Ressort: Lebenskunst(Weitere Infos)

24.März 2021, 18:30

10min schreiben über: Dankbarkeit

Danke sagen, ist eine Höflichkeit, ein Erziehungsschritt für Kinder, eine gesellschaftlich angebrachte Norm – zumindest war es das lange Zeit. Danke sagen können ist auch eine Fähigkeit – denn sie schliesst ein, dass der Support eines Menschen mir selbst weiter geholfen hat. Ich konnte Hilfe gebrauchen. Vielleicht habe ich sie bekommen, ohne danach zu fragen, vielleicht wurde sie mir aufgedrängt, vielleicht aber habe ich es einfach nicht fertig gebracht, darum zu bitten. Dann also um so mehr Danke! Dankbarkeit ist aber auch eine Lebenseinstellung.

Wer Dankbarkeit empfinden kann für das, was ist, für die Umstände, die sein Leben ausmachen, auch und gerade im Kleinen, der verfügt über eine Ruhe, eine Bescheidenheit, die auch in allfälliger Mühsal erkennt, dass es viele Dinge und Menschen gibt, welche die Herausforderungen leichter machen. Dankbare Menschen sehen das Glas nie leer. Dankbarkeit kann auch auf einer Einsicht beruhen, einer Weisheit, die da weiss, dass unser aller Leben jederzeit zu Ende sein kann. Niemand kann erwarten, dass ihm genügend Zeit bleibt für alles, was im Leben noch geändert gehört. Oder verbessert. Es kann morgen vorbei sein. Also ist es ganz wichtig, dass ich meinen Frieden machen kann mit allem, was war oder noch nicht ist. Auch der grösste Macher ist von der Gnade abhängig, Zeit zu bekommen – und die Fähigkeit, für Umstände dankbar zu sein, die ihm gegeben werden, verhindert Überheblichkeit. Und wenn wir dann also Zeit bekommen, Raum haben, gestalten können, verändern, verbessern, so ist auch dafür die Basis etwas, was uns gegeben wurde, ohne dass wir wirklich wissen, warum. Das Geschick hat uns gütig bedacht, und das kann genau so rätselhaft bleiben wie die Antwort auf die Frage, warum mir gerade dieser oder jener Mensch geholfen hat? In der Hilfe sind wir auch immer Engelsboten, Kameraden, Freunde, und die Stärke, die wir teilen, schenkt uns Vertrauen. Danke dafür. Eine gute Voraussetzung, um den nächsten Moment heller werden zu lassen, oder sein Licht zu sehen.

16.März 2021, 23:30

10min schreiben über: Ende

Das Ende. Wir sehnen es herbei, wir zögern es hinaus. Wir versuchen, dahinter zu kommen, wenn wir glauben, das Danach würde sicher besser. Wir wollen das Schöne festhalten, auf dass es nicht enden möge. Aber ist nicht ganz Vieles gerade deswegen so kostbar, weil es vergänglich ist?

Wir geben uns beherrscht, wir beherrschen Dinge, Tätigkeiten, Verhaltensweisen, kontrollieren unsere Emotionen und bemühen uns um rationale Antworten auf Fragen. Manchmal erliegen wir der Illusion, etwas „endgültig“ zu wissen – oder begriffen zu haben. Aber was kommt denn dahinter, hinter dem Ende unserer Fragen? Wie verhalten wir uns, wenn das Ende da ist? Eine Arbeit, ein Projekt, Ferien, eine Reise, eine Aufgabe, eine Anstellung. Fast alles hat ein Ende. Alles? Gibt es Ewiges? Wissen und Einsichten, Fragen und Zweifel, die uns auf jedem neuen Abschnitt, der wieder ein Ende haben wird, immer begleiten?

Hätten alle unsere Wege nicht dieses Ende, wir wären nicht herausgefordert, über den Weg hinaus zu denken, oder nach links oder rechts zu schauen. Wenn wir alt werden, läuft die Zeit nicht langsamer, aber wir tun es. Wir kommen zu einem Ende. Oder zu einem letzten Anfang, der jedem Ende seine Wahrheit entgegen stellen kann, die wir gar nicht sehen können, bevor wir dieses Ende hinter uns gelassen haben?

Das Ende einer Freude oder einer Mühsal kann bis dahin immer der Anfang einer neuen solchen sein. Wie wir den Weg gehen, wie wir Brüche annehmen und – eben – Enden überwinden und Anfänge wagen, ist eine Frage des Lebens. Bis zum Ende.

12.März 2021, 0:25

Hinaus, mir entgegen

Es liegt nicht an Corona, dass ich nicht Joggen gehe. Erst haben mir das Hunde überforderter Frauchen und Herrchen vor Jahren schon madig gemacht, und mittlerweile bin ich auch zu träge dafür geworden. Vielleicht juckt es mich ja wieder, wenn ich lange genug in früheren Texten stöbere und an ihnen rum bastle. Allerdings hat das ein Jahr Corona noch nicht geschafft…

Ich lasse mich nicht einsperren. Auch heute will ich joggen.
Ich freue mich, gleich mit meinen Gedanken allein zu sein.
Ich hoffe auf etwas Schwerelosigkeit in meinem Körper, auf die ganz bestimmten Minuten, die mir suggerieren, genau so endlos weiter laufen zu können.

Asthma hat mich in den letzten Tagen zweimal abbrechen lassen. Deprimiert hat mich das nicht. Die langen Wege der letzten Monate haben mich schon etwas gelehrt:

Für mich geht es nicht um Leistung. Fehlt mir die Luft, dann habe ich eben Zeit, inne zu halten.
Anhalten, rasten. Wer sagt, dass es immer vorwärts gehen muss? Ist der Schritt vorwärts immer ein Fortschritt?

Ich muss immer seltener wissen, wie weit ich laufe. Oder wie schnell.
Ich laufe mit mir.
Bin ich bei mir?
Tanzen meine Gedanken davon oder sammeln sie sich?
Die frische Luft kühlt meine Haut.
Gott legt mir die Freude auf den Weg vor meinen Füssen und in jeden Atemzug. Frei atmen können. Ich weiss, wie wunderbar das ist. Ich staune über die Quelle unserer Energie. Rund hunderttausendmal schlägt unser Herz jeden Tag, versorgt uns, ohne dass wir einen Gedanken dafür haben.

Ich bin dankbar für jedes Stück Bewusstsein, für jede Zeile, die ich schreibe, für jeden Schritt, den ich auf meiner Strasse mache.



thinkabout.myblog.de vom 6.11.04, heute redigiert

08.März 2021, 21:30

Das soziale Dilemma online

Seit der Ankündigung von Whatsapp über die sich ändernden Datenschutzbestimmungen nimmt die Diskussion über den Wert und die Geissel der verschiedenen Plattformen wieder mal Fahrt auf. Wer hier liest oder mit mir privat Kontakt hat, weiss es längst: Ich habe mich wenigstens mal von den Erzeugnissen aus dem Hause Zuckerberg abgehalftert – und bin mir dabei bewusst, dass das nie komplett gelingen kann. Aber es soll hier mehr um uns gehen, um dich und mich. Denn ganz egal, wie verknechtend Logarithmen agieren wollen – wir bleiben selbst in einer Verantwortung – und entscheiden mit jeder Aktion über die Art und den Gehalt unserer Kommunikation. Dieses Wort ist ein Witz – oder tatsächlich eine Begegnungschance, für welche die virtuelle Welt alle Distanzen überwinden kann. Das bestimmen wir tatsächlich.

Wenn treffend festgestellt und uns auch vor Augen geführt wird, dass wir für die Social Media – Kanäle nicht die Kunden sind, sondern das Produkt, dann liegt es trotz aller Manipulationen doch nach wie vor und unbestreitbar an uns, welchen Gehalt unsere Nutzung der Kanäle hat – für die mit uns verbundenen Menschen und für uns selbst.

Schauen wir auf die Jungen und sind wir uns dabei bewusst, dass wir mit unserem eigenen Verhalten gewissermassen das Vorbild sind. Jaaah, so ungern das heute Menschen hören wollen, aber es gilt nach wie vor: Junge beobachten und imitieren die Erwachsenen, und selbst wenn sie in der Pubertät vor allem Ablehnung entwickeln und sich exakt über Kontras definieren wollen, kehren sie zur Auseinandersetzung mit den Vorgaben zurück, wenn sie selbst Entscheidungen treffen müssen. Das Schlimmste dabei ist eh, wenn wir einfach machen lassen – oder die Auseinandersetzung mit dem galoppierenden Fortschritt nicht annehmen – wenn wir für unsere Kids so für von gestern gelten, wie es die Politiker oft tatsächlich sind, dann wird es sehr schwer. Damit das anders kommt, ist aber vor allem die eigene Auseinandersetzung mit dem persönlichen Verhalten angesagt: Wie reagiere ich darauf, wenn ein Facebook-Post viel weniger Likes erhält als normal? Wie, wenn Kollegen viel mehr Beachtung finden? Selbst wenn wir nur eine Zahl registrieren oder eine Einblendung, so sollten wir uns bewusst sein, dass das etwas mit uns macht. Social Media zwingt uns – ist uns denn unsere eigene Psychologie und Denkweise Wert, geschützt oder überprüft zu werden – ganz persönliche Fragen an uns selbst zu richten:

Was ist meine Motivation für meine Online-Aktivität? Wie reagiere ich auf fehlende Beachtung? Wie oft kehre ich zu meinem Handy zurück, weil ja vielleicht noch jemand geantwortet hat? Wie stark weicht meine tatsächliche Online-Präsenzzeit (vor allem am Handy) von meinem vermuteten Wert ab? Wieviel Bestätigung brauche ich? Und wie soll sie aussehen? Bin ich davon abhängig?

Oder:

Würde ich mich mit den Personen, mit denen ich „in Kontakt stehe“, auch gerne treffen wollen?
Habe ich Zeit, aus einem Chat ein Gespräch werden zu lassen?

Bild: iStock/megamix

Es ist unfassbar, was zum Beispiel sog. Filterprogramme, mit denen Selfies bearbeitet werden können, bei Jugendlichen anrichten. Der Druck, so aussehen zu wollen und dann zu müssen, wie eine Instagram-Vorlage oder eine Selfieoptimierung, die ja doch augenscheinlich „schöner“ ist als ich selbst, kann in der virtuellen Blase, in welcher die Kinder stecken, rasend schnell ein Problem werden.

Und wie lesen wir Nachrichten? Aus welchen Quellen? Sind wir uns bewusst, was „googeln“ für die Informationen, die wir ausgespuckt bekommen, bedeutet? Was geschieht mit uns, wenn wir uns hauptsächlich über unsere Twitter- und Facebook-Accounts und über Youtube und Google News informieren? Über Kanäle, die EIN Ziel haben: Dass du möglichst schnell auf viele weitere Impulse mit Clicks reagierst. Liest Du aber einen Text in aller Ruhe zu Ende und denkst dann auch noch darüber nach, bist du schon fast der Albtraum der Portalkonstrukteure… Der Gedanke gefällt mir gerade sehr…

Und dann muss diese Bemerkung unbedingt noch sein: Aktuell werden die verschiedenen Messenger wie WhatsApp, Signal, Telegram und Threema (und es gibt noch einige mehr) mit einander verglichen. Threema hat den Nachteil, dass es als einziger dieser Anbieter kostenpflichtig ist. Aber nicht dass ihr nun meint, Threema koste eine monatliche Nutzungsgebühr oder so. Nein. Es geht schlicht um 3 Märker, die ihr einmalig abdrücken müsst, wenn ihr den Dienst nutzt. Aber alle Testberichte führen diesen Umstand ernst gemeint als Nachteil auf. Weil sie wissen, wie die Online-Welt darauf reagiert: Es herrscht eine Pfennigfuchserei vor, die unfassbar ist. Der Anspruch, dass alles gratis verfügbar sein soll, hockt ganz tief – und so braucht sich wirklich niemand zu wundern, dass die Firmen Wege suchen, dass sie anderweitig mit uns Geld verdienen – aber dann so richtig. So ergibt eines das andere: Wir wollen gratis konsumieren und finden uns darin vereint mit der Welt, bilden die grösstmögliche Ansammlung von Klickvieh und sind so ein Paradies für noch grössere Datensammlungen und Datenverwertungen.

Versteht mich nicht falsch: Ich finde das Internet fantastisch. Ich habe Leser. Ich werde immer wieder überrascht. Ich bleibe motiviert, so lange ich mir bewusst bin, dass ein vertiefter Kontakt sehr viel mehr Wert ist als eine Vielzahl von „Views“, „Clicks“, „Likes“.
Ich habe übers Internet viele hoch spannende Menschen kennen gelernt, und echte Freunde gewonnen. Vielleicht habe ich, im dankbaren Bewusstsein über diese Tatsache, endlich kapiert, WIE das gelungen ist. Durch wirkliche Kommunikation, durch Teilung und Zuhören mit Herz und Seele. Und Meinungen durfte ich mir bilden, vertieft. Durch gründliche, sachliche Argumentationen, die mich erreicht haben, durch gesetzte und gelebte Beispiele. Das Internet kann phantastisch sein. Wenn es zu meiner Lebendigkeit beiträgt. Und mit ihr ist nicht das helle Display gemeint, nicht wahr?


Netflix-Dokumentation: Das Dilemma mit den sozialen Medien.

Trailer:

04.März 2021, 7:12

Arbeit macht froh??

Genau so wie Arbeit nicht frei macht, ist sie ganz bestimmt für viele Menschen auch kein Freudespender. Arbeit macht erst richtig froh, wenn man darin eine Berufung erkennt – oder wenn man ein Team erleben und als dessen Teil etwas mit gestalten darf zu einem ganzheitlichen Gelingen. Unsere Freude an und bei der Arbeit ist also davon abhängig, wie sehr wir gefördert werden, weil die Arbeit zu unseren Talenten passt und die Menschen, die uns dabei begegnen, uns etwas zutrauen. Oder wir haben das Wissen über unsere Arbeit, dass sie notwendig und daher sinnvoll ist. Deshalb finden wir einen positiven Bezug zu ihr.

(c) Thinkabout: Bäuerin im Ladakh

Wer arbeitet, um schlicht das Pensum abzuspulen, das er zum überleben braucht, nach dem Motto, ohne Knete kein Brot, kann es vielleicht nicht besser treffen, für den Moment. Was aber, wenn sie oder er sich damit zufrieden gibt, dass Arbeit einfach sein muss, egal ob sie Spass macht? Es gelingt nicht, acht Stunden des Werktages in einer stumpfen Ecke seines Bewusstseins zu vergraben, um dann nach Büroschluss oder Schichtende mit dem Leben anfangen zu können. Das funktioniert nicht:

„Wer an der Arbeit keine Freude findet, dem wird sie in der Freizeit keinesfalls geschenkt.“

Ernst R. Hauschka

Wir sollten uns immer selbst so wichtig sein, dass wir unsere Erwartungen von Arbeit und Freizeit nicht vollständig trennen. Denn wir tragen immer unser ganzes Ich bei uns, auf dem Weg ins Kino genau so wie frühmorgens auf dem Weg „in den Stollen“. Wir brauchen Nahrung für uns selbst, für unseren inneren Frieden, für die Balance unserer Schritte durch den GANZEN Tag. Wenn der Job also öde ist, ist das ein Problem. Und finde ich keinen anderen oder besseren, so muss der Tag eben mit diesem Job besser werden. Also versuche ich doch besser, auch bewusst zu arbeiten, etwas mit Hand und Fuss abzuliefern, damit ich für mich selbst eine positive Rückmeldung über mein Tun und Verhalten bekommen kann.
Mag mir die Anerkennung auch versagt bleiben, ich für mich weiss, wann ich zufrieden mit mir sein kann. Wie werde ich danach den Kinobesuch noch freudvoller geniessen!

Und übrigens: Der Chef, der meine Arbeit nicht wertschätzt, trägt den eigenen Frust mit in seine Tage. Dass ich das von ihm abbekomme, ist nur scheinbar nicht sein Problem. [Und jaaah, es kann auch die Chefin sein!!]


thinkabout.myblog.de vom 6.11.2004, heute in mehreren Teilen redigiert

01.März 2021, 0:10

Die Sache mit der Aufmerksamkeit

Den folgenden Text habe ich im November 2004 geschrieben. Bis das erste iPhone in Europa auf den Markt kam, sollte es noch drei Jahre dauern:

Wie viele Möglichkeiten elektronischer Unterhaltung und Kommunikation hat unser Erfindungsgeist uns in den letzten 50 Jahren beschert?
Die Werbung preist uns alle diese Erzeugnisse an, ob Handy, Computer, Internet etc. Alles für uns und unsere Kommunikation!

Und was machen wir daraus?
Wir stürzen uns darauf, schaffen uns hoch auflösende Displays und „multiphone“-Klingeltöne an und was weiss ich was noch alles – um uns damit in Belanglosigkeiten selbst zu ertränken.
Wir verbreiten bedeutungslose Hülsen, statt uns um Inhalte zu kümmern. Wichtig ist, dass wir die Dinger alle brauchen, dass wir sie besitzen, aber nicht, was wir damit anstellen. Und statt dass wir Zeit gewinnen würden damit, verbrauchen wir sie durch Ablenkung. Den Wert, den diese neuen Möglichkeiten haben, erfassen wir nicht. Wir verwechseln ihn, verdecken ihn, indem wir Statussymbole aus den Tools machen. Jeder will erreichbar sein und misst damit die eigene Bedeutung. Dabei gibt es nichts Armseligeres als einen Gesprächspartner, der eine Unterhaltung unterbricht, weil er nervös seinen ganzen Körper abtastet, um das Hosentelefon, das gerade nicht dort zu sein scheint wo es sein sollte, zum Schweigen zu bringen.
Verzeihung, wertes Vis-à-Vis… reicht das, um zu erkennen, dass wirklich bedeutend ist, wer NICHT erreichbar sein muss oder will?

Man könnte ja hoffen, dass – wenn wir erst mal etwas Übung haben – wir uns schon wieder einkriegen und die moderne Technologie sinnvoller anwenden, , so dass der allgemeine Fortschritt nicht vor allem den persönlichen Rückschritt offenbart…

Aber wie ist es denn aus uns im Umgang mit dem guten alten Fernseher geworden? Wer schaut denn von uns bewusst fern? Selektiv, mit Bedacht – und konzentriert? Ich möchte nicht wissen, wie viele Menschen ganz ohne Programmzeitung auskommen. Das Ding läuft ja eh und es darf gezappt werden, was das Zeug hält. Wie viel Zeit vernichten wir doch täglich mit dieser Kiste! Ich nehme mich da nicht aus, weiss Gott nicht!

Von Zeit zu Zeit macht es allerdings „Klick“, und ich begreife für einen Tag, welchem Bock ich da aufsitze.

Ein gutes Buch macht dann den Abend zu etwas Besonderem, und wenn ich am ncähsten Tag eine gute Dokumentation bewusst auswähle, sie mir anschaue und nachher den Kasten auch wieder ausschalte, ja, dann finde ich mich gut. Ich darf mir dann einbilden, die Möglichkeiten der Informationsbeschaffung und Unterhaltung kontrollieren und tatsächlich gewinnbringend einsetzen zu können. Und dann, ja dann ist es tatsächlich toll, alle diese Möglichkeiten zu haben und sich wie in einem Gespräch von Menschen berühren zu lassen. Dann schaue ich ihre Berichte aufmerksam an und es ist fast, als begegnete ich den Menschen, von denen sie erzählen, selbst persönlich.

Aber eine Begegnung mit Freunden für einen Fernsehabend eintauschen? O nein! Nichts geht über eine reale Begegnung, in der Wärme, Herz, Seelentiefe ausgetauscht und immer wieder neu angeboten wird.


thinkabout.myblog.de vom 7.11.2004, heute redigiert

Unfassbar… ich darf gar nicht daran denken, dass diese Gedanken und Beobachtungen aus einer Zeit stammten, in welcher es noch nicht mal Smartphones gab. Heute haben viele Menschen Schwierigkeiten, fünf Minuten nichts zu tun. Es macht sie nervös, während sie die ständige innere Unruhe im eindimensionalen Multitasking mit ihrem Smartphone gar nicht mehr wahrnehmen. Wann hast Du das letzte Mal fünf Minuten nichts getan?

27.Februar 2021, 18:00

Ein Arbeitsumfeld wie eine Oase

Neben unserem Vertriebslager besteht seit Jahren eine kleine Autowerkstatt. Der Inhaber ist ein junger Italiener, ein Secondo, der in der Schweiz aufgewachsen ist und sich hier einen kleinen Traum erfüllt.

Der Mann ist auch der Traum jedes Nachbars: Zuvorkommend, freundlich, mit dem hilfsbereiten, aber nicht aufdringlich neugierigen Blick über den Zaun. Und seine Angestellten verbreiten gute Laune. Über dem geschäftigen Treiben ruht ein guter Geist, der auch in Hektik, Trubel oder bei plötzlichen Schwierigkeiten nicht so schnell verloren geht.

Ihre Arbeit verrät Kompetenz. Als Kunde fühlt man sich wohl, gut aufgehoben, weil die Mitarbeiter wirklich Mitarbeit leisten. Kein Hochglanz, keine Markenvertretung, keine Image-Kampagne ist dafür verantwortlich. Es sind die Menschen, die sich ergänzen und sich hier zusammen gefunden haben.

Das Geschäft scheint gut zu laufen. Ich gönne es meinem Nachbarn von ganzem Herzen. Er darf mir auch ruhig mal ein Auto auf den Parkplatz stellen. Gibt mir irgendwie das gute Gefühl, auch ein wenig Teil des Betriebes zu sein.

Seht her, DAS ist ein Mensch, der Gutes bewirkt. Nachhaltig, Tag für Tag, obwohl er darauf wahrscheinlich keinen Gedanken verschwendet. Er hat einfach seine Linie gefunden, nach der zu leben ihm Freude bereitet. Sein kleines Glück ist mehr als gross genug für ihn. Wüsste er, wie sehr er mich beeindruckt, wäre er erstaunt. Die selbstverständliche Bescheidenheit ist auch Teil seiner Zufriedenheit.


thinkabout.myblog.de am 4.11.04, heute redigiert

25.Februar 2021, 7:30

Erwartungen

Pflichtbewusstsein ist eine Tugend. Doch welche Pflichten sollen mir zur Tugend werden?

Die Welt ist voll von Menschen, die sich mit sehr viel Energie mit ihren Erwartungen an ihre Umgebung beschäftigen und in ihrem Umfeld Wohlverhalten entsprechend ihren eigenen Vorstellungen einfordern.

„Pflicht ist das, was man von anderen erwartet.“

Oscar Wilde

Pflichtbewusstes Verhalten ist meist tradiertes, anerzogenes Verhalten und dann auch ein Zwang, ein Gefängnis, aus dem der Mensch nicht heraus findet: Dann funktioniere ich ein Leben lang so, wie „man“ das von mir erwartet, egal wie unglücklich ich dabei bin.

Manchmal wäre es besser, ich verhielte mich mehr nach meinem inneren Gefühl und kümmerte mich weniger darum, was „man“ zu tun hätte. Persönlich kann ich sagen, dass die Brüche in meinem Leben oft Aufbrüche waren, wenn ich eine Erwartung bewusst nicht erfüllte. Das bedeutete eine Befreiung und keine Flucht, denn ich konnte ja der Erwartung von aussen nicht einfach mein eigenes Empfinden entgegensetzen. Daraus musste und sollte ja meine eigenen Erwartung werden, die mir dann auch wirklich positiver Ansporn sein konnte.

Hörst du den Satz: „Man tut so was nicht“, so ist Vorsicht geboten und die Frage liegt nahe: „Warum?“ Die Antwort, so ich dann eine bekam, sprach oft für sich selbst.
„Das macht man einfach nicht.“
Mit einem bereitwilligen „Warum?“ als Frage zu all meinem Tun herum zu laufen, kann sehr anstrengend sein. Ich sollte dabei vor allem darauf achten, dass ich diese Frage mehr mir selbst gönne und mein Verhalten damit hinterfrage, als damit meine Umgebung zu drangsalieren – sonst werde ich sehr schnell und mit Recht den eingangs dieses Textes beschriebenen Pflichtenbeschwörern zugeordnet.

Doch generell kommt die Frage: „Warum?“ in meinem Leben viel zu wenig vor. Nicht wahr,

Thinkabout?


Ursprung: thinkabout.myblog.de am 3.11.04 08:41, heute stark redigiert

24.Februar 2021, 18:50

Wachsen

Leben ist Wachsen. Lebenskraft strebt nach dem Licht. Während Bäume natürlich ihrer Bestimmung folgen, müssen wir es eher erst lernen… wir müssen, wir dürfen heimkommen…

„Die Zeit verwandelt uns nicht, sie entfaltet uns nur.“

Max Frisch

Das Leben macht uns täglich Angebote. Wir können lernen und dabei wie Reisende auf neue Entdeckungen ausgerichtet sein. Je bewusster ich mir das mache, um so schneller komme ich immer auf die gleiche, faszinierende Erkenntnis:

Was ich finde, ist immer schon in mir.
Ich trage alles, was ich brauche, bei mir.
Ich bin nicht nur voll von Fragen,
ich kenne auch Antworten.

Ich möchte also viel besser auf mich hören lernen. Und bewege ich mich in der Natur, so zeigt sie mir fürsorglich, dass ich ein Teil von ihr bin, ein Teil der Schöpfung, so gewollt wie der mächtige Baum mit seinem festen Wurzelwerk in der Nähe meines Daheims.


thinkabout.myblog.de – am 2.11.04 08:56heute redigiert

22.Februar 2021, 21:15

10min schreiben über: Glück

Glück ist das Gefühl, vom Schicksal geliebt zu werden. Es ist die unfassbare Fülle wunderbarster Eindrücke, der Moment, der in seiner Schönheit und Glückseligkeit jeden Kummer, jede Unsicherheit vertreibt. Glück ist ein Höhepunkt, ein unbeschreibliches Erleben, ist Verliebtsein in eine Person, in den Lebensmoment, die momentane Leichtigkeit, alles gut zu finden, wohl zu sein in einer Bewunderung für etwas Entdecktes. Glück ist flüchtig. Kann kaum ein Zustand sein, aber auch viel mehr als ein Rausch. Glück kann auch nachhaltig wirken. Glück für sich ist so unglaublich grossartig, dass es gar nicht zu packen ist. Es kann nicht festgehalten werden. Es ist ja auch zu uns gekommen wie angeworfen. Es hat uns überfallen. Unverhofft. Und nicht oft. Glück ist hoffentlich nicht einmalig, aber es macht einen bestimmten Augenblick einzigartig. Glück sendet Schmetterlinge in den Bauch, ist Verliebtsein und Leichtigkeit. Glück kann erinnert werden und ersehnt. Glück lässt sich nicht herstellen. Es wird geschenkt. und oft wissen wir nicht, warum wir es erfahren. Glück ist ein Geschenk, ein Ausflug, eine Explosion, ein Feuerwerk. Glück kann nicht bleiben. Es wäre so nicht auszuhalten. Aber die Erfahrung, ein Glück erfahren zu haben, kann anhalten und zeigen, was passieren kann. Was mir passieren kann.

Glück ist, die Schönheit des besonderen Augenblicks einfach sehen zu müssen, gar nicht anders zu können, überwältigt zu werden. Und so kann aus dem Glück die Freude wachsen, das Staunen, Glauben und Wissen, dass es ein Leben gibt, in dem gute Gedanken eine Geborgenheit haben.


eine Auftragsarbeit