertig“, braucht im Gegensatz zum Verfasser keinen Applaus. Er hat sich schlicht schon dadurch erfüllt, dass er da steht und zu lesen ist. Was mit ihm weiter geschieht, hat sehr oft nichts mit seinem Gehalt zu tun. Er bleibt in jedem Fall schlicht Ergebnis eines stattgefundenen Prozesses.
Dieses objektivierte Verhältnis zum Text ist kein Selbstläufer. So souverän gehe zumindest ich damit nicht um. Es gibt unzählige Schreibende, die damit hadern, dass sie nicht verstanden werden, keine Fürsprecher finden – oder nicht gelesen werden.
Doch welchen Anspruch haben wir denn an einen guten Satz? Braucht er die weite Verbreitung – oder einfach eine innere Kraft, die ihn nötig gemacht hat? In einem bestimmten Moment, für einen bestimmten Menschen? Für den Menschen, der ihn geschrieben hat?
Darum ist es so wunderbar, wenn wir uns schreiben. Wenn wir keine Worte zurück halten, nur weil wir denken, sie wären banal. Wie könnte etwas banal sein, mit dem wir einen anderen Menschen „im Sinn“ haben? Worte können so mächtig und kraftvoll sein. Auch banale. Weil DU sie aussprichst. Für IHN oder SIE.